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Zeit für Eisblumen

Zeit für Eisblumen

Titel: Zeit für Eisblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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zugekleistertes Gesicht zu.
    „Auf bild.de ist ein Foto von Lady Gaga mit einer türkisfarbenen Rosentasche abgebildet. Gestern haben sie Sienna Miller mit einem schwarzen Maxirock gezeigt, auf dem Rosen abgedruckt waren. Ich denke, dass Rosen in diesem Herbst ein ganz heißes Thema in der Mode sein werden“, erklärte sie süßlich.
    Ulf schaute mich an. „Was sagst du, Fee?“
    „Rosen. Kann sein. In letzter Zeit gab es nur wenig florale Drucke in der Mode“, antwortete ich bemüht gelangweilt. Mir schwante jedoch Schlimmes. Und tatsächlich!
    „Rosen werden diesen Herbst ein ganz wichtiges Thema in der Mode sein, glaub’ mir. Ich finde, du solltest sie heute in Fees Welt aufgreifen.“ Monika drehte eine Haarlocke um den Finger und schaute mich unschuldig an.
    Ich hatte es geahnt! Diese Schlange! Sie war am Freitag im Fundus gewesen, als ich mir das Outfit für den heutigen Drehtag zusammengestellt hatte: eine Bikerjacke zu einem duftigen Sommerkleid und hohe Pumps mit einer Reißverschlussnaht. Sie wollte meinen Dreh sabotieren.
    „Das geht nicht.“ Ich straffte den Rücken. „Ich werde über Reißverschlüsse berichten. Der Trend dominierte die Frühjahrs- und Sommerkollektionen fast aller Modehäuser. Vor allem Chloe und Givenchy haben auf den Fashion Weeks ihre Models damit über den Laufsteg geschickt.“
    „Du könntest den Beitrag nächste Woche bringen. Durch das Lady-Gaga-Bild ist die Rosensache tagesaktuell“, gab Ulf zu bedenken.
    „Aber ich habe Reißverschlüsse vorbereitet“, flüsterte ich fassungslos und sah Meike, meine Redaktionsassistentin, Hilfe suchend an.
    Sie öffnete den Mund, doch ein Blick von Ulf ließ sie verstummen.
    „Gut, Rosen!“ Ich sank in meinen Stuhl zurück.
    Vom Rest der Konferenz bekam ich nichts mehr mit. In meinem Kopf rotierte es. Ich hatte vorgehabt, die heutige Sendung im puristischen Ambiente der BMW-Welt zu drehen. Das Rosenthema würde dort wohl kaum hineinpassen. Ich musste also anrufen und den Termin auf nächste Woche verschieben, einen neuen Drehort besorgen, das Internet nach Stars im Rosenoutfit oder mit Rosenaccessoires durchforsten, im Fundus nach ebensolchen Dingen suchen und mir einen Text für mich und den Sprecher, der den Beitrag nachher vertonen sollte, überlegen. Das Filmteam würde mich um elf Uhr abholen kommen. In genau einer Stunde! Ich schrieb hastig eine Nachricht an Silvia, die Betreuerin des Fundus’: „Hast du irgendetwas mit Rosen für mich? Monika hat mein Reißverschlussthema gekippt.“
    Silvia antwortete umgehend: „Nein, nichts! Nur einen langen Rock mit Blumen, die so ähnlich aussehen wie Rosen.“
    Ich verdrehte die Augen. So ähnlich wie Rosen. Super! Aber zur Not würde es gehen. Kaum hatte Ulf das Schlusswort gesprochen, spurtete ich nach draußen.
    „Fahr in die Stadt und besorg mir irgendein Accessoire mit Rosen“, zischte ich Meike im Vorbeirasen zu. „Wir holen dich um halb zwölf am Sendlinger Tor ab.“
    Zum Glück fand ich nach nur fünfminütiger Internetrecherche neben Lady Gaga und Sienna Miller noch vier weitere Prominente, die diesen Trend mitmachten. Ich druckte deren Bilder aus und rannte zum Fundus, um meinen Rock abzuholen. Die Blumen darauf sahen tatsächlich ein wenig wie Rosen aus. Aber zoomen durfte der Kameramann nicht.
    Als ich mit dem Rock und einem roten Shirt zurück an meinen Schreibtisch kam, standen Monika und zwei Praktikantinnen davor.
    „Seitdem sie das Baby hat, ist sie nicht mehr bei der Sache“, hörte ich meine Kollegin sagen. „Wenn ihr das Internet nach neuen Themen durchforstet, darf euch ein solcher Trend nicht entgehen. Stellt euch vor, ein anderes Boulevardmagazin greift die Rosensache auf und wir nicht. Wie peinlich!“
    „Was ist peinlich?“, fragte ich provokant und alle drei fuhren herum.
    „Lady Gagas Rosentasche“, sagte Monika, ohne mit der Wimper zu zucken und lachte gekünstelt. „In diesem Türkiston. Wie peinlich! Aber was sollen wir machen? Alles, was diese Frau trägt, wird zum Trend.“
    Die beiden Praktikantinnen schauten betreten zu Boden. Ich starrte alle drei wütend an und verzog mich an meinen Platz. Susann, die einen Schreibtisch neben mir saß, hatte das Gespräch ebenfalls belauscht.
    „Sie ist eine falsche Schlange. Vergiss, was sie gesagt hat. Hast du gesehen, was sie heute anhat?“, fragte sie mitfühlend. „Geht gar nicht, oder?“
    Ich nickte ihr dankbar zu. Tief in meinem Innern aber wusste ich, dass in Monikas Gerede mehr als nur

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