Zeit des Zorn
blutend - blicken auf und um sich herum,
als wollten sie fragen
Woher kommt der Tod?
Er kommt von
Chon,
der erneut nachlädt, abdrückt und Sekunden später Ist es still, abgesehen von
dem Knistern der Flammen und dem Stöhnen der Verwundeten.
Chon
lässt das Gewehr fallen, es Trifft scheppernd auf den Felsen, und er Klettert
herunter zum Pick-up, der im Gestrüpp am Straßenrand versteckt steht, fährt
los und rast zu Ben
Dessen
Gesicht im Flammenmeer leuchtet Und der zwischen den Toten und Sterbenden
steht. »Hol das Geld«, sagt Chon. Er greift dem toten Fahrer unter die Beine
und entriegelt den Kofferraum. Mit einem dumpfen Knacken geht er auf.
Leinensäcke voller Bargeld.
Sie hieven es heraus und
tragen es zu ihrem eigenen Wagen, gehen zurück, um den Rest zu holen, da hört
Ben den Schuss und sieht Chon herumwirbeln und fallen und
Ben
Dreht sich blitzschnell
um und erschießt den Schützen, der ohnehin im Sterben lag.
Ben zieht Chon aus dem
Dreck, hilft ihm zum Pick-up und setzt ihn auf den Beifahrersitz. Er will sich
hinters Steuer klemmen, aber Chon sagt: »Hol den Rest der Kohle. Und Ben, du
weißt, was du zu tun hast.«
Ben schnappt sich die
letzten beiden Säcke und wirft sie in den Wagen.
Dann
geht er zurück.
Er
weiß
Was
er zu tun hat.
Verletzte
Überlebende könnten sie identifizieren Und O umbringen. Er findet drei noch lebende Männer.
In fötaler Haltung, vor
Schmerzen zusammengerollt. Er schießt jedem von ihnen in den Hinterkopf.
Scheiß drauf.
Chons Antwort auf Bens:
»Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen.«
Chon reißt ein Stück von
seinem T-Shirt ab, drückt es sich fest auf die Schulter, auf die Wunde, und
drückt weiter.
»Wo ist das nächste
Krankenhaus?«, fragt Ben.
»Wenn du mit einer
Schusswunde ins Krankenhaus fährst«, sagt Chon ruhig, »rufen die sofort die
Bullen. Fahr nach Ocotillo Wells.«
»Hast du noch alle Tassen
im Schrank?«, erwidert Ben, die zitternden Hände am Lenkrad. In Ocotillo Wells
gibt es kein Krankenhaus. Das ist ein kleines Wüstennest, ein Treffpunkt für
Geländewagenfreaks.
»Ocotillo Wells«,
erwidert Chon.
»Okay.«
»Du machst das super.«
»Stirb bloß nicht«, sagt
Ben. »Bleib bei mir. Sagt man das nicht so?« Chon lacht. Chon ist so cool.
Hat das alles schon mal
mitgemacht.
In Afghanistan. Als der
Konvoi in einen Hinterhalt geriet. Schmale Bergstraße. Die Scheiße flog ihnen
um die Ohren, Menschen wurden verletzt, entweder man bleibt cool, oder die
eigenen Leute sterben, du stirbst.
Das will man nicht,
deshalb bleibt man cool, man holt sie ... Alle raus. Apropos ...
Mitten im Nirgendwo fährt
Ben von der Schotterstraße ab und neben einem Airstream-Trailer ran.
Steppenläufer wirbeln wie
von einem Filmset herübergeweht umher. Ein Stromkabel führt notdürftig
befestigt von einem Telefonmast zum Wohnwagen. Ein alter Pick-up und ein Dodge
GT parken unter einem selbstgebauten Vordach aus Weidenstöcken.
»Fahr ganz dicht ran«,
befiehlt Chon. »Geh und klopf an die Tür, sag dem Doc, dass du mich im Wagen
hast und ich was abgekriegt hab.«
Ben steigt aus.
Seine Beine fühlen sich
an wie aus altem Gummi, instabil und wacklig.
Er steigt die Holzstufen
zum Wohnwagen hinauf und klopft. Hört: »Drei Uhr dreißig, ich hoffe, dafür
gibt's einen verdammt guten Grund.«
Die Tür geht auf, ein Typ
ungefähr im selben Alter wie er selbst starrt Ben an. Boxershorts und sonst
nichts, zerzaust, rote Augen, er sieht Ben an und sagt:
»Wenn du von den scheiß
Zeugen Jehovas oder so kommst, tret ich dir in den Arsch.«
»Es geht um Chon. Er
wurde angeschossen.«
»Bring ihn her.«
Ken »Doc« Lorenzen,
ehemaliger Arzt in Chons SEAL-Team ist eine coole Sau.
Wer's nicht glaubt, hätte
ihn da im Hinterhalt sehen sollen - wie Trockeneis bei dreistelligen
Hitzetemperaturen -, bedacht und zügig versorgte er einen Verwundeten nach dem
nächsten - als würde nicht auf ihn geschossen, als wären sie keine Zielscheiben
gewesen. Wenn es nicht so ernst gewesen wäre, hätte es auch komisch sein
können, den Doc da draußen mit seinem seltsamen Körperbau zu beobachten - kurze
Beine, kurzer Rumpf, lange Arme -, wie er Leben rettete. Für das, was der Doc
an jenem Tag geleistet hat, hätte er eigentlich eine Medal of Honor verdient,
aber das ist ihm egal.
Er hat seinen Job
gemacht.
Er hat sie alle
rausgeholt.
Jetzt lebt er in einem
Wohnwagen von seiner Pension und der Behindertenrente, säuft Bier, ernährt sich
von Dosenchili
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