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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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bewegten. »Cool«, sagte Chuck, doch dann hielt er plötzlich die Luft an, als der Bildschirm ihn zeigte, wie er in der Tür stand und Sally Hughes anlächelte. »Scheiße!«, brüllte er, sprang hoch und deutete auf den Bildschirm, als könnten wir es nicht selbst erkennen. Sie zeigten das Filmmaterial des Interviews, das Chuck kurz zuvor gegeben hatte, aber sie hatten den Ton ausgeblendet, so dass Sally darübersprechen konnte.
»Dieser Mann, der sich geweigert hat, seinen Namen zu nennen, ist eine der Personen, die sich im Haus aufhalten und von der Polizei verdächtigt werden, etwas mit Jack Shaws Verschwinden zu tun zu haben.«
    »Das kann sie nicht machen!« Chuck war außer sich. »Ich werd meinen Job verlieren!«
    »Oh, entspann dich«, sagte Lindsey. »Wenn du nicht ins Fernsehen wolltest, hättest du eben vorhin nicht losgehen sollen, um die Tür aufzumachen.«
    »Er ist auf die Reporterin losgegangen«, sagte ich. »Nicht auf die Kamera.«
    »Allerdings«, sagte Chuck, während er fassungslos auf sein Gesicht auf dem Bildschirm starrte. Dann beruhigte er sich etwas, fuhr sich mit den Fingern über die Kopfhaut und sagte: »Mann, sehe ich wirklich so aus? Ich bekomme ja allmählich wirklich eine Glatze.« Auf einmal war Sally Hughes wieder auf dem Bildschirm und sah genau auf uns. »Wir werden hier bleiben und abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Für Fox News, in Carmelina, New York, Sally Hughes.« Mir fiel auf, dass sie es wieder vermieden hatte, Hughes und News wie einen Reim klingen zu lassen. Chuck starrte gebannt auf den Bildschirm, bis wieder in das Studio in Manhattan zurückgeschaltet wurde, und lehnte sich dann nachdenklich auf der Couch zurück. »Damit wird sie nicht ungeschoren davonkommen.«
    »Hm, sie ist es eben«, sagte Alison. Chucks Pager ging an. Er schnappte ihn sich von seinem Gürtel, während er stirnrunzelnd auf die Anzeige blickte. »Scheiße«, sagte er und drückte auf den Knopf. »Meine Mutter.« Der Pager piepste erneut, und er schleuderte ihn über den Boden, wo er in die Überreste der Fernbedienung schlitterte und dabei schwarze Plastikteile auf dem Teppich verstreute. Kein guter Tag für elektronische Geräte im Haus der Schollings.
    »Ich habe Hunger«, sagte Lindsey plötzlich und ohne jeden Zusammenhang. »Sonst noch jemand?«
    »Ich könnte was zu essen vertragen«, sagte ich.
    »Ich auch.« Alison nickte.
    »Gehen wir aus«, sagte Lindsey.
    »Aus?«, wiederholte Chuck, während er skeptisch durch die Jalousie blinzelte. »Was werden die denn unternehmen, wenn wir ausgehen?«
    »Vermutlich werden sie uns folgen«, sagte ich.
    »Na und?«, sagte Lindsey. »Wir sind schließlich keine Gefangenen.«
    »Und was ist mit den Cops?«, fragte Chuck. »Wir sollen doch nirgends hinfahren.«
    »Wir fahren in die Stadtmitte«, sagte ich. »Umgeben von der Medienbande. Was können sie denn sonst noch verlangen?«
    »Einen weißen Bronco und einen Abschiedsbrief?«, schlug Lindsey vor.
    Alison verschwand für einen Augenblick, und als sie wiederkam, hatte sie eine Bomberjacke über ihr Sweatshirt geworfen. Wir sahen sie alle an, während sie lächelnd im Türrahmen stand. »Gehen wir«, sagte sie.
    Jack hat mir einmal erzählt, der Trick, die Journalisten in Schach zu halten, wenn sie einen umschwärmten, sei ganz einfach. »Weiche nie vor ihnen zurück.« Auf die Weise, hatte er mir erklärt, können sie dich nicht festnageln. »Wenn du gehst, gehst du einfach weiter.Wenn du stehst, bleibst du, wo du bist. Damit behältst du nicht nur die Kontrolle über die Situation, sondern du siehst auch in den Zeitschriften und im Fernsehen besser aus.«
    In dem Augenblick, in dem wir ins Freie traten, stürzten sämtliche Reporter und Kameraleute wie auf ein unmerkliches Zeichen hin los, und alle Disziplin und Ordnung durch die Polizeibarrikaden war dahin. Wir bewegten uns mit raschen Schritten auf Chucks Mietwagen zu, aber der Mob war uns dicht auf den Fersen. Ich verharrte, gemäß Jacks Philosophie, reglos an Ort und Stelle, mit dem Erfolg, dass man mir auf die Zehen trat und das Gesicht um ein Haar mit einer Fernsehkamera zerquetschte. Lindsey schob mich in aller Eile mit ihr auf die Rückbank und knallte die Tür zu, wobei sie gegen einen Mikrophongalgen stieß, der mit einem erfreulichen Knacken entzweibrach. Chuck und Alison schafften es auf die Vordersitze, während die Fragen kein Ende nahmen und die Blitzlichter und Kameras uns wie Mücken umkreisten. »Hat man Sie offiziell

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