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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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rüber.«
    »Okay, okay«, sagte Chuck, während er tat, als würde er darüber nachdenken. »Aber lass es uns folgendermaßen machen. Komm zum Eingang Achtundneunzigste Straße, und nimm den Aufzug in den achten Stock. Mein Büro ist die 812. Wir treffen uns dort, und dann nehme ich dich mit zu ihr. Bis du hier bist, müsste ich mehr Informationen haben. «
    »Na schön«, sagte Jack. »Ich bin in einer Viertelstunde da.«
    »Schön. Zwei Punkte noch, Jack.«
    »Was denn?«, fragte Jack ungeduldig.
    »Erstens, versuch dich irgendwie zu tarnen, okay? Wir können dort unten keinen Tumult gebrauchen.«
    »Alles klar. Was noch?«
    Chuck holte einmal tief Luft. Das war der Teil, von dem alles andere abhing. »Komm allein. Ich glaube nicht, dass ich genug Einflusshabe, um dein ganzes Gefolge an der Oberschwester in der Notaufnahme vorbeizuschleusen.«
    »Ich bin schon unterwegs«, sagte Jack und legte auf.
    »Er ist unterwegs«, sagte Chuck mit einem nervösen Grinsen in meine Richtung. Wir fühlten uns wie zwei Kinder, die einen Telefonstreich spielten.
    »Na wunderbar«, sagte ich ohne große Begeisterung.
    Chuck griff in seine Schreibtischschublade und entnahm ihr ein kleines Lederetui, das nach Rasierzeug aussah. Er zückte eine hässlich aussehende Spritze und eine birnenförmige Phiole. Er riss den roten Plastikschutz mit den Zähnen von der Nadel, stieß sie oben in die Phiole und zog am Kolben, während er zusah, wie sich die Spritze mit Flüssigkeit füllte. Als die Spritze etwa zu drei Vierteln gefüllt war, zog er die Nadel aus der Phiole, drückte den Kolben leicht zurück, um ein bisschen Flüssigkeit herauszuspritzen, und presste dann mit einer einzigen, raschen Bewegung mit den Zähnen die rote Schutzkappe wieder auf die Nadel. Dann hielt er sich die Spritze genau vor die Augen, schlug zweimal mit einem Finger dagegen und starrte gebannt in die Flüssigkeit.
    »Was machst du denn da?«, fragte ich.
    »Auf Luftbläschen überprüfen«, sagte er, während er die Spritze wieder in den Lederbeutel legte.
    »Was ist das?«
    »Thorazine. Dürfte etwa fünf Minuten dauern.«
    »Kannst du nicht irgendwas nehmen, was ein bisschen schneller geht?«
    »Nichts außer einem stumpfen Gegenstand, mit dem ich ihm auf den Kopf schlag.«
    »Was werden wir denn in den fünf Minuten mit ihm machen?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht. Kennst du irgendwelche guten Witze?« Chuck griff in eine andere Schublade, holte ein blaugrünes Stoffbündelhervor und warf es mir zu. »Ein OP-Anzug«, sagte er. »Für unsere waghalsige Flucht. Du kannst dich eigentlich auch jetzt schon umziehen.«
    Während ich mich aus meiner Kleidung schälte und in den dünnen OP-Anzug schlüpfte, wurde ich auf einmal von der Surrealität der ganzen Situation überwältigt. Hier standen wir, zwei erwachsene Männer, kurz davor, einen anderen Mann zu entführen und aus dem Verkehr zu ziehen. Ein bekannter Filmstar würde spurlos verschwinden, und wir würden diejenigen sein, die dahintersteckten. Es war ein großes Ding. Ich musste mich sogar verkleiden. Ich sah hinüber zu Chuck, der sich eben die Hände an seinem weißen Kittel abwischte. »Jetzt fehlt uns nur noch der Soundtrack zu
Kobra, übernehmen Sie
«, sagte ich.
    Ein paar Minuten später begann Chucks Beeper erneut über den Schreibtisch zu hüpfen. Ich schnappte ihn mir und warf einen Blick auf die Anzeige. Lauter Einsen. Das war das Signal von Lindsey, die in Alisons jagdgrünem Beamer auf der anderen Straßenseite parkte.
    »Elvis ist im Gebäude«, sagte ich.
    »Alle Mann auf die Plätze, auf die Plätze«, sagte Chuck viel zu laut und trat hinter die Tür.
    Mein Magen fühlte sich an, als hätte ich einen Wurf Kaninchen verschluckt, als ich in dem Sessel hinter dem Schreibtisch Position bezog. Mir graute davor, Jack gegenüberzutreten, den Vorwurf des Verrats in seinen Augen zu sehen, wenn er begriff, was wir im Schilde führten. Mein Mund war auf einmal vollkommen ausgedörrt, und meine Lippen begannen an meinem Zahnfleisch zu kleben. Ich konnte das Zittern in meinem rechten Bein nicht unterdrücken. Ich sah zu Chuck hinüber, und er starrte grimmig zurück. Wir waren in diesem Augenblick gefangen, der eine Ewigkeit zu dauern schien, und doch kam es uns vor, als würde die Tür viel zu früh aufgerissen werden.
    Jack stürmte mit einer solchen Wucht ins Zimmer, dass ich schon befürchtete, die Tür würde Chuck das Gesicht zerquetschen, à la
The Three Stooges
. Einen Augenblick lang sah ich

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