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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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– »Ihre Anwältin hat ein Problem damit.«
    Ein paar Minuten später traten wir vor das Gebäude, um auf den Fahrdienst zu warten, den Rhoda für uns bestellt hatte. Die Sonne stand hoch am Himmel, aber die Luft hatte sich seit jenem Morgen noch nicht sehr erwärmt. Wir standen auf dem Parkplatz herum, ein geknicktes Häuflein, und dachten an Jack und daran, welche mögliche Ereigniskette dazu geführt haben könnte, dass seine Brieftasche in dem Fluss gefunden wurde. Mir fielen etliche Szenarien ein, einige phantasievoller als andere, aber keines war besonders positiv.
    »Na ja, jetzt haben wir den Salat«, sagte Chuck stirnrunzelnd. »Ich denke, jetzt werde ich wohl doch nicht nach Hause fahren.«
    Lindsey vergrub die Hände in den Jackentaschen und hüpfte ein wenig auf und ab, um sich gegen die Kälte zu schützen. »Was wollen wir denn jetzt tun?«, fragte sie.
    »Es gibt nichts, was wir tun können«, sagte Chuck. »Weißt du, wenn du jemanden operierst, dann kann der Eingriff reibungslos über die Bühne gehen, oder es gibt ein paar kritische Augenblicke. In beiden Fällen tut man sein Bestes und näht ihn wieder zu, aber man weiß nie, jedenfalls nicht gleich, ob man das Problem gelöst hat oder nicht. Es können immer irgendwelche postoperativen Komplikationen auftreten. Man lernt, sich nicht auf die Schulter zu klopfen, bis man sieht, dass der Patient die Sache gut überstanden hat.«
    Wir alle starrten Chuck an und fragten uns, wovon zum Teufel er eigentlich redete. »Und inwiefern hat das mit unserer Situation hier zu tun?«, fragte ich.
    »Was wir getan haben, war eine Art chirurgischer Eingriff. Wirhaben Jack operiert«, erklärte Chuck. »Wir haben unser Bestes getan. Wir wissen nur noch nicht, ob er die Sache gut überstanden hat oder nicht.«
    »Bist du jetzt unter die Philosophen gegangen?«, fragte ich.
    »Leck mich. Es war eine gute Metapher.«
    »Lächle.«
    »Na ja. Vielleicht sollte ich wirklich unter die Philosophen gehen. Wenn das FBI mich wegen einer Entführung festnimmt, werde ich mit Sicherheit kein Arzt mehr sein.«
    Wir alle blickten auf, als sich ein Buick näherte, und fragten uns, ob das unser Taxi war, aber er fuhr an uns vorbei und bog auf die Sunoco-Tankstelle ein. Ein Teenager stieg aus und bediente sich an der Zapfsäule, während er sein Spiegelbild im Wagenfenster betrachtete.
    »Jack ist tot«, sagte Alison leise. Wir sahen sie alle an.
    »Das kannst du nicht wissen«, sagte Lindsey. »Es gibt kaum einen Grund, das auch nur zu denken.«
    »Ich wollte es nur einmal sagen, hören, wie es klingt.«
    »Es klang verdammt übel, das kann ich dir sagen«, erwiderte Chuck. »Mein Gott, Alison!«
    »Ich bitte euch«, sagte sie. »Das glauben wir doch alle.«
    »Ich glaube nicht, dass er tot ist«, sagte ich.
    »Warum nicht?«, fragte mich Alison.
    »Ich habe einfach keine Lust, mich damit zu befassen«, brummelte ich, während ich überlegte, ob es noch zu früh für eine neue Kodeinkapsel war. Noch ein Wagen näherte sich und verlangsamte sein Tempo, und diesmal konnte ich das Plastikschild oben auf dem Dach erkennen. »Das ist unser Wagen«, sagte ich.
    Wir stiegen alle ein, Chuck auf dem Beifahrersitz und wir anderen auf der Rückbank. »Wo wollen Sie denn alle hin?«, fragte der Fahrer und drückte seine Zigarette aus.
    »Das ist eine ziemlich gute Frage, oder?«, sagte Chuck.

34

    G egen drei Uhr nachmittags bekamen wir Besuch von der ersten Reporterin. Ihr Kameramann wartete unten, während sie an die Tür klopfte.
    »Wer ist da?«, fragte ich, obwohl wir sie alle vom Wohnzimmerfenster aus beobachtet hatten, eine attraktive Frau Ende zwanzig, mit seidigem blondem Haar und einem schokoladenbraunen Kostüm, das ihre langen, hübsch geformten Beine betonte. Sie schritt mit einer einstudierten Ausstrahlung selbstbewusster Gleichgültigkeit über den Rasen, und auch wenn sie uns bekannt vorkam, war sich doch keiner von uns sicher, ob das daran lag, dass wir sie im Fernsehen gesehen hatten, oder daran, dass sie einfach so aussah, wie wir hätten aussehen sollen.
    »Meine Name ist Sally Hughes, von Fox News«, sagte sie, wobei sie die Worte sorgfältig modulierte, damit es sich nicht nach einem schlechten Reim anhörte.
    Ich machte die Tür auf, wobei ich mich lässig in einem Winkel hinstellte, in dem ich außer Reichweite der Kamera blieb. »Hi«, sagte ich. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ist das hier 32 Crescent Lake Road?«
    »Wie haben Sie das denn erraten?«,

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