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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Drei, wenn man den einäugigen Kürbis mitzählte.

39

    D ie erste Explosion ließ uns alle auf unseren Plätzen zusammenzucken, und Lindsey, die eben eine Schüssel mit Kartoffelsalat an Don weiterreichte, ließ sie mit einem durchdringenden Knall auf den Tisch fallen. »Was zum Teufel war das denn?«, fragte Chuck. Don, der aufgesprungen war, noch bevor die Schüssel mit dem Kartoffelsalat den Tisch erreicht hatte, rannte durchs Zimmer und bezog neben dem Wohnzimmerfenster Stellung, mit dem Rücken gegen die Wand und der rechten Hand auf dem Schulterhalfter. Seine Haltung sah äußerst professionell aus. »Jeder bleibt, wo er ist«, befahl er. Keiner widersprach. Eine zweite Druckwelle rüttelte am Fenster, und Don spähte rasch um die Ecke. Ich sah, wie sich seine rechte Hand entspannte und dann das Schulterhalfter insgesamt losließ, was ich als gutes Zeichen deutete.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Sie schießen ein Feuerwerk ab«, sagte er verwirrt.
    »Wer?«
    »Gute Frage. Irgendjemand in der Menge.«
    Wir erhoben uns alle vom Tisch und stellten uns zu ihm ans Fenster, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie eine Flaschenrakete hochging und in grünen und roten Funken zerbarst. »Wow«, rief Jeremy beeindruckt. Dann folgte eine Serie schneller Explosionen, die an ein Maschinengewehr erinnerten, als irgendjemand eine Handvoll Knallkörper warf, und dann eine kleine Explosion aus roten und gelben Funken, die über den Boden wirbelte wie ein Twisttänzer. Die Menge hatte sich auf eine Seite der freien Fläche verlagert, um das Feuerwerk aus einigem Abstand beobachten zu können. Sullivan stieg aus seinem Wagen, das Megaphon in derHand, und rief den Jugendlichen in der Menge eine Warnung zu, aber seine Stimme wurde von weiteren Explosionen erstickt, als noch zwei Flaschenraketen abgeschossen wurden. Die Menge applaudierte anerkennend, während Sullivan sein Megaphon beiseite legte und entschlossen von seinem Wagen hinüber zu der Menge schritt. Wir konnten nicht erkennen, wer die Pyrotechnik in Gang setzte, da die Leute von der Menge umzingelt wurden, aber das hieß auch, dass sie nicht sehen konnten, wie der Sheriff auf sie zukam. Auf einmal ertönte ein lautes, zischendes Geräusch, gefolgt von einer kurzen, gedämpften Explosion und einem aufblitzenden grünen Licht, und dann der dumpfe Stoß eines unsichtbaren Aufpralls. »Das war zu tief«, sagte Don besorgt.
    »Was?«, fragte ich.
    »Die Explosion. Das war in der Menge.« Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, hörten wir ängstliche Schreie. »Oh, Scheiße«, sagte Chuck, während er zur Tür hechtete. »Ruft die 911 an.«
    Sie hatten drei Bleirohre verwendet, keines länger als einen halben Meter, die sie in unterschiedlichen Winkeln in den Boden gerammt hatten, um die Feuerwerkskörper abzuschießen. In jedes Rohr war genau an der Stelle, an der der Stiel in der Erde verschwand, eine Öffnung geschnitten, so dass sie die Feuerwerkskörper in das Rohr stecken konnten und trotzdem noch Zugang zur Zündschnur hatten. Es war eine etwas unbeholfene Abschussrampe, aber sie erfüllte den Zweck. Die Jugendlichen, die die Zündschnüre entfachten, waren zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, um zu merken, dass jede Sprengladung die Rohre im Boden hin und her wippen ließ und sie lockerte, bis schließlich eines der Rohre mitsamt der Rakete, die in ihm steckte, in die Luft flog. Die Ladung war allem Anschein nach noch in dem rostigen Rohr explodiert und hatte Bleiteile wie Schrapnellstücke in den Haufen Journalisten regnen lassen, die über die Mahnwache berichteten. Der größte Brocken war dabei von einem der Übertragungswagen abgeprallt und in die Schulterdes Fox-News-Kameramanns geflogen, wo er schmerzhaft stecken blieb. Die Flaschenrakete selbst, befreit aus dem Rohr, hatte den Hals eines jungen Mädchens durchbohrt, das Chuck verzweifelt wiederzubeleben versuchte.
    Die Menge verharrte in totaler Stille, während Chuck das Mädchen bearbeitete, während er pumpte und mitzählte und versuchte, ihr wieder Leben einzuhauchen. Während der Mund-zu-Mund-Beatmung, bewegte er behutsam den Stiel der Rakete, der noch immer in ihrer Kehle steckte, so dass er ihm nicht mehr im Weg war, ohne ihn jedoch zu entfernen. Er arbeitete rhythmisch und entschlossen, ungeachtet der Menge rings um ihn herum. Sheriff Sullivan beugte sich über den verletzten Kameramann, redete ihm beschwichtigend zu und wickelte ihn in eine Decke, während Sally Hughes auf den Knien hockte,

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