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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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strahlendes Lächeln über ihr Gesicht. »Du wirst ein ganz schön harter Brocken sein«, sagte sie. »Das weiß ich jetzt schon.«
    Ich blies in meine Hände. Ich war nicht mehr verrückt nach ihr. Ich war vermutlich auf halbem Weg, mich in sie zu verlieben, und ich vertraute mir nicht genug, um noch etwas zu sagen. Inzwischen hatten sich etliche andere Leute im Park eingefunden, führten ihre Hunde spazieren, spielten mit ihren Kindern oder schlenderten einfach nur durch den Schnee, Fußspuren hinter sich lassend. Wir lehnten uns zurück und nahmen die Szene in geselligem Schweigen in uns auf. »Das ist schön«, sagte Lindsey.
    »Ja«, sagte ich.
    Später bauten wir einen Schneemann.

    Nach unserem Tag im Schnee wurden Lindsey und ich enge Freunde, was nicht unbedingt das war, was ich mir vorgenommen hatte, aber es war okay. Es war etwas Intimes, und mit Sicherheit etwasRomantisches, an der Art, wie wir miteinander umgingen. Wir verstanden uns blendend und genossen das Vertrauen, mit dem wir durch die Gedanken des jeweils anderen hindurchsegeln konnten. Es war berauschend, jemanden so gut zu kennen. Ich drängte nie auf mehr, da ich eine Heidenangst davor hatte, das zu zerstören, was wir hatten. Was nicht heißen soll, dass ich sie nicht ständig begehrte.
    Bei schönen Mädchen geht man von bestimmten Annahmen aus. Das Erste, was ich bei Lindsey angenommen hatte, war, dass sie niemals auch nur ein Wort mit mir wechseln würde. Sobald ich das hinter mir hatte, stellte ich fest, dass Lindsey meinen Erwartungen an jedem möglichen Punkt trotzte. Wo ich mit einem abgestandenen Lächeln rechnete, traf ich auf eines, das vollkommen aufrichtig war. Wo ich eine kehlige, erotische Stimme erwartete, hörte ich eine sanfte, musische. Sie besaß einen trockenen, selbstironischen Humor, aber sie gab sich nie der Eitelkeit falscher Bescheidenheit hin. Sie muss sich ihrer angeborenen Gaben durchaus bewusst gewesen sein, aber irgendwie funktionierte sie unabhängig von ihnen. Die schwelende Sinnlichkeit, die mich bis ins kleinste Molekül meines Körpers berührte, ließ sich nicht leugnen, aber was mich letzten Endes verführte, das war der unbezähmbare Eifer, mit dem sie einfach das Leben selbst anpackte.
    Lindsey machte grundsätzlich keine halben Sachen. Sie fand an jeder Erfahrung irgendetwas Faszinierendes, und ihre Begeisterung war ansteckend. Sie riss mich mit ihrem Überschwang mit, selbst wenn wir die banalsten Dinge diskutierten, und wenn sie zuhörte, dann mit gespannter Aufmerksamkeit und unverwandtem Blick. Sie konnte mich nicht nur mit einer sarkastischen Bemerkung zum Lachen bringen, sondern einfach dadurch, dass sie selbst lachte. Wenn sie im Kino weinte, dann weinte sie heftig, und ich spürte jedes Mal unweigerlich, wie mir selbst die Tränen in die Augen traten. Wenn ich mit Lindsey zusammen war, dann kroch ich aus einem Schneckenhaus, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dassich in ihm steckte, und es war, als sei die Welt auf einmal schärfer konturiert, mit leuchtenderen Farben. Sie gab mir die Freiheit, meine Unsicherheiten abzulegen, und im Auftrieb ihres Kielwassers fühlte ich mich, als würde ich bei mir selbst endlich etwas für mein Geld bekommen. Ich wusste schon bald, dass Lindsey, wenn sie mich liebte, dasselbe leidenschaftliche Gefühl auch bei mir auslösen würde, und ich verbrachte unzählige Stunden mit der Betrachtung dieser berauschenden Möglichkeit.
    Wir wussten beide, welch starke Anziehungskraft zwischen uns bestand, und anstatt ihr aus dem Weg zu gehen, ließ sich Lindsey auf sie ein. Sie umarmte mich, hakte sich bei mir unter, hielt meine Hand, küsste mich auf die Wange, kuschelte sich an mich. Aber wir wussten beide, dass es nie weiter gehen würde als bis zu diesem Punkt. Von Zeit zu Zeit ließen wir uns mit anderen Leuten ein, aber immer mit dem unausgesprochenen Wissen, dass wir beide in gewisser Weise zueinandergehörten. Unausgesprochen, da es keine Möglichkeit gab, es in Worte zu fassen und dabei vernünftig zu klingen. Es war, als würden wir uns für uns selbst aufheben, was, wie ich bereits sagte, nicht besonders logisch klingt.
    Eines Abends, in unserem zweiten Jahr auf dem College, gingen Lindsey und ich zusammen tanzen. Wir hatten beide gerade eine kürzere Beziehung beendet, ein Ereignis, das bei uns beiden immer gleichzeitig einzutreten schien. Ich war mit einer israelischen Musikstudentin namens Ronit zusammen, die, nachdem wir Sex hatten, im Bett gern Kerzen

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