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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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befand, aber es war nicht verwunderlich, dass die Bitterkeit in letzter Zeit etwas stärker geworden war.
    »Ich weiß, was sie meint«, sagte Alison, während sie sich erhob, um mir an ihrer Bar einen Drink zu mixen. »Zum Beispiel, dass wir Leute beschreiben, indem wir sie mit Filmstars vergleichen. Unsere Eltern hätten niemals irgendjemanden mit einem Filmstar verglichen, es sei denn, es hätte eine wirklich verblüffende Ähnlichkeit bestanden. Filmstars gehörten nicht zum Alltag, und es gab noch nicht annähernd so viele.«
    »Außerdem wussten damals noch nicht unbedingt alle, wie jeder Star aussah«, fügte Lindsey hinzu. »Aber heutzutage, dank der von den Medien geschürten Gier nach Prominententratsch, sind wir uns sicher, dass jeder, dem wir jemanden auf diese Art beschreiben, es begreifen wird. Wir könnten sagen, jemand ist extrem groß und muskulös, aber wir können genauso gut sagen, er sieht aus wie ein Schwarzenegger. Die Eigennamen bestimmter Leute werden zu normalen, beschreibenden Substantiven, die allgemein anerkannt werden. Unsere Sprache entwickelt sich parallel zu unserem Bezugssystem. Sie wird weniger deskriptiv und stärker visuell. Wir beschreiben nicht mehr mit Worten. Wir beschreiben, indem wir ein vergleichbares Bild heranziehen.«
    »Das ist interessant«, sagte ich. »Aber das beschränkt sich nicht ausschließlich auf Bilder. Wir können andere Leute auch anhand der Musik oder der Filme, die sie mögen, beschreiben, oder anhand der Bücher und Zeitschriften, die sie lesen.«
    »Stimmt«, sagte Alison und reichte mir meinen Drink, bevor sie sich am anderen Ende der Couch zusammenrollte. »Wenn du mir von einem Typen erzählst, der die Zeitschrift
Soldies of Fortune
liest und die Musik von Van Halen oder Anthrax hört, dann fange ich an, mir im Geist eine Vorstellung von ihm zu machen und mir eineMeinung über ihn zu bilden, und dann weiß ich schon genug, um zu wissen, dass ich ihn nicht mögen würde.«
    »Chuck liebt Van Halen«, bemerkte Lindsey.
    »Ich weiß«, sagte Alison in genau dem richtigen Tonfall, dass wir anderen losprusteten.
    Chuck kam ein paar Minuten später, noch immer in seinem OP-Anzug, obwohl ich mir sicher war, dass er genug Zeit hatte, um sich umzuziehen. Es war bloße Eitelkeit, aber nachdem er sieben Jahre Medizin studiert hatte, war es, denke ich, sein gutes Recht. Er warf einen Blick auf unsere leeren Gläser auf dem Couchtisch und sagte: »Gehört es zum guten Ton, sich vor einer Intervention volllaufen zu lassen?«
    »Auf jeden Fall«, sagte Alison.
    »Vor allem, wenn es eine Intervention für dich selbst ist«, sagte Lindsey.
    »Möchtest du was trinken, Chuck?«, fragte ich.
    »Na ja«, sagte Chuck, »ich denke, nur für den Fall, dass Jack total high hier aufkreuzt, sollten wir dafür sorgen, dass auf dem Spielfeld in etwa Gleichstand herrscht.«
    Nachdem ich Chuck einen Screwdriver gemixt hatte, verkündete Alison, dass es an der Zeit sei, die Strategie zu besprechen. Sie wollte, dass wir alle an der Tür warteten, wenn sie Jack hereinließ, aber ich fand, dass wir Jack auf diese Weise vielleicht gar nicht erst in die Wohnung bekommen würden. Lindsey schlug vor, Alison sollte Jack in die Wohnung lassen und ihm dann sagen, dass wir alle im Wohnzimmer warteten und mit ihm reden wollten, aber Chuck war der Ansicht, das würde ihm einen zu großen Vorteil verschaffen. »Ich weiß, es klingt seltsam«, sagte er, »aber wir müssen ihn wirklich überrumpeln.« Letztendlich entschieden wir uns dafür, dass Alison die Tür allein aufmachen und Jack ins Wohnzimmer bringen sollte, wo wir dann alle warten würden.
    Alison stand auf, um sich noch einen Drink zu mixen. Chuckzündete sich eine Zigarette an, und als Alison ihn nicht anschnauzte, er solle sie gefälligst ausmachen, wusste ich, dass sie äußerst erregt war.
    »Wir sind alle nervös«, sagte ich leise, während ich von hinten zu ihr an die Bar trat. »Es wird schon klappen.«
    »Nervös war ich vor etwa einer Stunde«, sagte sie. »Inzwischen schwanke ich zwischen blankem Entsetzen und dem Gedanken, ob wir die ganze Sache nicht abblasen sollten.«
    In genau diesem Augenblick ertönte zweimal der Türsummer. Das Signal von Oscar, dem Portier. Wir sahen uns alle an und kamen uns auf einmal ein bisschen lächerlich und völlig verunsichert vor. Selbst Lindsey, die sich im Allgemeinen durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, blickte etwas unbehaglich drein. Eine Minute später klingelte es an der

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