Zeit des Zorn
und Fertiggulasch, guckt Baseball und Pornos auf seinem kleinen
Fernseher, es sei denn, es gelingt ihm, eine Geländewagentusse, der es nichts
ausmacht, dass er in einem Wohnwagen lebt, von ihrem Geländebuggy zu zerren.
Das Leben ist in Ordnung.
Er fegt zerdellte
Bierdosen, Zeitungen, Pornos und eine Tüte Chips vom »Küchen«-Tisch. Chon
schiebt sich drauf und legt sich hin.
»Ist das steril?«, fragt
Ben.
»Erzähl mir nicht, wie
ich meinen Job zu machen hab. Geh Wasser kochen oder so.«
»Brauchst du kochendes
Wasser?«
»Nein, aber wenn du dann
die Klappe hältst...«
Er findet seine
Instrumente unter einem zerknitterten Neoprenanzug, schneidet Chon das T-Shirt
vom Oberkörper und prüft die Schulter. »Das ist eine filmreife Wunde, Bruder.«
»Direkt ins Fleisch. Muss
von der schusssicheren Weste abgelenkt worden sein.“
»Steckt sie noch drin?“
»Allerdings.«
»Kannst du sie
rausholen?“
»Na klar.«
Willst du mich
verarschen? Ein einfacher chirurgischer Eingriff in einem (mehr oder weniger)
sauberen Wohnwagen mit Klimaanlage und ohne das Risiko, von einem Sprengsatz
oder einem Scharfschützen bei der Arbeit erwischt zu werden?
Mach mal halblang.
Das kannst du auf der
Nasenflöte pfeifen.
Er nimmt einen Wundtupfer
und sterilisiert die Stelle. Er gießt Desinfektionsmittel in ein Glas und
taucht seine Instrumente rein.
Ben sieht das Skalpell.
»Willst du ihm keinen
Whiskey oder so was geben?«, fragt er.
»Im Ernst, was bist du
für ein Vogel?«, fragt der Doc. Er nimmt eine Ampulle Morphium. »Was habt ihr
beiden überhaupt angestellt, dass mein Kleiner hier nicht im Krankenhaus
liegt?«
Chon antwortet: »Hast du
noch ein Bier da?«
»Keine Ahnung.«
»Morphium und Bier?«,
fragt Ben.
»Beer's
not just for breakfast anymore«, singt der Doc.
Er zieht die Spritze auf
und findet eine hübsche Vene.
Ben
geht raus und zählt das Geld. 3,5 Millionen Dollar. Mission erfüllt.
Nicht mal in
Südkalifornien, nicht mal mitten in der Wüste kann man sechs tote Mexikaner
zwischen drei schwelenden Autowracks liegen lassen, ohne damit ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit zu
erregen.
In Südkalifornien nimmt
man Autos sehr ernst.
Mexikaner hingegen
sterben ständig in der Wüste.
Vielleicht nicht
unbedingt täglich, aber in die Schlagzeilen kommt so was auch nicht.
Größtenteils sind das mujados, die in dem heißen, wilden Gebiet zwischen San Diego
und El Centro über die Grenze wollen und
sich entweder ganz alleine verlaufen oder von Schleppern da draußen abgesetzt
werden und dann an einem Hitzeschlag sterben oder verdursten. Das hat sogar
dazu geführt, dass die Border Patrol kleine Wasserspeicher mit roten Flaggen an
langen Stangen markiert hat, weil nicht mal die Beamten von der Grenzpolizei
wollen, dass das endlose Versteckspiel tödlich endet.
Mexikanische
Drogendealer?
Das ist wieder eine ganz
andere Geschichte.
Mit so einem Scheiß
rechnet man südlich der Grenze - da gehört das zum Alltag, die Zeitungen sind
voller Schlagzeilen und Fotos von Toten und Enthaupteten, zerschossenen und
zerbombten Fahrzeugen und dazu ein buntes Potpourri spanischer Namen,
durchmischt mit Begriffen wie »Kartell« und »War on Drugs« und meist auch einem
Kommentar von einem Sprecher der amerikanischen Drogenbehörde.
Da unten rechnet man
damit, so was erwartet man von diesen Leuten.
Und man rechnet auch
gelegentlich mit einer Reaktion auf solche Ereignisse in den Barrios von San
Diego, Los Angeles und sogar bestimmten Gebieten von Orange County (ganz
bestimmten Gebieten - Santa Ana oder Anaheim -, in Irvine und Newport Beach
habt ihr nichts verloren, amigos. Macht schön den Pool
sauber und geht brav nach Hause).
Aber eine ausgewachsene
mexikanische Schießerei - mit Sprengsätzen und ausgebrannten Autos - auf dieser Seite der Grenze?
Das ist ein bisschen
viel.
Das ist unerhört.
Das ist nachgerade
unheimlich, das ist es.
Das macht die
Radiomoderatoren so wuschig, dass sie kaum noch ruhig auf ihren fetten Ärschen
sitzen bleiben können, weil das aussieht nach La Reconquista
Einer mexikanischen
Invasion. Vor der alle seit Jahren gewarnt haben, aber die Regierung will ja
einfach nicht hören. (Bush brauchte die mexikanischen Wählerstimmen, und Obama
... na ja, Obama ist doch selbst ein illegaler Immigrant, oder nicht? Ein
Schwarzarbeiter im Weißen Haus. Schade bloß, dass es auf Hawaii keine scheiß
Wüste gibt.)
Es genügt wohl zu sagen,
dass es in dieser hier brodelt.
Sogar Dennis
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