Zeit für Plan B
ich hätte nicht das Recht, mit ihr befreundet zu sein. Unter ihrer Schönheit und unverhohlenen Erotik verbargen sich ein scharfer Verstand und eine Spiritualität, die sie nicht weniger begehrenswert machten. Wenn es eine olympische Disziplin gäbe, dem sexuellen Verlangen nach einer engen Freundin zu widerstehen, dann hätte ich neben meinem Diplom mit Sicherheit noch ein paar Goldmedaillen an der Wand hängen.
Alison wäre Mia Farrow in ihren frühen Woody-Allen-Zeiten. Irgendetwas an ihr weckt in einem das Bedürfnis, sie auf die Stirn zu küssen und ihr zu sagen, dass alles gut enden wird. Mit neunundzwanzig wirkt sie immer noch unglaublich unschuldig, trotz der bürgerlichen-kultivierten Art, den großen Augen, perfekten Zähnen und einer Körperhaltung, die von einer Kindheit voller Geigenstunden und Country-Clubs in Connecticut zeugt.
Chuck ist Jack Nicholson, bis hin zu dem spitzen Haaransatz über der Stirn. Und er hat Nicholsons hämisches, fast schon irrsinniges Lächeln, seinen endlosen Vorrat an Selbstvertrauen und seine ständige Bereitschaft zu flirten. Chuck gibt unumwunden zu, dass er wegen des Geldes Chirurg geworden ist. Er betrachtet den gegenwärtigen Trend hin zu einer Sozialisation der Medizin, wie er es nennt, mit offener Abscheu und leiser Besorgnis. Er ist ein solch eiserner, unbeirrbarer Republikaner, dass er fast schon wie eine Karikatur wirkt. Er hat allen Ernstes Rush Limbaughs Buch gelesen. Ich kenne Jack Nicholsons politische Ansichten nicht, aber irgendwann in den achtziger Jahren habe ich ein Interview gelesen, in dem Jack sagte, er würde für Gary Hart stimmen, da »Gary Hart vögelt, und ich finde, wir sollten einen Präsidenten haben, der vögelt«. Das ist Chuck.
Wenn ich ein Filmstar wäre, dann wäre ich gern ein junger Mel Gibson, aber wer wäre das nicht gern? Die kalte, knallharte Wahrheit ist, dass ich vermutlich eher Dustin Hoffman in
Der Marathon-Mann
ähnle, allerdings ohne die große Nase, vielen Dank.Athletisch, optimistisch, sarkastisch, wenn auch nicht immer aus vollem Herzen, und nur ein klein wenig introvertiert. Positiv ist zu verzeichnen, dass auch ich, genau wie Hoffman, zeitweilig Erfolg bei Frauen hatte, die mir, von einem darwinistischen Standpunkt aus betrachtet, nicht einmal guten Tag hätten sagen dürfen.
Bei Jack ist es am einfachsten. Wenn Jack ein Filmstar wäre, dann wäre er er selbst.
Ich sah zurück auf den Bildschirm, um sicherzugehen, dass ich nicht in einen Trancezustand abgedriftet war und, während ich in Gedanken verloren war, einen preisverdächtigen Prosatext verfasst hatte, und nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mein Bildschirm hartnäckig weiß geblieben war, drückte ich einmal auf die Return-Taste und begann, eine Liste einzutippen.
Wenn man eine Zeit lang Listen für
Esquire
verfasst hat, entwickelt man die Angewohnheit, über alles in Form von Listen nachzudenken, vor allem über Dinge wie diese.
Zehn CDs, die man vermutlich in Chucks Wagen finden würde:
1. Van Halen:
Best of Van Halen
2. Led Zeppelin:
4
3. Foreigner:
Records
(ein Greatest-Hits-Album)
4. Guns N’ Roses:
Use Your Illusion 1 and 2
5. Kiss:
Greatest Kiss
6. Aerosmith:
Aerosmith’s Greatest Hits
7. Def Leppard:
Pyromania
8. AC/DC:
AC/DC Live
9. Whitesnake:
Saints & Sinners
10. Poison:
Look What the Cat Dragged In
Lindsey hatte doch recht. Vielleicht war an dieser ganzen Popkultur-Diskussion wirklich etwas dran.
Zehn CDs, die man vermutlich in Lindseys Wagen finden würde:
1. Juliana Hatfield:
Become What You Are
2. The Ramones:
Too Tough to Die
3. No Doubt:
Tragic Kingdom
4. Joe Jackson:
Joe Jackson’s Greatest Hits
(mein Einfluss)
5. REM:
Life’s Rich Pageant
6. Barenaked Ladies:
Stunt
7. Peter Gabriel:
Shaking the Tree
8. Crash Test Dummies:
God Shuffled His Feet
9. Liz Phair:
Spaceeggwhitechocolate
10. Sheryl Crow:
Tuesday Night Music Club
Hier ist das, was man in meinem Wagen finden würde, gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass ich einen Wagen hätte, und den noch unwahrscheinlicheren Fall, dass er mit einem CD-Player ausgestattet wäre:
1. Billy Joel:
The Nylon Curtain
2. Joe Jackson:
Look Sharp
3. Ben Folds Five:
Whatever & Ever Amen
4. John Hiatt:
Hanging Around the Observatory
5. Elton John:
Goodbye Yellow Brick Road
6. The Beatles:
Sgt. Peper’s Lonely Hearts Club
7. Elvis Costello:
This Year’s Model
8. Bruce Springsteen:
Born to Run
9. Sting:
The Soul Cages
10. Peter Himmelman:
Flown This Acid
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