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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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seine Reaktion. Er sah Alison weiterhin mit einem wissenden Lächeln an, was, wie ich in diesem Augenblick begriff, eine aufgesetzte Maske war, kein Hinweis darauf, dass er tatsächlich irgendetwas wusste, was ihm Anlass zu einem Lächeln gab. Er nahm dieBrieftasche in die Hand und betrachtete sie einen Augenblick lang, bevor er sie wieder in die Papiertüte steckte. »Und wie erklären Sie dieses eine Zimmer in Ihrem Haus?«
    »Offen gestanden, ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll«, sagte Alison. »Da müssen Sie meine Familie fragen. Denen gehört das Haus.«
    »Und wo finde ich Ihre Familie?«
    »In Europa, aber ich weiß nicht, wie Sie sie dort finden können.«
    Der Sheriff erhob sich und durchquerte das Zimmer, so dass wir uns alle auf dem Stuhl umdrehen mussten, um ihn anzusehen. »Sie glauben vermutlich alle, ich bin nichts als ein Hinterwäldler, der Ihnen das Leben schwer macht, ein Redneck und Bezirkssheriff, der nicht die Spur einer Ahnung hat.« Er sah uns an, als erwartete er, einer von uns würde ihm bestätigen, ja, das sei es im Großen und Ganzen, aber keiner sprach ein Wort. »Na ja, dann werde ich Ihnen sagen, wozu es jetzt kommen wird – wobei ich gehofft hatte, es würde nicht dazu kommen müssen. Ich werde in dieser Angelegenheit das FBI verständigen müssen«, sagte er, während er mit der Brieftasche in der weißen Papiertüte durch die Luft fuhr, »und das FBI wird jemanden hierherschicken, der eine Menge Fragen stellen wird. Ich bin sicher, man wird sich insbesondere für Sie vier interessieren.« Sullivan wandte sich um und nahm Alison ins Visier, die noch immer stand. »Und Sie, junge Dame, werden noch merken, was ich Ihnen sage. Ihr ganzes Gefasel von einem rechtsstaatlichen Verfahren wird das FBI einen Dreck kümmern. Die werden sich bei Ihnen schon Respekt verschaffen, verlassen Sie sich darauf.« Er wandte sich wieder zu uns anderen um. »In der Zwischenzeit haben Sie hier zwei kleine Jungen und ihre Mütter, die diese Brieftasche abgegeben haben. Sie können Gift drauf nehmen, dass spätestens morgen jeder Bauer und jede Kuh hier in der Gegend wissen, dass Jack Shaws Brieftasche aus dem Horn’s Creekgefischt wurde, und wissen Sie, was das bedeutet?« Seine Miene verfinsterte sich, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als hätte er soeben etwas außerordentlich Grässliches geschmeckt. »Das bedeutet ein Medienspektakel, meine Freunde. Lastwagen mit Satellitenschüsseln, aufdringliche Reporter und Fotografen, die in dieser Stadt umherrennen werden, als ob sie hier zu Hause wären.« Er lehnte sich gegen die Wand und legte seine beiden Hände mit Jacks Brieftasche hinter seinen Rücken wie ein Kissen. »FBI-Leute und Reporter und weiß Gott was noch für Parasiten werden hierherkommen, um diese Stadt auf den Kopf zu stellen und nach ihrem verloren gegangenen Filmstar zu suchen. Und das«, sagte er, während er seinen Hut vom Tisch nahm, »brauche ich so dringend wie ’ne dritte Achselhöhle.«
    Sullivan hatte seine Rede beendet und setzte sich seinen Hut mit einer geübten Bewegung auf, die dazu diente, die sorgfältig arrangierten Reste seines Haars nicht durcheinanderzubringen. Wir starrten ihn nur an, verblüfft von dem giftigen Unterton in seiner Stimme. Vermutlich widerstrebte es ihm tatsächlich, das FBI in die Sache einzuschalten, aber, wie ich annahm, nicht aus den Gründen, die er uns genannt hatte. Sullivan hatte den Fall selbst knacken wollen, hatte der Held sein wollen, der Jack Shaws Aufenthaltsort ausfindig machte. Wenn er das geschafft hätte, dann hätte er gegen einen Medienrummel wohl nichts einzuwenden gehabt. Er hätte lächelnd in einer frisch gebügelten Uniform auf die Leute gewartet und sich so hingestellt, dass die Kameras ihn von seiner besseren Seite ablichten konnten. Falls er eine hatte.
    »Können wir jetzt gehen?«, fragte Lindsey und richtete sich in ihrem Stuhl auf.
    »Sie können gehen«, erwiderte Sullivan bitter. »Aber ich würde die Stadt nicht verlassen. Wie ich bereits sagte, das FBI wird Ihnen ein paar Fragen stellen wollen.«
    »Wir fahren nirgendwohin«, sagte ich.
    »Dafür werde ich sorgen. Ich werde das Haus von einem Deputy überwachen lassen. Und ich würde es begrüßen, wenn Sie alle auf dem Weg nach draußen Rhoda Ihre Führerscheine aushändigen könnten, damit sie sie rasch fotokopieren und ich sie in meinen Bericht einlegen kann. Es sei denn« – und an dieser Stelle warf er Alison ein humorloses Grinsen zu

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