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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Vernünftigste – oder jedenfalls das Menschlichste – gewesen, die Rettungsaktion um einen Monat zurückzuverlegen und uns im Augenblick unserer Ankunft zu holen. Das ist aber nicht geschehen, und deswegen wird es auch nicht geschehen.«
    »Haben Sie denn vergessen, um was es bei unserem Zeitsäuberungsprogramm eigentlich geht. Miß Gayl? Wir versuchen das Gewebe wieder zu reparieren und nicht neue Löcher hineinzumachen. Wenn man uns hier und jetzt fände und die Rettungsaktion zurückverlegt würde, wo blieben dann alle die zärtlichen Stunden, die wir miteinander verlebt haben? Der jetzige Augenblick, zum Beispiel? Hätte er sich niemals ereignet? Nein, eine Rettungsaktion würde zum Zeitpunkt des ersten Kontaktes stattfinden, und keine Sekunde früher. Allerdings …«
    »Ja?«
    »Allerdings wäre es möglich, daß wir uns in einem geschlossenen Zeitsegment befinden, statt innerhalb des Haupt-Zeitstammes.«
    Sie wurde blaß unter der Sonnenbräune, aber ihr Blick ruhte fest in meinem.
    »In diesem Fall wären wir also gestrandet – endgültig.«
    Ich nickte. »Und damit kämen wir zu unserer Alternative.«
    »Ja, gibt es denn eine?«
    »Keine sehr vielversprechende, aber es ist eine Möglichkeit. Ihr Sprungmechanismus ist noch funktionsfähig.«
    »Unsinn! Ich bin auf meine Basisstation eingestellt. Ich befinde mich aber schon an der Basisstation. Wohin sollte ich springen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ins Nichts.«
    »Und Sie?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich habe meine Reserveladung verbraucht. Ich muß warten, bis Sie Hilfe holen. Also werde ich mich in Geduld fassen – falls Sie den Versuch wagen wollen.«
    »Aber … Ein ungezielter Sprung …«
    »Gewiß. Ich habe die Horrorgeschichten auch gehört. Aber mein Sprung war gar nicht so schlimm. Ich bin in der Station gelandet. Erinnern Sie sich?«
    »In einer Station im Nichts, nach dem, wie Sie es beschrieben haben.«
    »Aber mit einer Transfer-Zelle. Als ich sie benutzte, warf sie mich auf meiner eigenen Zeitlinie zurück. Und wie das Pech es eben wollte, geriet ich mitten in einen meiner damaligen Aufträge hinein. Vielleicht haben Sie mehr Glück als ich.«
    »Mehr ist uns nun wohl nicht geblieben, wie? Das Vertrauen auf unser Glück.«
    »Besser als gar nichts.«
    Sie stand da, ohne mich anzusehen, meine Lisa – so unglücklich und so verwirrt, so voll Furcht und ängstlich bemüht, diese Furcht nicht zu zeigen, so schön, so begehrenswert. Ich überlegte, ob sie es wohl gewußt hatte, oder ob ihr Auftrag ein ›sleeper‹ gewesen war, ein Auftrag, bei dem der Agent so präpariert worden war, daß er von einer tatsächlichen Rolle nichts ahnte, sondern überzeugt war, derjenige zu sein, den er darstellte.
    »Sie wollen wirklich, daß ich springe?« fragte sie mich.
    »Scheint unsere einzige Chance zu sein. Es sei denn, Sie wollen hier mit mir am Strand einen Hausstand gründen.« Ich grinste sie breit an, um ihr den Entschluß zu erleichtern.
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, antwortete sie mit einer Stimme aus purem Eis. Ich schwieg.
    »Mein Energiefeld kann uns beide tragen«, fuhr sie fort.
    »Theoretisch. Unter … nun, gewissen Umständen …«
    »Ich kenne die Umstände.«
    »Ach was, Mädchen, wir verschwenden unsere Zeit!«
    »Sie wären also eher dafür, daß ich Sie hier allein lasse, als sich …«, sie hielt inne, »… sich mit diesen Bedingungen einverstanden zu erklären?«
    Ich holte tief Luft und gab mir Mühe, mir beim Sprechen nicht die Nervenanspannung anmerken zu lassen. »Sie lassen mich ja nicht allein. Sie werden zurückkommen.«
    »Wir springen zusammen«, erklärte sie energisch. »Oder gar nicht.«
    »Hören Sie, Miß Gayl, Sie müssen wirklich nicht …«
    »O ja, ich muß. Und keine Widerrede, Mr. Ravel!«
    Sie machte kehrt und ging über den Sand davon. Vor dem unendlichen Hintergrund des menschenleeren Dschungels und Strandes wirkte sie sehr, sehr klein und verloren.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wartete ich fünf Minuten, bevor ich ihr folgte.

 
16.
     
    Sie wartete im Zelt auf mich. In der Zwischenzeit hatte sie sich umgezogen und trug nun ein hauchdünnes Neglige. Das Feldbett hatte sie zu seiner ganzen Breite – einen Meter – auseinandergeklappt. Mit gelassener, vollkommen kühler Miene sah sie an meiner Schulter vorbei. Ich trat auf sie zu und legte ihr meine Hände auf die Hüften. Ihre Haut unter dem dünnen Stoff war seidenglatt. Bei der Berührung versteifte sie sich. Ich

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