Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
Vom Netzwerk:
Sache, aber so war es nun einmal. »Tut mir leid.«
    »Schon vergessen«, sagte sie lächelnd. Sie umarmte mich kurz, wobei ich Gott sei Dank der Versuchung widerstand, mich an ihr Haar zu schmiegen und sie zu küssen. »Können wir nicht einfach etwas Zeit zusammen verbringen, ohne alles kompliziert zu machen?«
    »Na klar«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass es bereits kompliziert war. Der Schaden war schon angerichtet. Ich hatte das Thema mit Gewalt zur Sprache gebracht und dafür eine kalte Abfuhr bekommen. Ich hatte mir eingeredet, es hätte vielleicht anders kommen können. Lindsey hatte mich umarmt und die Sache abgehakt, aber die Worte ließen sich nicht mehr zurücknehmen, eine Barriere, die zu errichten ich Lindsey unabsichtlich gezwungen hatte. Das »Nurgute-Freunde«-Gerede mit dreißig. Ein neuer Tiefpunkt.
    »Komm schon«, sagte sie und wandte sich um. »Gehen wir zurück.« Wir machten kehrt und begannen wieder in Richtung Stadt zu laufen. Ein allmählich lauter werdendes Rumpeln hinter uns wurde allmählich zu einem Dröhnen, als ein unheimlich aussehender, bärtiger Kerl auf einer Harley an uns vorbeischoss. Auf dem Rücken seines T-Shirts stand: »Wenn du das lesen kannst, dann ist die dumme Kuh runtergefallen«, was unter normalen Umständen durchaus witzig gewesen wäre, aber im Augenblick war mir einfach nicht nach Lachen zumute.
    Wir gingen in Parker’s Trödelbasar, einen Laden, in dem es alles gab, und kauften die Tupperware-Abteilung auf. Der stämmige Mann mittleren Alters, der hinter der Theke stand und allerWahrscheinlichkeit nach Parker hieß, tippte unsere Einkäufe in eine altertümliche Kasse ein, die Art, bei der ein rotes Schild mit der Aufschrift »Verkauft« auftaucht, wenn die Endsumme in dem kleinen Fenster erscheint. »Wie geht’s?«, fragte er, während er die Plastikbehälter einpackte.
    »So gut wie noch nie«, log ich.

    Schweigend fuhren wir nach Hause. Lindsey sah aus dem Fenster und summte leise vor sich hin, während ich missmutig über die Ordnung der Dinge sinnierte. Die Tinte auf meiner Scheidung war noch nicht trocken, aber all meine Reue schien einer Trennung zu gelten, die sich vor mehr als fünf Jahren ereignet hatte. Mir kam der Gedanke, dass es vielleicht ein seltsames Gleichgewicht gab zwischen meinen Gefühlen damals und dem, was ich im Augenblick empfand. Als Lindsey mich verließ, da leitete ich all die Gefühle, die ich für sie hatte, auf Sarah um, und jetzt, da Sarah gegangen war, konnten diese Gefühle frei und ungehindert wieder an ihren Ausgangspunkt zurückkehren. Andererseits, vielleicht übertrug ich meinen Schmerz über die Scheidung auch einfach nur auf Lindsey, weil sie eben da war. Weniger wahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Ich warf einen kurzen Blick auf Lindsey, die der Ansicht war, dass ich die Dinge gern kompliziert machte. Ich musste an eine literarische Anekdote über Kurt Vonnegut denken. Als ein Besucher sein Erstaunen über Vonneguts ziemlich unaufgeräumtes Büro zum Ausdruck brachte, deutete dieser auf seinen Kopf und sagte: »Wenn Sie glauben, das ist Unordnung, dann sollten Sie mal sehen, wie es hier drinnen aussieht.«

17

    A ls wir zurück zum Haus kamen, saß Alison am Küchentisch, aß Eiscreme der Sorte Cookies & Cream aus der Packung und blickte ziemlich besorgt drein. Die Indigo Girls liefen auf der Stereoanlage im Wohnzimmer, aber soweit ich beurteilen konnte, hatte das nichts damit zu tun.
    »Er hat den ganzen Nachmittag keinen Mucks von sich gegeben«, sagte sie. »Ich hab versucht, mit ihm zu reden, aber er reagiert einfach nicht.«
    »Entweder ist er sauer, oder er schläft«, sagte ich.
    »So hatte ich mir das alles eigentlich nicht vorgestellt«, sagte sie missmutig. »Ich dachte, wir würden ihm Gesellschaft leisten können, ihm helfen, indem wir mit ihm reden. Er ist so allein da drin.«
    »Es ist doch gerade mal der erste Tag«, sagte Lindsey. »Wir werden noch ’ne ganze Weile hier bleiben, vergiss das nicht. Es wird sich alles noch ändern.«
    »Ich nehm’s an«, sagte Alison, ohne überzeugt zu klingen.
    »Wo ist Chuck?«, fragte ich.
    »Er hat sich einen Wagen gemietet und ist zurück nach New York gefahren, um sich seine Nase behandeln zu lassen und dafür zu sorgen, dass sich jemand um seine Patienten kümmert. Er wird entweder heute spät am Abend oder morgen früh zurückkommen.« Sie stand auf und stellte das Eis zurück ins Gefrierfach. »Außerdem habe ich meinen Anrufbeantworter zu Hause

Weitere Kostenlose Bücher