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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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Sehenswürdigkeiten.
    „Wenn du magst, können wir anschließend noch an die Ostküste fahren.“
    Meine Mutter seufzte und packte im Geist wohl Badeanzug und Saunahandtuch wieder ein. „Was schlägst du also vor?“
    „Wir werden ein Taxi nehmen.“
    Ich drückte Milla Paul in die Arme und steuerte eins der Fahrzeuge an, die vor dem Ankunftsgebäude des Flughafens auf Passagiere warteten.
    „Ich möchte nach Galway“, teilte ich dem rotgesichtigen Fahrer mit, der gelangweilt in seinem Auto saß und las.
    „Oh, Galway“, wiederholte er und legte die Zeitung auf den Beifahrersitz. Er schien Lust auf ein Schwätzchen zu haben. „Eine wundervolle Stadt. Möchtest du von dort weiter nach Connemara reisen?
    „Vielleicht. Ich weiß es noch nicht“, antwortete ich, an Small Talk wenig interessiert. „Wie viel kostet die Fahrt dorthin?“
    Der Mann überlegte einen Augenblick. „250 Euro. Aber weil du so ein entzückendes Mädchen bist, für dich 200.“
    „200 Euro!“ Ich keuchte. „Das ist zu viel. Wissen Sie, ob ein Bus von hier nach Galway fährt?“
    Der Mann nickte sichtlich enttäuscht. „Die Busse fahren jede Stunde dort drüben ab.“ Er deutete mit seinem Kinn vage auf eine Bushaltestelle mit der Aufschrift „Bus Eireann“ und vertiefte sich erneut in seine Lektüre.

    Tatsächlich würde in nur 30 Minuten ein Bus nach Galway abfahren, das Ticket sollte nur knapp 20 Euro kosten.
    Doch Milla war entsetzt. „Wir sollen mit dem Bus fahren? Und die Fahrt dauert zweieinhalb Stunden.“
    „Mit dem Auto wären wir fast genauso lange unterwegs gewesen. Aber wenn du möchtest, darfst du uns auch gerne die Taxifahrt dorthin spendieren. Kostet dich nur 200 Euro. Wenn du den Taxifahrer bezirzt, kannst du den Preis eventuell auf 150 drücken. Oder du schaust in deinem Brustbeutel nach. Vielleicht hast du den Führerschein aus Versehen doch eingepackt“, fügte ich provozierend hinzu.
    Aber schon der von mir genannte Preis hatte meine Mutter verstummen lassen und sie folgte mir, ohne zu murren, zur Bushaltestelle.
    Der Bus fuhr bereits 15 Minuten früher ab. Erleichtert ließ ich mich in einen der Sitze fallen und schaltete, unter dem Vorwand die Wettervorhersage für die kommenden vier Tage zu checken, das Handy an. In Wahrheit wollte ich nachschauen, ob Sam sich bei mir gemeldet hatte. Fehlanzeige! Aber Helga hatte fünf Mal versucht, mich zu erreichen, ich hatte eine SMS von Lilly bekommen und gleich zwei Nachrichten von Mia.
    Na toll! Wenigstens nach Paul hätte Sam sich erkundigen können! Ließ ihm Monika keine Zeit für solch profane Dinge wie das Schreiben einer Nachricht oder einen kurzen Anruf? Ich schob das Bild von ihm beiseite, wie er mit verbundenen Augen auf einem roten Satinbetttuch lag und Monika Vanilleeis aus seinem Bauchnabel schlürfte, und gönnte mir stattdessen für einige wohlige Augenblicke die Vision, wie ich den Kopf meiner Kollegin immer wieder gegen die Kante eines Waschbeckens schlug.
    Lustlos öffnete ich dann die Nachrichten von Lilly und Mia.
    Ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit in Irland voller Sonnenschein und Schafen. Mit dem Bus ist es garantiert viel entspannter als mit dem Auto. Es wird sich alles richten. Liebe Grüße, Lilly
    Wie kann man so doof sein und seinen Führerschein zu Hause vergessen? Falls du im Bus einen gut aussehenden Iren triffst, gib ihm meine Telefonnummer! Mia
    Aber keinen mit roten Haare und Sommersprossen. Ich möchte einen schwarzhaarigen.
    Die Buschtrommel funktionierte in meiner Familie wie immer vorzüglich. Alle meine Schwestern hatten bereits von meinem Missgeschick erfahren. Und natürlich musste jede dazu einen Kommentar ablassen.
    Ich verdrehte die Augen. Manchmal war es mir in meiner Familie einfach zu eng.

    Das Irland, das hinter dem Busfenster an mir vorbeizog, hatte wenig gemein mit dem idyllischen Plätzchen, das ich aus Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen kannte. Zwar entdeckte ich zahlreiche Schafe, doch die sahen viel schmuddeliger aus als ihre prominenten Brüder und Schwestern. Sie ähnelten mehr einem ausgedrückten Schwamm als einer pudrigen Wolke. Und der Himmel präsentierte sich nicht zartblau, sondern grau, ohne auch nur die kleinste Farbschattierung. Ein wütender Wind zerrte an den verkrüppelten Bäumen, deren Äste wie Spinnenbeine in die Höhe ragten. An den Stämmen schlängelte sich zerzaustes Efeu hoch. Den einzigen Farbklecks in der ansonsten tristen Szenerie bildeten die Wiesen, die mit ihrem wie gephotoshopt

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