Zeit für Plan B
und seine Karriere dort fortzusetzen, wo er sie abgebrochen hatte, mit neuem Engagement und einer klaren Perspektive. Ich hoffte, dass das nun wirklich die Wahrheit war und nicht nur Jack, der eine neue Rolle spielte, und ich fragte mich, ob es für jemanden wie Jack zwischen diesen beiden Dingen überhaupt einen Unterschied gab.
»Es wurden vielfach Vermutungen angestellt, dass Ihr Verschwinden auf Drogen zurückzuführen sei. Können Sie das bestätigen?«
»Drogen spielten eine Rolle dabei. Aber es war mehr als das. Ich hatte ein paar Probleme, die geklärt werden mussten. Leider ließ mir mein Terminplan nicht die Zeit, die ich dafür benötigte, so dass ich gezwungen war, mir ohne Termin etwas Zeit freizunehmen.«
»Waren Sie drogenabhängig?«, hakte Sally nach.
»Ich habe früher einmal Kokain genommen«, sagte Jack schlicht.
»Und jetzt nehmen Sie keines mehr?«
»Ich werde nie wieder Kokain nehmen.«
»Können Sie uns sagen, mit welchen Mitteln Sie eine starke Abhängigkeit in nur wenigen Tagen besiegt haben?«, fragte Sally.
»Ich würde nicht sagen, dass ich sie besiegt habe«, erwiderte Jack, während er nachdenklich auf seine Hände sah. »Ich würde sagen, ich habe die Droge aus meinem Körper entfernt, bin die unmittelbare Gier danach losgeworden und habe, mit Hilfe meiner Freunde, eine solide Grundlage dafür geschaffen, dass ich künftig drogenfrei bleiben werde.«
»Sie erwähnen Ihre Freunde«, sagte Sally und beugte sich vor wie Barbara Walters. »Können Sie Gerüchte bestätigen, denen zufolge Ihre Freunde Sie allen Ernstes entführen mussten?«
Jack lachte. »Den Witz kannte ich noch gar nicht«, sagte er. »Erzählt man sich das wirklich?« Er sprach diese Zeile in demselben unbekümmerten Tonfall, mit dem er erklärt hatte, dass er nie mehr Koks nehmen würde. Er log so mühelos, dass selbst ich ihm für einen kurzen Augenblick glaubte. Mit einem plötzlichen Anflug von Entsetzen stellte ich fest, dass ich nicht mehr in der Lage war, Wahrheit und Lüge voneinander zu unterscheiden, wenn Jack sprach.
Sie machten noch etwa zehn Minuten weiter. Jack führte seinen Schwachsinn aus, und Sally schluckte ihn, bis Jack allmählich erschöpft und abgelenkt aussah. Sally spürte, dass sie seine Aufmerksamkeit verlor und kam zum Ende des Interviews. Die Kameraleute gingen nach draußen, um als Lückenfüller die Berge und das Haus zu filmen, und Jack lehnte sich mit einem matten Lächeln auf der Couch zurück. »Wann wird es gesendet werden?«, fragte er Sally.
»Wir werden es im Übertragungswagen schneiden«, sagte Sally, der vor Aufregung die Röte ins Gesicht gestiegen war. »Das wird etwa eine halbe Stunde dauern, und dann werde ich live rasch über den letzten Stand der Dinge berichten und ein paar einleitende Worte zu dem Sendebeitrag sprechen.«
»Die anderen Typen dort draußen werden völlig durchdrehen«, sagte Lindsey vom Fenster.
»Ich weiß.« Sally war außerstande, ihr Vergnügen zu verhehlen. »Sie werden das Haus stürmen.« Sie wandte sich an Jack. »Und denken Sie dran, Sie haben sich einverstanden erklärt, bis nach den Spätnachrichten heute Abend mit keinem anderen Sender zu sprechen.«
Jack hob den Kopf und sah sie an. »Einmal war genug«, sagte er. »Nehmen Sie’s mir nicht übel.«
»Tu ich nicht.«
Sally erhob sich, gab Jack die Hand und ging mitsamt ihrem Lächeln, das sie inzwischen nicht mehr unterdrücken konnte, zurück zu ihrem Übertragungswagen, um ihre Story zu bearbeiten. Ich setzte mich neben Jack, der nachdenklich an einer Cola nippte. Er sah erschöpft aus. »Also«, sagte ich. »War das jetzt geschauspielert, oder warst das wirklich du?«
»Das war wirklich ich beim Schauspielern«, sagte Jack.
»Was meinst du damit?«
»Die wirklich großen Schauspieler überzeugen nicht nur das Publikum«, zitierte Jack, während er aufstand und sich streckte. »Sie müssen auch sich selbst überzeugen.« Er lächelte mich an.
»Sehr tiefgründig.«
»Und vielleicht ein klein wenig pathetisch«, sagte er, stellte die Coladose ab und ging auf die Treppe zu. »Aber ob du’s glaubst oder nicht, es funktioniert tatsächlich.«
»Das muss ganz schön hart sein«, sagte ich ernst. »Wenn du keine klare Linie zwischen der Wirklichkeit und deinen Rollen ziehen kannst.«
»Es gibt schon eine Linie«, sagte Jack. »Sie bewegt sich nur ziemlich viel.«
»Wie kommst du damit klar?«
»Drogen«, sagte Jack. Wir mussten beide lachen.
»Mein Gott, bin ich
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