Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
Vom Netzwerk:
doch sagen, dass du Angst haben und schleunigst das Weite suchen sollst, oder? Und dein natürlicher Instinkt, wenn es regnet, sagt dir, dass du dir einen Unterschlupf suchen sollst. Und als ich mich zwang, diese Instinkte zu ignorieren und mich einfach zu entspannen und mich auf den Regen, die Kälte und meine Ängste einzulassen, da war das ein sehr befreiendes Gefühl. Und sobald ich merkte, dass ich von diesen Bedürfnissen befreit war, da gehörte auf einmal gar nicht mehr so viel dazu, künftig die Finger vom Koks zu lassen.«
    »Warum bist du denn dann jetzt zurückgekommen?«, fragte ich. »Abgesehen von der Tatsache, dass deine Freunde hier saßen, ihr Leben angehalten und sich zu Tode um dich geängstigt haben.«
    Jack lächelte verlegen. »Es war einfach so verdammt kalt.« Alle lachten. »Nächstes Mal, wenn ich losziehe, um eins mit der Natur zu werden, zieh ich mich ordentlicher dafür an.«
    »Woher hast du denn das Hemd bekommen?«, fragte Lindsey ihn.
    »Ich weiß es nicht mehr«, sagte Jack stirnrunzelnd. »Wo ist es?«
    »Ich hab’s rausgeworfen«, sagte Alison. »Es hat gestunken.«
    »Ich weiß nicht. Ich muss es im Wald gefunden haben.«
    »Weißt du, dass du deine Brieftasche verloren hast?«, fragte ich ihn.
    »Ich habe sie nicht verloren«, sagte er. »Ich habe sie in einen Fluss geworfen. Ich wollte nicht in Versuchung geraten, in die Stadt zu gehen und mir Drogen zu kaufen. Augenblick mal, woher wisst ihr das denn überhaupt?«
    Ich erzählte ihm, wie man seine Brieftasche gefunden und uns alle verdächtigt hatte, ihn entführt und womöglich ermordet zu haben. »O mein Gott!«, rief er und atmete langsam aus. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass man sie vielleicht finden könnte.«
    »Ich bin nur neugierig«, sagte ich. Ich ärgerte mich, ohne dass ich es wollte. »Was dachtest du eigentlich, was wir hier tun würden, als du verschwunden warst?«
    »Was meinst du damit?«, fragte er.
    »Ich meine, hast du gedacht, wir alle würden einfach nach Hause fahren und dich aufgeben? Hast du gedacht, wir alle würden unsere Jobs sausen lassen und hierbleiben, bis du wieder auftauchst?«
    »Ben«, versuchte Alison mich zu bremsen.
    »Nein«, beharrte ich, selbst überrascht von der Stärke meines Zorns. »Ich will es wissen. Ist es dir je in den Sinn gekommen, dass wir uns vielleicht sorgen könnten? Hast du je an uns gedacht?«
    Jack sah zu mir hoch, mit unverwandtem Blick. »Nein, ich denke, das habe ich nicht getan, Ben, und es tut mir aufrichtig leid, da ihr alle so ziemlich meine einzigen echten Freunde seid. Ich war einfach völlig neben der Spur, wisst ihr? Ich war in einer anderen Welt, und ich nehme an, ich dachte einfach, ihr würdet schon hier sein, wenn ich wiederkomme.«
    »Und hier sind wir ja nun auch«, brummelte ich, während mein Zorn angesichts seiner Ehrlichkeit allmählich verrauchte.
    »Ich wusste, dass ich auf euch zählen kann«, sagte er grinsend.
    »Leck mich.«
    »Ich liebe dich, Mann.« Er stand auf und kam zu mir herüber, um mich zu umarmen.
    »Nein, leck mich«, sagte ich und hob die Hände.
    »Ich liebe dich, Ben.«
    »Leck mich«, sagte ich noch einmal, aber diesmal musste ich bereits lachen, und er umarmte mich, und ich merkte, dass ich wirklich und aufrichtig froh war, dass er wieder da und mit ihm alles in Ordnung war.
    »Also«, unterbrach Alison unser Geplänkel. »Meinst du, es war ein Erfolg?«
    »Was?«
    »Dein Trip. Deine Zeit hier oben. Meinst du, du bist die Sucht losgeworden?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Jack. »Auf jeden Fall lechze ich nicht mehr nach Koks, nicht so wie früher.«
    »Na ja«, erklärte Chuck. »Aus medizinischer Sicht hat es deinen Blutkreislauf jetzt verlassen.«
    »Ich weiß«, sagte Jack. »Ich fühle mich, als hätte ich mich grundlegend gereinigt. Als ob es nicht mehr zu meinem Leben gehört.«
    »Kann es wirklich so einfach sein?«, fragte Lindsey.
    »Einfach war nichts an alledem«, sagte Jack gutmütig. »Versuch doch selbst einmal, drei Tage im Wald zu leben.«
    »Also«, sagte Alison und streckte die Arme über die Schultern aus. »Was passiert jetzt?«
    »Jetzt«, sagte Jack, »sollte ich mich darum kümmern, dass ich meinen Job zurückbekomme.«
    Ich musste daran denken, wie ich Jack einmal nach seiner Zukunft gefragt und er gesagt hatte: »Das hier ist die Zukunft.« Es war schon seltsam, dass seine Philosophie, für den Augenblick zu leben und sich nicht von Zukunftssorgen

Weitere Kostenlose Bücher