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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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wer wüsste schon, wann ich einmal dazu kommen würde, und außerdem könnte er ihr doch schon an der Stimme anhören, dass etwas nicht stimmte, und er sollte es doch nicht zufällig von irgendjemand anders erfahren. Beim dritten Piepsen zog ich erstaunt die Augenbrauen hoch, denn ich wusste nicht, wer sonst noch hätte anrufen können. Eine leise, kratzige Stimme quasselte etwa sechzig Sekunden lang auf Spanisch vor sich hin, bevor aufgelegt wurde, und auch wenn sich meine Spanischkenntnisse im Allgemeinen darauf beschränkten, die Bedeutung der Warnhinweise an U-Bahn-Türen intuitiv zu erfassen, war ich doch ziemlich überzeugt von meiner Annahme, dass sich jemand verwählt hatte, was meinen vorherigen Verdacht bestätigte, dass es sonst niemanden gab, der mich vermisste.
    Nach der spanischen Nachricht folgten drei lange Piepser, was bedeutete, dass der Anrufbeantworter mir nichts mehr zu sagen hatte, also legte ich auf, nicht ohne vorher die Taste sieben zu drücken, womit sämtliche Nachrichten gelöscht wurden und ein freies Band für den nächsten spannenden Schwung hinterlassen wurde. Ich konnte diese irrationale Hoffnung nie begreifen, die reflexartigwie eine Wüstenblume in mir aufblühte, sobald ich meinen Anrufbeantworter abhörte, als hätte ich alle möglichen Freunde, die ich völlig vergessen hatte und die sich endlich einmal melden wollten, um sich wieder in Erinnerung zu rufen.
    Ich versuchte, ein bisschen Raymond Carver zu lesen, um einen klaren Kopf zu bekommen, aber als ich einschlief, dachte ich immer noch an Lindsey, und als ich irgendwann erschrocken aus dem Schlaf hochfuhr, klebte meine Stirn auf dem wachsartigen Laminat des Taschenbucheinbands, und ich verspürte jenes seltsame, irritierte Gefühl, das sich einstellt, wenn man in einem hell erleuchteten Zimmer aufwacht. Ich warf einen Blick auf die Uhr auf meinem Nachttisch, auf der es 2.12 Uhr morgens war, und versuchte mich zu erinnern, was mich eigentlich aus dem Schlaf gerissen hatte. Ich rollte mich auf den Rücken und blieb reglos liegen, horchte, aber das Haus war völlig still. Irgendwo draußen verbrannte irgendjemand Blätter, und der leicht beißende Geruch von Rauch kam durch mein Schlafzimmerfenster geweht. Es dauerte noch ein, zwei Minuten, in denen ich still dalag und nachdenklich den Geruch einsog, bis es mir schließlich dämmerte, dass mein Fenster geschlossen war. Der Geruch kam nicht von draußen herein, er war bereits im Haus, und was immer dort brannte, Blätter waren es nicht.
    Jack … scheiße!
    Ich rollte mich aus dem Bett, wobei ich fast aufs Gesicht fiel, als sich meine Füße in der verkrumpelten Bettdecke verhedderten, und bewegte mich halb hopsend, halb stolpernd in den Flur hinaus, der bereits von Rauchschwaden erfüllt war. Ich knipste das Licht im Flur an, hämmerte gegen die Zimmertür der Frauen und brüllte: »Feuer! Steht auf!« Im Licht konnte ich nun durch den Schleier hindurch erkennen, dass der Rauch unter Jacks Tür hindurchkam. Ich hatte eben hinter Chucks Tür einen Feuerlöscher ausfindig gemacht, als er aus dem Zimmer gestürmt kam und praktisch mit mir zusammenstieß. »Was zum Teufel ist los?«, brüllte er, während er sich mitden Händen vor dem Gesicht herumfuchtelte, um den Rauch etwas zu vertreiben. Und dann ging der Feueralarm an, ein durchdringendes Heulen, das ohne Umweg direkt in mein Gehirn einzudringen schien, so dass sich meine Schultern zusammenzogen.
    »Es ist Jacks Zimmer!«, schrie ich über den Lärm hinweg, als Alison und Lindsey auftauchten, mit benommenem Blick, die Augen von Schlaf verquollen. Chuck schnappte sich den Schlüssel vom Türrahmen, steckte ihn ins Schloss und stieß die Tür auf. Eine Wand aus frischem Rauch strömte aus dem Zimmer, die mich für einen kurzen Augenblick abrupt innehalten ließ, und dann rannte ich hinein, wobei ich gleichzeitig die Nadel aus dem Feuerlöscher zog. Jack hatte eine Handvoll aufgeschlagener Bücher in die Mitte des Zimmers geworfen und in Brand gesetzt. Er musste die Streichhölzer in einer von Mr Schollings Schreibtischschubladen gefunden haben. Ich warf rasch einen Blick durchs Zimmer, aber Jack war nirgends zu entdecken. Ich richtete den Feuerlöscher voll aufgedreht auf den Bücherhaufen, erleichtert, dass das eigentliche Feuer relativ klein war und sich unter dem Schaum sofort ergab.
    Chuck stand zwei Schritte entfernt von der Badezimmertür, als Jack aus dem Bad gestürmt kam, mit nichts bekleidet als einer Trainingshose,

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