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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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eine Hand auf seiner Brust. Sie blutete aus einer hässlichen Schnittwunde an der linken Schläfe, was sie bis jetzt offenbar noch gar nicht bemerkt hatte.
    Etliche andere Jugendliche waren von brennenden Teilen der fehlgeleiteten Rakete getroffen worden, und Don, Alison, Lindsey und ich gingen durch die Reihen und versuchten, die Verletzungen zu beurteilen, so gut wir es konnten. Sie hatten alle leichte Verbrennungen erlitten, aber nichts, was sehr besorgniserregend aussah, also redeten wir allen nur beschwichtigend zu, und Don besorgte etwas Eis aus einem der Übertragungswagen, um es auf die Brandwunden zu legen, bis sie behandelt werden konnten.
    In Carmelina gab es lediglich einen einzigen Krankenwagen, und als er eintraf, sahen die beiden Rettungssanitäter entsetzt in die Menge. »Hier drüben«, rief Chuck ihnen zu. »Ich bekomm keine Atmung.« Die Sanitäter rissen dem Mädchen die Bluse auf und begannen, ihr Elektroden auf die Brust zu setzen. »Sie hat eine Punktion und eine Brandwunde unten am Hals«, sagte Chuck zwischen Grunzlauten, während er weiterhin auf den Brustkorb des Mädchens drückte. »Genau über der Brustbeinkerbe.« Der Monitor,den die Rettungssanitäter aufstellten, meldete sich mit zwei lauten Piepstönen, und Chuck wandte sich automatisch um, um einen Blick auf ihn zu werfen. »Herzkammerflimmern, Defibrillation mit drei sechzig.«
    Ich wandte mich ab, als die Sanitäter ihr die Paddel anlegten und »Los!« riefen. Es gab ein leises, platzendes Geräusch und dann einen schwachen Geruch von Rauch, und dann sagte Chuck: »Wir haben einen Impuls!« In der umstehenden Menge wurden hier und da ein paar Beifallsrufe laut, während Chuck und die Sanitäter sich weiter bemühten, das Mädchen zu stabilisieren und auf die Bahre zu legen. Ich merkte, wie ich im Stillen Bewunderung für Chuck empfand, für sein Können und sein Selbstvertrauen. Ich fragte mich, wie man sich wohl fühlte, wenn man etwas wirklich beherrschte, wenn man imstande war, sich einer solch grauenerregenden Situation furchtlos zu stellen und zu wissen, wie man helfen konnte.
    Ein paar Minuten später verfrachteten sie das Mädchen in den Krankenwagen, gefolgt von dem verletzten Kameramann, und brausten davon. Chuck warf einen prüfenden Blick auf die drei Jugendlichen, die Brandverletzungen erlitten hatten, entschied, dass sie nicht in akuter Gefahr schwebten, und schickte sie mit Deputy Dan ins Krankenhaus. Sullivan klopfte Chuck auf den Rücken und nickte ihm anerkennend zu, bevor er sich in die Menge stürzte, um festzustellen, wer für das Feuerwerk verantwortlich war. Erst in diesem Augenblick sah Chuck Sally Hughes, die sich gegen ihren Übertragungswagen lehnte und sich blutdurchtränkte Papierhandtücher an die verletzte Schläfe presste. »Wer sagt, dass es keinen Gott gibt?«, flüsterte er mir lächelnd zu, bevor er zu ihr hinüberging, um sie zu untersuchen. »Sie werden ein bisschen genäht werden müssen«, sagte er stirnrunzelnd zu ihr. »Warum kommen Sie nicht mit ins Haus, und ich werde mich um Sie kümmern.«
    »Werden Sie mir von Jack Shaw erzählen?«, fragte sie matt.
    Er lächelte ungläubig. »Sie verlieren Blut, und das Einzige, woran Sie denken können, ist, wie Sie das benutzen können, um eine Story zu bekommen?«
    »Und Sie werden es benutzen, um ein Date zu bekommen, stimmt’s?«
    »Touché«, sagte Chuck, bot ihr seinen Arm an und führte sie über die Straße.
    »Das darf ja wohl nicht wahr sein«, sagte Alison.
    »Komm schon, jetzt lass ihn doch wenigstens einmal in Frieden«, sagte Lindsey. »Er hat wirklich tolle Arbeit geleistet.«
    »Das stimmt«, pflichtete Don bei.
    »Und sie ist volljährig«, bemerkte ich.
    »Schon gut, schon gut.« Alison gab sich geschlagen. »Gehen wir ins Haus. Hier draußen ist es eiskalt.«

    Chuck bearbeitete Sally Hughes von Fox News in der Küche, während wir anderen im Wohnzimmer heißen Cidre schlürften. Don entfachte im Kamin ein Feuer, und wir alle machten es uns bequem, um uns etwas aufzuwärmen. In all dem Trubel der letzten halben Stunde hatte keiner von uns bemerkt, wie kalt es draußen war, und erst als wir in das vergleichsweise warme Haus zurückkehrten, spürten wir, dass wir alle froren. Jeremy, der die Anweisung erhalten hatte, im Haus zu bleiben, als wir alle losrannten, hatte uns ängstlich vom Fenster aus beobachtet, und er wollte beharrlich alle Einzelheiten erfahren, die wir ihm nach und nach erzählten, während wir das Geschehen noch

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