Zeit für Plan B
entschuldigend. »Haben Sie ihn entführt?«
»Werden wir zu Protokoll genommen?«, fragte Alison ihn.
»Möchten Sie zuerst ohne Protokoll aussagen?«
Wir sahen uns gegenseitig an. »Könnten wir uns einen Augenblick besprechen?«, fragte Alison.
»Na klar«, sagte Don, stand auf und nahm sich einen Hocker am anderen Ende der Bar. Er bestellte sich bei dem Barkeeper einen Molson, setzte sich dann mit dem Rücken an die Bar und ließ mit versonnener Miene die Blicke durch die Bar schweifen.
»Ich glaube, ich will ehrlich zu ihm sein«, sagte Alison. »Wir werden uns nur selbst belasten«, hielt Chuck dagegen.
»Wir haben im Grunde doch nichts verbrochen«, sagte Alison. »Er sieht freundlich aus, wie jemand, der es begreifen würde.«
»So sehen sie alle aus!«, gab Chuck zurück. »Das machen sie, damit sie dich überrumpeln können.«
»Und mit wie vielen FBI-Agenten hast du schon gesprochen?«,fragte ich. Ich teilte Alisons Ansicht. Don schien in Ordnung zu sein.
»Ich stimme Alison zu«, sagte Lindsey. »Er ist nicht wie Sullivan oder Deputy Dan, die den Helden spielen wollen. Er scheint anständig zu sein, einer, der keine bestimmte Taktik verfolgt. Ich denke, wir können ihm trauen.«
»Ich traue grundsätzlich keinem über dreißig«, brummelte Chuck.
»Das erklärt deinen Geschmack bei Frauen«, sagte Alison.
»Ach, leck mich.«
»Ich bin zu alt für dich, Chuck«, sagte sie kichernd und warf ihm dann aus unerklärlichen Gründen die Arme um den Hals. Er blickte immer noch etwas säuerlich drein, aber er erwiderte die Umarmung. »Na schön. Aber wenn wir deswegen im Gefängnis landen, dann werde ich dich persönlich dafür verantwortlich machen.«
»Ben?«, wandte sich Alison an mich. »Sind wir einer Meinung?«
Ich sah zu Don Allender hinüber, der nachdenklich an seinem Bier nippte. Für einen Agenten einer Bundesbehörde erschien mir dieses Verhalten nicht ganz angemessen. Ich rief mir in Erinnerung, dass er zur selben Zeit wie ich in die Highschool gekommen war, dieselben Bands gehört und dieselben Fernsehserien gesehen hatte. Vermutlich war es ein einsamer Job, kreuz und quer durch die Gegend zu fahren, wohin einen das FBI eben schickte. Gesprächsfreudig schien er auf jeden Fall zu sein. Die Tatsache, dass er im Dienst ein Bier trank, ließ ihn noch weniger bedrohlich erscheinen. »Na schön«, sagte ich. »Falls wir einen neuen Freund finden sollten, kann er schließlich auch fürs FBI arbeiten.«
Die restliche Nacht verlief in einem immer exzessiveren Rauschzustand. Wir erzählten Don alles, und es stellte sich heraus, dass er sich das meiste davon bereits zusammengereimt hatte. Als wir ihn fragten, wie, sagte er lediglich: »Hey, habe ich nicht erwähnt, dassich fürs FBI arbeite?« Nachdem er Alison zugestimmt hatte, dass es nicht sehr wahrscheinlich sei, dass man uns strafrechtlich verfolgen würde, fühlten wir uns so erleichtert, dass wir begannen, mit Tequilas zu feiern. Don zog sich sein Jackett aus und stimmte in die Feier mit ein. »Ich arbeite seit über drei Jahren für die Regierung auf der Straße«, klagte er, während er sich das Salz von der Hand leckte. »Ich wurde dreißig, und auf einmal war ich völlig allein auf der Welt. Ohne Familie, ohne Freunde. Ohne echte Beziehung – welcher Form auch immer.« Er kippte den Tequila hinunter und drückte sich ein Stück Zitronenschale in den Mund. »Ich meine, wo ist da der Sinn des Lebens?«
Später fragte er Chuck: »Siehst du dir eigentlich
Emergency Room
an?«
»Manchmal.«
»Und sitzt du dann da und deutest auf alles, was irgendwie nicht realistisch ist?«
»Aber nein. Die recherchieren ziemlich gut, die haben Ärzte im Team. Das Einzige, was nicht echt ist, ist die Art, wie sie sich ständig in diesem Fachjargon unterhalten, während sie durch die Gegend laufen. Wenn wir alle diese Anweisungen wirklich in dem Tempo rausbrüllen würden, dann gäbe es verdammt viele Fehler.«
»Wirklich?«
»Und dann dieser Typ namens Carter. Er ist Assistenzarzt, aber steht immer auf dem Dienstplan für die Notaufnahme. So läuft das auch nicht. Hey«, sagte Chuck. »Siehst du dir denn die
Akte X
an?«
»Na klar.«
»Und sitzt du dann da und lachst über all den FBI-Quatsch, den sie dort bringen?«
Don sah von seinem Bierglas auf, wischte sich den Mund mit dem Hemdsärmel ab und fragte: »Mit wem denn?«
Später:
Leicht torkelnd bahnte ich mir meinen Weg in Richtung Jukebox, eine Handvoll Vierteldollarmünzen, ein Sam Adams
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