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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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als unseren hausinternen medizinischen Experten. Wir reden vielleicht nicht ständig darüber, aber wir alle sind uns durchaus darüber im Klaren, wer du bist.«
    »Ich bin sicher, ich bin nicht die Einzige, die dich anruft und um kostenlosen ärztlichen Rat bittet«, sagte Alison, und wir lächelten alle.
    »Außerdem«, meinte Lindsey, während sie Chuck scherzhaft mit etwas Wasser bespritzte, »unterschätz nicht das komische Element. Wir zählen auf dich, dass du von Zeit zu Zeit die Stimmung etwas aufhellst. Das kann nämlich niemand besser als du.«
    »Ja, na ja, ich wollte eben einfach sagen, was mir durch den Kopf gegangen ist.«
    »Ich bin froh, dass du das getan hast«, sagte Alison.
    Wir sahen uns an, schwebten im See an den vier Spitzen eines unsichtbaren Diamanten, und es herrschte eine Symmetrie zwischen uns, die gefehlt hatte, seit wir nach Carmelina gekommen waren. Jeder von uns war ein Teil dieses komplizierten Puzzles, das vor Jahren auseinandergenommen wurde, und Chucks Bemerkungen hatten das alte Band zwischen uns endlich ausgegraben, und wirfügten uns wieder ins Gesamtbild ein. Zu wissen, dass wir alle das Bedürfnis verspürt hatten, zusammenzukommen, uns neu zu gruppieren und die unterschiedlichen Wunden und Narben zu begutachten, die wir in den Jahren seit dem College angesammelt hatten, vereinte uns in einem Gefühl des Wohlbefindens.
    »Wir sind wie eine Käferplage«, sagte ich.
    »Wie bitte?«, fragte Alison.
    »Das habe ich im Discovery Channel gesehen. Es gibt da diese Käfer, die Blätter fressen, aber sie müssen in Gruppen fressen, viele Käfer an demselben Blatt. Auf diese Weise verdünnen sie die giftigen Bestandteile des Blatts, indem sie sie über die Gruppe verteilen. Wenn ein oder zwei von ihnen versuchen würden, das ganze Blatt allein zu fressen, würde das Gift sie töten. Ich hab das Gefühl, jeder von uns hat bei dem, womit er zu kämpfen hatte, seine Ration Gift abgekriegt, und als wir zusammen hierherkamen, da ähnelten wir diesen Käfern, die auf das Blatt klettern, um es gemeinsam zu erledigen.«
    Alle dachten einen Augenblick lang oder zwei über meine Analogie nach, und dann sagte Chuck: »Ben, ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass du bei weitem zu viel Freizeit hast. Ich meine, wann zum Teufel lässt du dir eigentlich einen solchen Scheiß einfallen?«
    Ich spritzte ihm lachend ins Gesicht. »Schließen wir einen Pakt«, sagte ich. »Wir sollten einmal im Jahr für ein verlängertes Wochenende hierherkommen, nur um den Kontakt zueinander nicht abreißen zu lassen.«
    »Klingt gut«, meinte Alison, während sie sanft auf der Stelle schwamm.
    »Ich bin dabei«, sagte Lindsey.
    »Okay«, sagte Chuck. »Wir haben ein Jahr Zeit, um den nächsten Kandidaten für eine Intervention zu wählen.«
    Wir lachten. Ich wusste, dass es äußerst unwahrscheinlich war,dass wir uns tatsächlich an den Pakt halten würden, aber es gab uns ein gutes Gefühl, ihn trotzdem zu schließen. Es hieß, dass wir alle zumindest in diesem Augenblick dieselbe Verbundenheit zueinander empfanden. Dann verspürte ich allmählich einen pochenden Schmerz in der Seite, und ich begriff, dass mein angeknackster Torso genug hatte. Stöhnend schwamm ich zu dem Felsen hinüber und hangelte mich an seinem Sockel entlang bis zu einer Stelle, an der ich mich aus dem Wasser stemmen konnte. Meine durchnässte Kleidung zog mich schwer nach unten, und ich stöhnte unter der Anstrengung. »Alles okay mit dir?«, fragte Lindsey, die hinter mir angeschwommen kam.
    »Alles okay«, log ich, während ich in der kalten Luft zitterte. »Ich könnte noch einen Schuss Kodein gebrauchen.«
    »Okay, gehen wir raus.« Mühelos stemmte sie sich auf den Felsen und wandte sich dann zu Chuck und Alison um. »Kommt ihr?«
    »Augenblick«, sagte Chuck. »Ich pinkle noch.«
    »Chuck!«, kreischte Alison und schwamm lachend rasch zum Felsen hinüber.
    »Oh, ich bitte dich«, rief er ihr hinterher. »Erzähl mir doch bitte nicht, dass du nicht genau dasselbe gemacht hast!«

32

    W isst ihr, was mich wirklich nervt?«, fragte Alison Lindsey und mich, nachdem sie einen Schluck aus ihrem Becher genommen hatte. Wir hatten uns alle den Schmutz aus dem See abgeduscht und saßen nun zu dritt im Wohnzimmer und tranken heißen Cidre, während Chuck oben seine Sachen packte. Das Seewasser war zwar warm gewesen, aber die Luft richtig eisig, als wir in unseren durchnässten Klamotten zum Haus zurückrannten, und wir kämpften

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