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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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fragte Sarah ungeduldig. »Soll ich vorbeikommen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »In irgendeinem Krankenhaus.«
    »In welchem Krankenhaus, Ben? Wo bist du?«
    »Ich weiß nicht. In den Bergen.«
    »In den Bergen? Wovon redest du überhaupt?«
    »Ich habe ein Reh totgefahren«, sagte ich, und ich spürte, wie mich ein plötzliches Gefühl von Traurigkeit überkam, als die Erinnerung wieder einsetzte. Meine Augen fühlten sich auf einmal sehr schwer an. »Ich muss jetzt Schluss machen.«
    »Warte einen Augenblick, Ben. Ist ein Arzt bei dir? Ist sonst irgendjemand bei dir?«
    »Nein.« Auf einmal fühlte ich mich sehr müde. Allmählich dämmerte es mir, dass ich Sarah nicht hätte anrufen sollen. »Ich muss Schluss machen.«
    »Leg nicht auf!«, brüllte sie. »Sag mir, wo du bist.«
    »Ich hätte dich nicht anrufen sollen«, sagte ich. »Ich muss Schluss machen.« Ich legte auf und schloss die Augen. Das hier ist dein Gehirn unter Drogeneinfluss, dachte ich, während ich einnickte.
    Als ich kurze Zeit später die Augen aufschlug, saß Lindsey auf einem Stuhl neben meinem Bett. »Hey, Benny«, sagte sie leise und glitt mit einer Hand sanft über meine Stirn. »Es ist alles okay mit dir. Du hattest einen Unfall, aber es ist alles okay.« Ich konnte erkennen, dass sie geweint hatte.
    »Wie spät ist es?« Als ich sprach, verspürte ich ein steifes Gefühl in meinen Wangen, als bestünden sie aus einer Art extrem dickem Kitt.
    »Ungefähr fünf. Du warst ein paar Stunden bewusstlos.«
    »Ich habe ein Reh totgefahren«, sagte ich, und meine Augen füllten sich mit Tränen.
    »Ich weiß, mein Süßer«, flüsterte sie und beugte sich auf ihrem Stuhl vor, um ihre Stirn sanft gegen meine zu drücken, während sie mir die Schläfen massierte. »Ich weiß.« Sie rieb mit ihrer Wange gegen meine, während ich in die Weichheit ihres Nackens weinte.Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal geweint hatte, und es kam mir seltsam vor, wie ein altes T-Shirt aus Kindertagen, das eigentlich nicht mehr passen sollte, aber irgendwie doch noch passte. Lindsey hielt mich fest und wiegte sich sanft hin und her, bis ich fertig war, was nicht allzu lange dauerte, da ich feststellte, dass das Weinen für meine geprellten Rippen die reinste Hölle war. Als ich aufgehört hatte, reichte sie mir ein Taschentuch, damit ich mir die Nase putzen konnte, und erst in diesem Augenblick, in dem ich es mir aufs Gesicht drückte und vor Schmerz laut aufschrie, merkte ich, wie geschwollen sie war.
    »Sieht mein Gesicht schlimm aus?«, fragte ich Lindsey.
    »Definier erst einmal schlimm«, antwortete sie mit einem leichten Grinsen. Sie wühlte in ihrer Handtasche, bis sie einen Make-up-Spiegel gefunden hatte. Ich hielt ihn mir vors Gesicht und begutachtete die violetten Flecken unter beiden Augen. Meine Nase war rötlich braun verfärbt und auf das Zweifache ihrer normalen Größe angewachsen. Ich sah aus wie ein Muppet.
    »O mein Gott«, sagte ich.
    »Der Airbag hat dich ganz schön übel zugerichtet«, erklärte Lindsey mitfühlend, während sie aufstand, um ihre Beine zu strecken. Ich fragte mich, wie lange sie wohl schon dort gesessen hatte. Sie ging zu den Blumen hinüber und begann, sie neu anzuordnen, während sie sprach. »Chuck und Alison sind nach unten gegangen, um Kaffee zu holen. Sie werden gleich zurück sein. Du hättest Chuck erleben müssen. Er hat den Sanitätern ständig irgendwelche Anweisungen gegeben. Er ist im Krankenwagen mit dir mitgefahren, erinnerst du dich?« Ich erinnerte mich nicht. »Jedenfalls, er ist in die Notaufnahme spaziert, als sei er dort zu Hause, hat allen gesagt, was sie zu tun haben.«
    »O Gott, Chuck«, sagte ich leise, während ich spürte, wie ich mich unerklärlicherweise langsam wieder zurückzog.
    »Er war wie einer dieser Typen in
Emergency Room
, weißt du?«,fuhr Lindsey fort. »Legen Sie einen Lidocain-Tropf, machen Sie mir eine Thoraxröntgenaufnahme, eine Magen-Darm-Röntgenuntersuchung, fünfzig ccs von diesem oder jenem.« Sie kicherte. »Die Ärzte dort unten hätten ihn erwürgen können. Sie mussten ihn praktisch aus der Notaufnahme werfen, aber er hat es irgendwie geschafft, dieses Privatzimmer für dich zu ergattern.«
    »War ich bei Bewusstsein?«
    »Halb und halb, und dann haben sie dir irgendwas gegeben, womit du endgültig weggetreten bist.« Sie drehte sich um und nahm wieder Platz. Irgendwo draußen heulte die Alarmanlage eines Autos. »Du hast uns einen ganz schönen

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