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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Freunde von Alison«, sagte ich. »Ich bin Ben, und das hier ist Chuck.«
    »Oh«, sagte er, während er seinem Hund den Hinterkopf kraulte.
    »Wie heißt du?«, fragte ich.
    »Jeremy«, antwortete der Junge. Sein Hund kam vor, um an uns zu schnüffeln, und ich kraulte ihm freundschaftlich die Brust. »Das ist Taz«, erklärte er mir.
    »Taz?«
    »Ja. Wie der Tasmanische Teufel. Du kennst doch diesen Comic?«
    »Na klar«, sagte ich. Taz hatte offenbar eine Schwäche dafür, auf der Brust gekrault zu werden, und setzte sich aufrecht genau vor mich hin, so dass er möglichst viel davon bekommen konnte, die Augen vor Vergnügen geschlossen. »Hast du ihm den Namen gegeben?«
    »Nein, mein Vater.« Bei der Erwähnung seines Vater glitt sein Blick für einen Moment zu Boden, bevor er ihn mit einem etwas verlegenen Ausdruck wieder hob. »Ich bin wegen der Gänse gekommen«, sagte er. »Sie kommen jedes Jahr um diese Zeit.«
    »Tatsächlich?«, sagte Chuck.
    »Ja. Es sind kanadische Gänse, auf dem Weg nach Florida. Sie machen für etwa eine Woche hier halt, und dann fliegen sie weiter. Und im Frühling, auf dem Weg zurück, halten sie hier auch.«
    »Das ist ziemlich cool«, sagte ich.
    »Was ist mit deiner Nase passiert?«, fragte er Chuck.
    »Ein Freund hat mich geschlagen«, erklärte Chuck.
    »Du?«, fragte er mich.
    »Diesmal nicht«, sagte ich. »Wir wechseln uns alle damit ab, ihn zu schlagen.«
    »Sieht aus, als ob sie gebrochen ist«, sagte Jeremy. »Du solltest zu einem Arzt gehen.«
    »Ich sehe jedes Mal einen, wenn ich in den Spiegel blicke«, sagte Chuck.
    »Was im Allgemeinen sehr oft der Fall ist«, fügte ich hinzu.
    »Du bist Arzt?«, fragte Jeremy skeptisch.
    »Na klar.«
    »Kümmerst du dich manchmal um Leute, die Konas haben?«
    »Was sind denn Konas?«, fragte Chuck.
    »Das ist, wenn man schläft und lange nicht aufwachen kann«, sagte der Junge ernst. Mir fiel auf, dass er verblüffend blaue Augen hatte und dass sein linkes manchmal unfreiwillig blinzelte.
    »Das ist ein Koma«, sagte Chuck. »K-O-M-A, Koma. Was weißt du denn über Komas?«
    »Mein Vater hat eines«, sagte Jeremy.
    »Tatsächlich?«, sagte ich. »Das ist ja schrecklich!«
    »Ja«, antwortete er mechanisch. »Ein Lastwagen hat ihn beim Joggen erwischt. Er schläft jetzt schon seit fast drei Monaten.«
    »Das tut mir wirklich leid«, sagte Chuck.
    »Er hat nie erfahren, was ihn eigentlich erwischt hat«, sagte Jeremy, womit er offensichtlich etwas wiederholte, was er schon einmal irgendwo gehört hatte.
    Die Hintertür von Jeremys Haus ging auf, und ein etwa zwölfjähriges Mädchen kam auf die Terrasse heraus. »Jeremy, was machst du denn da?«, rief sie ihm zu.
    »Das ist Melody«, erklärte er uns. »Sie glaubt, sie ist jetzt, wo mein Dad nicht da ist, der Boss.«
    »Jeremy!«, rief sie wieder.
    »Ich geh nur mit Taz raus«, rief er zu ihr zurück.
    »Du musst zum Frühstück reinkommen«, beharrte Melody.
    »Ich komm gleich.«
    »Mom sagt, sofort.«
    Er verdrehte angewidert die Augen und zog dann leicht an Taz’ Leine. »Ich muss los«, sagte er.
    »Schwestern«, sagte ich mit einem mitfühlenden Lächeln.
    »Hast du welche?«
    »Äh, nein«, gab ich zu.
    »Du Glücklicher«, sagte Jeremy und wandte sich dann zu Chuck um. »Meinst du, du könntest meinem Dad helfen?«
    Für einen kurzen Moment trafen sich Chucks und mein Blick. »Ich bin sicher, sein Arzt tut sein Bestes«, sagte Chuck. »Außerdem bin ich noch ein ziemlich junger Arzt. Ich möchte wetten, der Arzt deines Dads ist älter als ich und viel erfahrener.«
    »Ich nehm’s an«, sagte der Junge und wandte sich ab, um zurück zum Haus zu laufen.
    »Hey Jeremy«, rief ich ihm nach.
    »Ja?«
    »Bis später.«
    »Ja«, sagte er und zog Taz näher an sich, während sie den Hügel hinaufstapften. »Bis später.«

    »Der arme Junge«, sagte Alison später, als ich ihr beim Frühstück von unserer Begegnung mit Jeremy erzählte. »Ich hatte keine Ahnung. Ich hab nichts davon gehört. Wir kennen die Millers seit Jahren. Ich war Melodys Babysitter, als sie, na ja, vielleicht zwei Jahre alt war. Mein Dad und Peter sind früher zusammen fischen gegangen.« Niemand war in der Stimmung gewesen, ein warmes Frühstück zu machen, also aßen wir Cornflakes mit Milch, wofür ich später mit Sicherheit büßen würde. Noch ein Symptom dafür, dass ich vor kurzem dreißig geworden war, war eine früher nur leichte Laktose-Überempfindlichkeit, die auf einmal stärker geworden war.
    »Es

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