Zeit für Plan B
World
Alison steht, wie zu erwarten, auf das, was Chuck »Vagina-Musik« nennt:
1. The Indigo Girls:
Rites of Passage
2. 10 000 Maniacs:
Our Time in Eden
3. Jewel:
Pieces of You
4. Sarah McLachlan:
Fumbling Towards Ecstasy
5. The Cranberries:
No Need to Argue
6. Lisa Loeb:
Tails
7. Alanis Morissette:
Jagged Little Pill
8. Shawn Colvin:
Fat City
9. Stevie Nicks:
Bella Donna
10. Lisa Stansfield:
Real Love
In Wahrheit ist es so: Die meiste Musik, die wir heutzutage hören, ist genau dasselbe Zeug, das wir schon auf dem College hörten. Etwa mit sechsundzwanzig, in einem Versuch, die Dreißig aufzuhalten, begann ich, mich für die neuen alternativen Angst-Bands wie beispielsweise Pearl Jam, Nine Inch Nails, Bush, Stone Temple Pilots et cetera zu begeistern, aber mit dreißig bleibt von alledem nicht mehr viel übrig. Mit dreißig ist man wieder bei den tröstlichen Klängen gelandet, mit denen man aufgewachsen ist. Man hat selbst genug echte Angst, man braucht sie nicht noch in seiner Musik.
5
E inmal, als wir Jack in L. A. besuchten, nahm er Chuck und mich mit zu einer Party, die ein Freund von ihm, ein Produzent, in Beverly Hills gab. Jack hatte uns für diesen Anlass in dunkle, einreihige Hugo-Boss-Anzüge gesteckt, dazu Herrenhalbschuhe von Dolce & Gabbana, helle Hemden und keine Krawatten, und ich fühlte mich, als hätte man mir in fetten Buchstaben »Hochstapler« auf die Stirn gestanzt. Wir rauchten zusammen einen Joint, den Jack in seiner Limousine baute. Ich bekam eine rauhe Kehle davon, aber er half mir, mich auf der Party locker und hip zu fühlen. Das Haus war eine einstöckige Ranch, die von dichtem Laubwerk umgeben war, mit Stuckwänden, die längst von aggressivem Efeu überwuchert wurden. Man konnte nicht sagen, wo das Haus aufhörte und wo das Blattwerk anfing. Wir traten durch die Haustür und dann drei Stufen hinunter in ein riesiges, tiefliegendes Wohnzimmer, das eher wie eine Aula aussah, und wohin man auch blickte, standen hochgewachsene blonde Frauen in kurzen schwarzen Kleidern in Grüppchen beisammen. »Wow«, sagte Chuck anerkennend. »Hey Mister, sind wir hier im Paradies?«
»Das zweitbeste«, sagte Jack grinsend. »AMWs. Hollywoods größtes natürliches Vorkommen.«
»AMWs?«, fragte ich.
»Aktrice/Model/Was auch immer«, erwiderte Jack mit einem Schulterzucken.
»Amen«, intonierte Chuck ehrfürchtig.
Jazz drang bei weitem zu laut aus der Stereoanlage. Mir fiel auf, dass im Zimmer verstreut auch Grüppchen von Männern standen, die meisten von ihnen ähnlich gekleidet wie ich. Geschickt zwischender Menge hindurch schlängelte sich eine andere Art von Männern, allesamt gut gebaut, mit eng anliegenden Westen über kurzärmeligen Hemden, mit sorgfältig frisiertem Haar und blendenden Zähnen. Diese Männer trugen Tabletts mit bunten Vorspeisen, doch sie schienen sich ebenso unters Volk zu mischen wie alle anderen auch. Ich wandte mich zu Jack um, um ihn zu fragen, ob er für sie auch ein Akronym auf Lager hätte, doch er war bereits in der Menge verschwunden, so dass ich sie, anstatt ihnen dieselben Buchstaben zuzuordnen wie den Blondinen – Akteur/Model/Was auch immer – die »Pretty Boys« nannte.
Als ich mich nach links umwandte, sah ich Jack auf eine Gruppe von vier Männern in Anzügen zutreten. Der dickste von ihnen winkte ihm wie verrückt zu und fuchtelte mit seiner Zigarre durch die Luft, als wollte er ihm irgendein Zeichen geben. »Da ist er ja«, brüllte der Typ theatralisch, und es klang, als ob in seiner Speiseröhre Kieselsteine kullerten. Er warf einen Arm um Jacks Schulter. »Da ist er ja! Dieser Kerl! Lasst euch von mir erzählen, was das für einer ist.« Jack wurde von einer Wolke aus Rauch und Anzügen umhüllt, und Chuck und ich blieben zurück, um uns allein durchzuschlagen. Wir bahnten uns einen Weg an die Bar, die mit einem der Pretty Boys besetzt war, und Chuck ließ sich zwei Drinks geben und trug sie hinüber zu einer gelangweilt dreinblickenden AMW die gegen die Wand gelehnt dastand. Er quatschte sie an, und auch wenn ihr Gesichtsausdruck sich nicht ein bisschen veränderte, so nahm sie den Drink doch an, während sie die Blicke über seine Schulter hinweg weiterhin über den Raum schweifen ließ.
Allein an der Bar zurückgeblieben, genehmigte ich mir rasch zwei Gläschen Absolut Citron, um meinem beginnenden Schwips etwas nachzuhelfen, und nahm mir dann ein Glas mit irgendetwas Fruchtigem, um meine Hände zu beschäftigen, während ich
Weitere Kostenlose Bücher