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Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Zeit, gehört zu werden (German Edition)

Titel: Zeit, gehört zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Knox
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bleibst du mit uns in Verbindung?«
    »Ich kaufe mir ein italienisches Handy und bin die ganze Zeit per E-Mail erreichbar. Wir können sogar skypen.«
    »Kannst du in einem Wohnheim unterkommen?«
    »Nein, ich werde mir eine eigene Unterkunft suchen müssen, aber bestimmt bekomme ich ein gutes Apartment in der Nähe der Uni. Ich habe im Austauschbüro der University of Washington nachgefragt, und dort sagte man mir, die Ausländeruniversität würde mir eine Wohnungsliste aushändigen, sobald ich dort eintreffe. Ich würde wirklich gern mit Italienern zusammenwohnen, damit ich Übung in der Sprache bekomme.«
    Ich wusste nicht, was mein Vater davon halten würde, war mir aber ziemlich sicher, dass wir in jedem Fall wochenlang hin und her debattieren würden. Zu meiner Verwunderung sagte er ja, noch bevor ich die Gabel in die Hand genommen hatte.
    »Ich bin stolz auf dich, Amanda«, sagte er. »Du hast schwer geschuftet und viel Geld gespart. Ich sehe dir an, wie viel es dir bedeutet.«
    Ich wusste, dass ich nur eine von ungefähr 250000 amerikanischen Studierenden sein würde, die im Herbst ins Ausland gingen, aber es war die folgenschwerste Entscheidung, die ich bisher in meinem Leben getroffen hatte. Und ich war unter den Menschen, die ich kannte, etwas Ungewöhnliches – die meisten meiner Studienfreunde gingen nicht ins Ausland. Ich kam mir einzigartig vor. Mutig. Ich stürzte mich kopfüber ins Abenteuer des Erwachsenwerdens. Ich würde gereift aus Italien zurückkehren, nur weil ich dort gewesen war. Und ich würde fließend Italienisch sprechen können.

    In diesem Jahr in Übersee würde ich zum ersten Mal wirklich auf mich allein gestellt sein. In meinem letzten Jahr an der jesuitischen Highschool, Seattle Prep, schickten fast alle meine Freunde Bewerbungen an Colleges und Unis, die Hunderte Meilen weit von zu Hause weg waren. Manche wollten sogar an die andere Küste wechseln. Aber ich wusste, dass ich nicht reif genug war, um weit wegzuziehen, obwohl ich kein Abenteuer auslassen wollte. Ich traf eine Vereinbarung mit mir selbst. Ich würde an die University of Washington in Seattle gehen, die ich von den Häusern meiner Eltern mit dem Fahrrad erreichen konnte, und mir die Chance geben, reifer zu werden. Kurz vor dem Abschluss der Highschool hatte ich bereits angefangen, mich über Auslandsprogramme für Erstsemester zu informieren.
    Die meisten aus meiner Abschlussklasse stammten aus einem gehobeneren Ambiente als ich. Sie wohnten in Bellevue, einem ausgesprochen vornehmen Vorort mit Villen am Wasser. Ihre Nachbarn waren Manager bei Boeing, Starbucks und Microsoft.
    Ich bekam finanzielle Unterstützung, um die Prep besuchen zu können, und wohnte im bescheidenen West Seattle, ganz in der Nähe von meiner langjährigen Freundin Brett. Ich war immer schon die Eigenbrötlerin, die mit den düsteren Manga-Lesern abhing, den geächteten Schwulis und den Theater-Freaks. Ich belegte Japanisch und sang – laut – in den Fluren, wenn ich von einem Klassenraum zum nächsten ging.
    Da ich nicht so richtig reinpasste, blieb ich mir treu, was mit ziemlicher Sicherheit dafür sorgte, dass ich auch nie dazugehören würde.
    Tatsächlich hätte ich meinen Lebensstil nicht einmal dann hochgestuft, wenn ich es gekonnt hätte. Ich bin schon immer eine Sparmaus gewesen und habe nie mit Geld um mich geworfen. Ich stöbere lieber in Secondhandläden als in Designerboutiquen. Ich bin lieber mit dem Fahrrad unterwegs als in einem BMW. Doch in meinem Junior Year hatte ich meine Freunde gegen eine weniger exzentrische Clique ausgetauscht, was mir heute noch peinlich ist.
    Ich bin schon immer mit fast allen gut ausgekommen. An der Highschool passierte es mir zum ersten Mal, dass sich andere über mich lustig machten oder, noch schlimmer, mich übersahen.
    Ich freundete mich mit einer angesagteren Gruppe Mädchen und Jungen an, deren Zusammenhalt mich anzog. Sie zogen in Rudeln durch die Flure, aßen gemeinsam zu Mittag, hingen nach der Schule zusammen ab und kannten sich anscheinend schon ewig. Da ich mich jedoch von meinen ursprünglichen Freunden zurückzog, die mich mochten, obwohl – oder weil – ich anders war, verletzte ich sie. Und während meine neuen Freunde gern ihren Spaß hatten, trieb mich die Unsicherheit an. Ich schäme mich, dass ich nicht den Mumm aufbrachte, zu mir selbst zu stehen – egal, was andere dachten.
    Das änderte nichts daran, wer ich war. Wie die meisten Teenager war ich mir meiner Schwächen

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