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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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jederzeit für die Wut.«
    »Das Traurigste an dieser ganzen Theorie«, sagte ich, »ist die Tatsache, dass ich ihr in gewisser Hinsicht sogar zustimme.«
    »Das klingt ja wie eine
Seinfeld
-Folge«, bemerkte Alison.
    »Eine schlechte«, ergänzte Lindsey.
    »Hey, brems ab«, sagte ich. Wir kamen an die Kurve, an der mir das Reh vors Auto gelaufen war. Schwarze Streifen zeigten die Richtung an, in die der Beamer von der Straße geschlittert war, und Reifenspuren bohrten sich im Zickzackkurs tief ins Gras bis hin zu dem seichten Straßengraben, in dem ich schließlich zum Stehen gekommen war. Hier und da lag ein zerborstenes Stück Plastik, orange oder durchsichtig, das von den Vorderlichtern des Wagens stammte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich auf einen kinematischen Flashback gefasst machte oder auf einen hoffte, aber es kam keiner, und wir bogen um die Kurve und ließen den Schauplatz meines Unfalls hinter uns zurück.

35

    E in Geleeglas … ein Gartenschlauch«, murmelte Chuck nachdenklich. »Ein Cheerleader-Stab.«
    »Ausgeschlossen«, sagte das Mädchen über den Brüsten, an die Chuck seine Worte gerichtet hatte. Sie trug eine enge schwarze Hose und ein noch engeres Polyestershirt, bei dem sie die untersten Knöpfe offen gelassen hatte, um ihren braun gebrannten Bauch zur Schau zu stellen. Für die Brüste, die sie trug, wirkte sie ziemlich mager.
    »Wenn ich’s dir doch sage«, erwiderte Chuck. »Es kommt häufiger vor, als man glaubt.«
    »Was sonst noch?«
    »Gurken, eine elektrische Zahnbürste.«
    »Hör auf!«,
kreischte das Mädchen entzückt.
    Das Thema war
Dinge, die ich in der Notaufnahme Leuten aus dem Arsch gezogen habe
, eine der beliebtesten Einleitungen, mit denen Chuck, wenn er in Bars flirtete, ein Gespräch anknüpfte. Ich hatte oft meine Zweifel, ob skatologische Themen als Aphrodisiakum wirken würden, aber Chuck hatte den Erfolg dieser Methode bei mehr als einer Gelegenheit unter Beweis gestellt.
    »Im Ernst«, versicherte er, während er den Blick des Barmanns auffing und auf die zwei Whiskeygläser deutete, die vor ihm standen. Während der Barmann sie mit Glenfiddich füllte, drückte Chuck den Rücken durch und wippte auf seinem Hocker hin und her, eine Bewegung, mit der er sich gekonnt ein paar Zentimeter näher an das Mädchen heranschob, mit dem er redete.
    »Er ist gut«, sagte Lindsey anerkennend. Wir sahen von unserem Beobachtungsposten ein paar Hocker weiter zu, während wir gegrillte Steaksandwiches mit Stampfkartoffeln aßen.
    »Sie kann nicht älter als achtzehn sein!«, meinte Alison.
    »Sie ist reingekommen«, sagte ich und wies auf den Türsteher, der neben dem Eingang auf einem Barhocker saß und die Ausweise kontrollierte. »Sie ist mindestens einundzwanzig.«
    »Eine Krümelmonster-Handpuppe«, sagte Chuck und kippte seinen Whiskey hinunter.
    »Nein!«
    »O mein Gott!«, stöhnte Alison.
    Wir saßen in einem Pub mit dem Namen McAvoy’s und aßen die Spezialitäten des Hauses, während wir beobachteten, wie Chuck das Mädchen bearbeitete. Es war ein spärlich beleuchteter, mit Holz verkleideter Raum mit Tischen auf einer Seite und einer zurückgesetzten Ebene, auf der sich die Bar, eine kleine Tanzfläche und ein Billardtisch befanden. Die Wände waren mit gerahmten, signierten Fotos alternder Prominenter und Politiker verziert, die nichts gemeinsam hatten, außer dass sie alle unter die Kategorie
Leute, die man niemals tot in Carmelina finden würde
fielen. Frank Sinatra, Ed Koch, Marlon Brando, George Bush, Muhammad Ali, Buddy Hackett und etliche andere. Zwei träge Deckenventilatoren, die man demonstrativ installiert hatte, um den dichten Rauch zu vertreiben, der von den Grills in der Küche herrührte, schienen ihn stattdessen lediglich in irgendetwas Dickeres zu verwandeln, das über uns in der Schwebe hing und eine düstere Atmosphäre von Intimität schuf. Einen Augenblick lang hatten wir uns Sorgen gemacht, dass unser Bekanntheitsgrad uns ein paar Probleme bereiten könnte, aber falls überhaupt, schienen sich die Gäste lediglich zu freuen, dass sie ein paar Quasiprominente begaffen konnten. Chuck zumindest tat es mit Sicherheit nicht weh. Als wir eintraten, hatte er dem Burschen an der Tür einen Fünfziger zugesteckt und gesagt: »Bitte sorg dafür, dass die Kameras draußen bleiben, okay?« Ein kurzes Nicken, das Geld verschwand, und wir gingen hinein, um etwas zu essen. Die Dinnergäste wurden allmählich etwas weniger,aber das Lokal war immer noch

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