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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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dumpfen Knall auf dem Boden auf. Ein paar Augenblicke später steckte Rhoda den Kopf durch die Tür, freundlich lächelnd, als seien wir vorbeigekommen, um mit dem Sheriff etwas Milch und ein paar Kekse zu uns zu nehmen, und reichte ihm eine weiße Papiertüte, so wie die, die man bekommt, wenn man eine Glückwunschkarte kauft. »Ein paar Kinder haben drüben am Horn’s Creek gespielt und das hier im Wasser gefunden.« Er griff in die Tüte und holte einen dunklen, rechteckigen Gegenstand hervor. »Ihre Eltern haben dafür gesorgt, dass sie ihn abgegeben haben.« Er warf den Gegenstand auf den Tisch, wo er mit einem weichen, klatschenden Geräusch landete. Es war eine Brieftasche. Genauer gesagt, es war Jacks Brieftasche.
    Natürlich erkannten wir sie nicht sofort. Ich meine, wie genau sieht man sich schon die Brieftasche seines Freundes an? Aber warum würde Sullivan sie uns sonst zeigen? Trotzdem, Chuck musste sie aufmachen und Jacks durchweichten Führerschein hervorholen, noch immer einer aus New York, vermutlich dem einzigen Bundesstaat, in dem sie noch nicht laminiert werden, und dann noch ein paar Kreditkarten, bevor wir alle die Brieftasche als Jacks akzeptieren konnten. Es kam uns seltsam vor, dass Jack überhaupt eine Brieftasche besitzen sollte. Regelten nicht seine Leute alle finanziellen Dinge für ihn? Zückten Filmstars wirklich ihre eigene Brieftasche, wenn sie beim Abendessen die Rechnung beglichen?
    Alison hielt die Brieftasche in der Hand, rieb das feuchte Leder zwischen Daumen und Zeigefinger, während ihre Unterlippe sichtlich bebte. Lindsey legte ihr rasch eine Hand auf den Schoß und sagte: »Das hat überhaupt nichts zu bedeuten.«
    »Oh, es hat einiges zu bedeuten«, widersprach Sullivan. »Ich weiß noch nicht alles, aber ich weiß einiges.«
    »Was ist denn eigentlich Horn’s Creek?«, fragte ich. »Das ist ein kleiner Nebenfluss des Delaware, der durch einen Großteil der nördlichen Wälder hier fließt«, sagte Sullivan. »Ich nehme an«, fügte er skeptisch hinzu, »keiner von Ihnen ist je dort gewesen?«
    »Ich schon«, sagte Alison mit einer bewundernswert festen Stimme. »Wir haben dort Salamander gejagt, als ich klein war. Er verläuft durch die Waldgegend, die sich vom Haus meiner Eltern aus auf der anderen Straßenseite befindet, etwa eine Meile weiter unten.«
    »Das stimmt«, sagte der Sheriff. »Und jetzt hören Sie mir einmal gut zu. Ich habe Ihnen alle Karten offen auf den Tisch gelegt. Und jetzt ist es an der Zeit, dass Sie mir sagen, was hier eigentlich läuft.« Wir sahen uns an. »Hören Sie«, sagte er, während seine Stimme einen sanfteren Ton annahm. »Ich kann erkennen, dass Sie alle redliche Leute sind und dass hier vielleicht irgendetwas abgelaufen ist, was dann ein bisschen außer Kontrolle geraten ist. Aber es istoffenkundig, dass Jack Shaw in dieser Gegend ist oder war und dass Sie alle etwas damit zu tun haben. Im Augenblick denke ich an die schlimmsten Szenarien, wie zum Beispiel Entführung und Ermordung. Warum erzählen Sie mir nicht Ihre Version zu dieser Geschichte, und dann wollen wir versuchen, ob wir nicht etwas Klarheit in dieses ganze Durcheinander bringen können.«
    Alison stand abrupt auf, so dass die Metallbeine ihres Stuhls auf dem Boden quietschten. »Sind wir festgenommen, Sheriff?«, fragte sie.
    Er beäugte sie einen Augenblick lang. »Noch nicht«, räumte er ein.
    »Dann haben Sie also nicht genug, um uns formal zu beschuldigen«, sagte Alison. »Womit alles, was Sie uns soeben gesagt haben, nichts weiter als eine Theorie ist. Wir machen uns nun schon seit einiger Zeit Sorgen um unseren Freund. Er hatte mit seiner Drogensucht zu kämpfen, und wir haben ihm unsere Unterstützung angeboten. Ich könnte mir vorstellen, dass er vielleicht auf dem Weg zu uns war, als ihm irgendetwas zugestoßen ist.« Ihre Stimme zitterte ein wenig, während ihr zweifellos durch den Kopf ging, was Jack wohl zugestoßen sein könnte. »Das heißt, anstatt dass Sie hier herumsitzen und sich irgendwelche Theorien ausdenken, würde ich Ihnen empfehlen, dass Sie sich um Ihre Arbeit kümmern. Sie haben hier einen Vermissten«, sagte sie und hielt Jacks Brieftasche für einen Moment hoch, bevor sie sie wieder vor Sullivan auf den Schreibtisch warf. »Finden Sie ihn.«
    Eine spürbare Stille trat ein, nachdem Alison ihre Rede beendet hatte. Keiner von uns hatte je einen solch selbstbewussten Auftritt von ihr erlebt. Wir alle sahen zu dem Sheriff hinüber, warteten auf

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