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Zeit für Plan B

Zeit für Plan B

Titel: Zeit für Plan B Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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sagte Alison, wobei ihr Tonfall nervös anstieg, als sei ihre Antwort eher eine Frage, was sie wohl auch war. »Ich bin Alison Scholling.«
    Wir anderen sagten alle hallo. Er sah zu mir herüber. »Ich nehme an, Sie haben den BMW gefahren?«, fragte er und wies mit dem Daumen über die Schulter auf den Wagen.
    »Ja, Sir«, antwortete ich. »Ich fürchte, das Reh hat’s leider schlimmer erwischt als mich.«
    »Tatsächlich«, sagte er und lächelte. Er hatte einen buschigen Schnauzbart, der seine Oberlippe fast völlig verdeckte, aber nicht genug, um die Unaufrichtigkeit seines Lächelns zu verbergen. Mit Augen, die sich ständig in den Höhlen hin und her bewegten, und dem grimmig verzogenen Mund sah er aus wie ein Mann, der sein Leben lang versucht hatte, bloß nicht den Anschluss zu verpassen. »Jedes Jahr kommen auf der Route 57 fast so viele Rehe ums Leben wie durch Jäger. Ich sage dem Bezirk ständig, sie sollen Zäune aufstellen …« Seine Stimme verlor sich. Er wirkte wie ein Mann, mit dem man lieber keine Diskussionen begann.
    »Sind Sie wegen des Unfalls hier?«, fragte ich.
    »Was? Ach nein. Das nicht.« Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Ist einer von Ihnen Arzt?«
    »Ich«, meldete sich Chuck zu Wort. »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Doch«, sagte Deputy Dan. »Sagen Sie, Sie saßen nicht mit im Wagen, oder?«
    »Nein.«
    »Oh. Mir fiel nur eben auf …« Er fuhr sich mit einem Finger übers Gesicht, unter den Augen, deutete Chucks blaue Flecken an. »Ist ein komischer Zufall, dass Sie und Ihr Freund beide gleichzeitig bei unterschiedlichen Vorfällen so übel zugerichtet wurden.«
    »Reine Hysterie«, sagte Chuck. »Hat höllisch wehgetan, um genau zu sein.«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Deputy Dan. Es war offensichtlich eine Floskel von ihm, etwas, was er immer dann sagte, wenn sein Gehirn Informationen verarbeitete, ähnlich wie dieses seltsame Geräusch, das ein Computer von sich gibt, wenn man auf die Speichertaste drückt. Seine langsame, betonte Redeweise ging mir allmählich auf die Nerven. Er hatte offensichtlich mehr als genug Krimis gesehen und war der Meinung, dass ein gedehntes, selbstbewusstes Geplänkel zu den üblichen Methoden einer Ermittlung gehörte.
    »Wenn Sie nicht wegen des Unfalls hier sind, weswegen denn dann?«, fragte ich.
    »Im Rückfenster des Beamers liegt ein Arztkittel«, fuhr Deputy Dan fort.
    »Das ist meiner«, sagte Chuck.
    »Er scheint ein paar Blutflecken zu haben.«
    »Das scheint so, weil es so ist.«
    »Ich frage mich, wessen Blut das wohl sein mag. Natürlich, ich habe hier zwei Möglichkeiten zur Auswahl, da Sie beide aussehen, als hätten Sie in letzter Zeit ein bisschen geblutet.« Dieser Typ war wirklich exakt wie aus einer
Columbo
-Folge entsprungen.
    »Sheriff«, begann ich.
    »Deputy.«
    »Okay, Deputy. Wollen Sie mir allen Ernstes erzählen, dass Sie an diesem Haus vorbeigefahren sind, von der Straße über die ganze Auffahrt hoch einen Blick ins Rückfenster des Beamers geworfen haben und erkennen konnten, dass auf Chucks Kittel Blut ist, und deswegen angehalten haben, um zu ermitteln?«
    »Ich ermittle gegen niemanden«, sagte Deputy Dan. »Aber ich hätte gern meine Frage beantwortet.«
    »Ich bin Arzt«, sagte Chuck, und ich konnte erkennen, dass er ebenso genervt war wie ich. »Ich habe jeden Tag mit Blut zu tun.«
    »Tatsächlich?«
    »Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken«, sagte Chuck sarkastisch. »Ja, tatsächlich. Sagen wir, ein Sheriff kriegt einen Schuss ab …«
    »Deputy Sheriff«, korrigierte ich ihn.
    »Entschuldigung, ein Deputy Sheriff kriegt einen Schuss ab«, fuhr Chuck fort, während er Deputy Dan gebannt anstarrte. »Da könnte ich verdammt viel Blut auf meinen Kittel bekommen, während ich versuche, die Kugeln rauszuholen.«
    »Verstehe«, sagte Deputy Dan, und ein feindseliges Funkeln trat in seine Augen, während er Chuck stirnrunzelnd betrachtete. »Also, würden Sie mir freundlicherweise sagen, wessen Blut sich auf Ihrem Arztkittel befindet?«
    »Das würde ich«, sagte Chuck.
    »Gut.«
    »Aber ich kann nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist eine vertrauliche Information zwischen dem Arzt und seinem Patienten. Ich bin ethisch verpflichtet, sie als solche zu behandeln.«
    »Entschuldigung«, warf Lindsey ein. »Aber was soll das alles denn eigentlich? Ich bin sicher, Sie sind nicht hierhergekommen, nur um sich mit uns zu streiten. Was gibt’s denn?«
    »Dazu kann ich Ihnen im Augenblick keine Auskunft geben«, erklärte

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