Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
Vom Netzwerk:
entfernt zu sein, und die Aussicht, zurückzufahren, erfüllte mich mit einem seltsam bangen Gefühl. Auch wenn ich mir mein Apartment und meine Kabine bei
Esquire
lebhaft vorstellen konnte, konnte ich doch an beiden Orten keine Spur von mir selbst entdecken. Es war, als würde ich Fotos in einem alten Album betrachten, vertraut, aber ohne Bedeutung. Ich fragte mich, wie lange es nach meiner Rückkehr wohl dauern würde, bis die Leere mich wieder im Griff hatte. Ich dachte über Lindsey nach, und über die Logistik, wenn jeder von uns in seine Wohnung zurückgekehrt sein würde, ich in meine auf der Upper West Side und sie in ihre in Soho. Nach allem, was wir in der vergangenen Woche gemeinsam durchlebt hatten, erschien es nicht sehr sinnvoll, getrennt zu leben, aber nach einer Woche schon zusammenzuziehen kam mir ebenso unvernünftig vor. Alles, was in den Bergen perfekt geklappt hatte, sah aus, als würde es einer genaueren Betrachtung, wenn wir in die Stadt zurückgekehrt sein würden, nicht standhalten. Trotzdem, früher oder später mussten wir zurückfahren.
    Meine Stimmung verdüsterte sich zunehmend, während ich diese Fragen in meinem Kopf wälzte, aber bevor ich zu irgendeinem Entschluss kommen konnte, sah ich durchs Fenster einen Streifenwagen, der in diesem Augenblick in die Auffahrt einbog.

    Deputy Dan war zurückgekommen, und diesmal war er nicht allein. Er hatte seinen Boss mitgebracht. Sheriff Joseph Sullivan sah aus, als ob eine Casting-Agentur ihn für die Rolle des klassischen Polizisten ausgewählt hätte, ein kleiner, gedrungener Mann von etwa fünfzigJahren mit einem fleckigen, fleischigen Gesicht und dünnen, kantigen Lippen. Allem Anschein nach entstammte er der geistigen Richtung, die die Ansicht vertrat, solange man sich ein paar dünne Strähnen über die glänzende Birne kämmte, könne man es vermeiden, im juristischen Sinn als glatzköpfig eingestuft zu werden. Sullivan hatte blassblaue Augen, die eine geduldige Intelligenz ausstrahlten, einen Schmerbauch und einen Durchsuchungsbefehl für Alisons Haus. Er reichte Alison die Papiere, während er auf der Veranda vor dem Haus stand und sich damit zufriedengab, dass sie sie eingehend studierte, bevor er sich einen Schritt in Richtung Tür bewegte.
    »Das begreife ich nicht«, sagte Alison stirnrunzelnd, während sie konzentriert noch einmal das Dokument durchsah. »Mit welcher Begründung haben Sie den Antrag hierfür gestellt?«
    »Wir haben unsere Gründe«, erklärte Deputy Dan hohnlächelnd, der hinter Sullivans linker Schulter Stellung bezogen hatte.
    Der Sheriff warf seinem Deputy einen stirnrunzelnden Blick zu, einen geladenen Halt-den-Mund-Blick, und wandte sich dann wieder zu Alison um. »Ich bin sicher, Deputy Pike hat Ihnen bei seinem gestrigen Besuch hier erklärt, dass wir uns inmitten einer äußerst heiklen Ermittlung befinden.«
    »Um ehrlich zu sein, Sheriff«, sagte ich, während ich mich zu ihnen auf die Veranda gesellte, »konnten wir nicht recht schlau werden aus dem, was Deputy Dan« – ich verbesserte mich rasch – »Deputy Pike uns erzählt hat. Ich denke, als Erklärung sind Sie uns ein bisschen mehr schuldig als das hier.«
    »Na, wir sollten uns jetzt nicht gleich selbst überflügeln wollen«, gab der Sheriff mit einem listigen Lächeln zurück. »Als Erstes hätte ich gern, dass Ms Scholling uns hier einmal rasch durchs Haus führt. Wir wollen nichts durcheinanderbringen, nur einen kurzen Blick in jedes Zimmer werfen. Und danach können wir uns dann alle zusammensetzen und ein bisschen plaudern, die Karten offen auf den Tisch legen, sozusagen.«
    »Können die das einfach machen?«, fragte ich Alison. »Können die einfach so in dein Haus stürmen, ohne eine einwandfreie rechtliche Begründung?«
    »Wir haben mehr als genug rechtlich einwandfreie Begründungen«, widersprach Deputy Dan.
    »Mit Ihnen hat niemand geredet, Arschloch«, sagte ich.
    »Hey!«, begann Deputy Dan und trat einen Schritt auf mich zu, aber Sullivan schnitt ihm das Wort ab.
    »Bleib auf dem Teppich, Bürschchen«, sagte er zu mir. »Sie benehmen sich nicht gerade wie ein Unschuldiger.«
    »Wie, glauben etwa nur Kriminelle, dass er ein Arschloch ist?«, fragte ich. Sogar der Sheriff lächelte über diese Bemerkung, einen kurzen Augenblick lang, aber Deputy Dans Hand glitt auf einmal nach unten und umfasste den hölzernen Schlagstock, der an seinem Gürtel befestigt war. »Kleines Stück Scheiße!«, murmelte er.
    »Okay!«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher