Zeit für Plan B
erdrücken zu lassen, genau die Eckpfeiler der meisten Rehaprogramme für Süchtige waren. Einen Tag auf einmal, hieß es nicht so? Ich verspürte eine Welle von Optimismus angesichts der Vorstellung, dass Jacks eigene Natur ihm bei seinem Kampf, nüchtern zu bleiben, vielleicht sogar zugute kommen würde. Aber andererseits konnte das alles auch ein Riesenscheiß und Jack in einer Woche wieder high sein.
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D en restlichen Vormittag verbrachten wir damit, fasziniert zu beobachten, wie Jack die losen Stränge seiner Karriere wieder zusammenknüpfte. Sein erster Anruf galt Luther Cain, den er zu Hause weckte. Obwohl wir uns an Jacks Berühmtheit inzwischen gewöhnt hatten, war es trotzdem noch beeindruckend, zu beobachten, wie er die private Telefonnummer eines Regisseurs und Oscar-Preisträgers aus dem Gedächtnis wählte. Ihr Gespräch war überraschend kurz, aber Jack erklärte uns, dass Cain kein »Telefontyp« sei und sofort mit einem Privatjet nach Monticello fliegen würde, zusammen mit Craig Schiller, einem der Produzenten von
Blue Angel II
, und mit einem Wagen vorbeikommen würde, um ihn persönlich zu treffen. »Er muss sich selbst überzeugen, was das hier für eine Geschichte ist«, erklärte Jack trocken, als sei es keine große Affäre, dass eine der größten Nummern in Hollywood beim Haus der Schollings vorbeikommen würde. Und ich denke, so weltbewegend war es nun auch wieder nicht, wenn man sich überlegte, dass eine andere der größten Nummern in Hollywood in Shorts und einem Tommy-Hilfiger-T-Shirt von der Wohnzimmercouch aus Telefonate tätigte. Aber trotzdem, es war schon ziemlich cool.
Der Plan, mit Alisons Hilfe entworfen, sah vor, dass Jack auf sein Zwölf-Millionen-Dollar-Honorar verzichten und nach Tarif arbeiten würde, so dass Cain der Versicherung die verloren gegangenen Tage erstatten konnte und letztendlich niemand außer Jack irgendwelches Geld verlor. Alison hoffte, dass sich die Versicherung aufgrund dieser Goodwill-Vereinbarung nicht weigern würde, ihn auch bei künftigen Projekten noch zu versichern. Jack war zuversichtlich, dasser, wenn er Cain auf seine Seite ziehen konnte, die Glaubwürdigkeit und den Einfluss besitzen würde, um seine Karriere zu retten.
»Du weißt, dass Cain bereits eine Klage gegen dich eingereicht hat«, erinnerte ich ihn.
»Das ist einfach das Übliche in der Branche«, sagte er. »Keine große Affäre.«
Ich musste zugeben, dass es faszinierend schien, in einer Welt zu leben, in der Millionen-Dollar-Klagen mit einer lässigen Geste fallen gelassen und ernst zu nehmende Konflikte mit einem kurzen Telefonanruf beigelegt wurden. Ich konnte daran erkennen, wie man, wenn man eine Zeit lang in dieser Welt gelebt hatte, dazu neigen musste, die Konsequenzen auf die leichte Schulter zu nehmen. Kein Schaden war so groß, dass er im Big Business der Unterhaltungsindustrie nicht wieder gutgemacht werden konnte. Ich wusste, dass das eine vereinfachte Darstellung war, aber nicht so weit entfernt von der Realität.
Jack war nach
Blue Angel II
bereits für zwei weitere Projekte verpflichtet, und auch wenn es ihn juckte, mit den Produzenten dieser Filme zu sprechen, entschied er, dass es klüger war, zunächst einmal ein Agreement mit Luther Cain auszuhandeln. »Dann werde ich mit den anderen aus einer stärkeren Position verhandeln können«, sagte er.
»Siehst du«, sagte Chuck zu ihm. »Du kannst dich selbst um deine Karriere kümmern. Du brauchst diesen verdammten Typen gar nicht.«
»Ganz so einfach ist es nicht.« Jack runzelte die Stirn. »Es gibt Verträge. Übereinkünfte. Es gibt da eine Geschichte.«
»Eine Geschichte von Drogenmissbrauch und Ausbeutung«, sagte Alison scharf.
»Diesem Typen gehört für die nächsten paar Jahre ein Stück von mir«, sagte Jack schulterzuckend.
Der nächste geschäftliche Tagungsordnungspunkt war ein Exklusivinterviewmit Sally Hughes. Chuck hatte ihr am Abend zuvor das Versprechen zur Geheimhaltung abgeknöpft, nach ausgiebigem Flirten und Verhandeln, indem er ihr garantierte, sie würde diejenige sein, die die Story in einem Interview unter vier Augen an die Öffentlichkeit bringen dürfte. Ursprünglich wollte Sally das Interview live per Satellitenübertragung senden, aber nachdem sie sich mit ihren Bossen beraten hatte, entschied sie, es auf Video aufzeichnen zu lassen, so dass es zu einem ordentlicheren Sendebeitrag zusammengeschnitten werden konnte. Chuck ging nach draußen und winkte Sally und ihre Crew
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