Zeit für Plan B
strich.
»Also«, fragte Lindsey, nachdem er gegangen war. »Was ist euch beiden dort draußen passiert? Ihr saht ganz schön mitgenommen aus, als ihr zurückkamt.«
»Wir hatten eine ziemlich heftige Auseinandersetzung über die Frage, was wir jetzt, nachdem sich Jack unerlaubt von der Truppe entfernt hat, als Nächstes unternehmen sollten.«
»Willst du mir vielleicht die Höhepunkte schildern?«
»Ach nein«, sagte ich und griff nach einem zweiten Handtuch, um es mir über die Schultern zu legen. »Ich habe das Gefühl, wir werden diese ganze Auseinandersetzung sowieso noch einmal führen.«
Als ich zehn Minuten später nach unten kam, aßen Alison und Lindsey in der Küche die Suppe, die wir ihnen mitgebracht hatten, während sich Chuck im Wohnzimmer eine
Magnum
-Wiederholung ansah. »Weißt du, was mich schon immer genervt hat?«, meinte er. »Tom Selleck galt doch Anfang der Achtziger als der heißeste Typ.
Magnum
war als Serie ein Riesenerfolg. Und trotzdem haben sie es nie geschafft, auch nur eine einzige halbwegs gut aussehende Frau als Gaststar zu bekommen. Jede Frau, mit der er sich einlässt, ist echt hässlich.«
»Damals herrschten eben etwas andere Maßstäbe«, sagte ich und setzte mich zu ihm auf die Couch.
»Blödsinn.
Drei Engel für Charlie
kam vor
Magnum
, und die sahen alle heiß aus. Aber diese Serie ist irgendwie entmutigend. Wenn schon ein gut aussehender Typ, der einen Ferrari fährt, keine abkriegt, welche Hoffnung gibt’s denn dann noch für irgendjemand anders?«
Chuck sah sich Fernsehserien immer mit der sokratischen Methode an. Er schien keinen Spaß dabei haben zu können, ohne ständig seine sinnlosen Kommentare abzugeben. Wieso konnte man es, wenn in einer Sitcom eine Band auftrat, nie so aussehen lassen, als ob sie wirklich spielten? Sollten wir allen Ernstes glauben, die Cops in
21, Jump Street
könnten noch als Highschool-Schüler durchgehen? Wolltest du noch nie sehen, wie Alex und Mallory in
Jede Menge Familie
zur Sache kommen? Wie zum Teufel rechtfertigten Mulder und Scully eigentlich ihre Reisekosten? Anfangs war es nervig, mit ihm Fernsehen zu gucken, aber nach einer Weile lernte ich, die Ohren einfach auf Durchzug zu stellen.
Die Frauen hatten aufgegessen und gesellten sich zu uns ins Wohnzimmer. »Ich finde, wir sollten uns alle aufteilen und noch einmal nach ihm suchen«, schlug Alison vor. Chuck schaltete den Fernseher aus und sah mich erwartungsvoll an, als fiele es in meinen Verantwortungsbereich, diese Diskussion in Gang zu bringen, aber ich wollte nichts damit zu tun haben. Alison sah völlig geschafft aus und schien nicht in Diskutierlaune zu sein. Es war schon besser, noch ein paar Stunden sinnlos zu suchen, bevor wir uns mit den weiteren Auswirkungen von Jacks Verschwinden befassen würden. Es würde uns allen Zeit geben, über die Situation und die Rolle, die wir selbst in ihr spielten, nachzudenken. Ich versuchte, Chuck diese Überlegung mit einem Blick zu signalisieren, aber es war ein bisschen zu viel für meine Augen, diese Botschaft allein zu übermitteln, also machte ich noch eine leichte Handbewegung und schüttelte sanft den Kopf, aber im Gegensatz zu Chuck schnappte Alison die Andeutung sofort auf. »Was?«, fragte sie und sah mich an.
»Nichts«, sagte ich stirnrunzelnd. »Ich dachte nur … nichts.«
»Was?«, wiederholte sie ungeduldig.
»Nichts«, sagte ich noch einmal und erhob mich von der Couch, um den entnervten Blick, den Chuck mir zuwarf, besser ignorieren zu können. »Jetzt suchen wir erst noch einmal nach ihm. Und unterhalten werden wir uns später.« Ich nahm Alison die Schlüssel aus der Hand. »Du und Lindsey, ihr bleibt hier, nur für den Fall, dass er anruft. Chuck und ich werden uns trennen und noch ein bisschen suchen.«
Chuck folgte mir auf die Veranda vor dem Haus, angewidert den Kopf schüttelnd. Es regnete noch immer in Strömen, und in der Ferne wurde von Zeit zu Zeit ein Donnergrollen laut. »Was zum Teufel war das denn?«, fragte er. »Du hast doch gesagt, wir würden darüber reden.«
»Es stand dir jederzeit frei, deinen Senf dazuzugeben«, erwiderte ich.
»Ich bitte dich, Ben. Du weißt doch, dass sie, wenn es von mir käme, sofort völlig ausrasten würde.«
»Versuchen wir’s noch ein paar Stunden«, sagte ich mit einem Blick auf meine Armbanduhr. »Wir treffen uns um drei wieder hier, und bis dahin hatte Alison vielleicht etwas Zeit, um über alles nachzudenken.«
»Du schiebst das Unvermeidliche doch
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