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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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hierhergekommen sind.« Sie führte mich zu einem kleinen Zelt, das etwas höher am Strand, im Schatten der Schlangenfarne, aufgestellt war. Dabei musterte sie mich noch einmal mit strengem Blick. »Sie sind doch ein Agent, nicht wahr?« Ihre Augen wanderten über die Reste meiner Kleidung. Dann zog sie zischend die Luft zwischen den Zähnen hindurch. »Sie sehen aus, als hätten Sie einen Bombenangriff hinter sich«, sagte sie beinahe vorwurfsvoll.
    »Einen Panzerangriff und eine Seeschlacht«, berichtigte ich. »Ein Luftangriff war nicht drin. Aber was machst du hier, Lisa? Wie …«
    »Ich heiße Mellia Gayl«, schnitt sie mir das Wort ab. »Fangen Sie mir nicht an zu phantasieren. Ich habe ohnehin genug zu tun.«
    »Lisa, kennst du mich denn nicht mehr? Weißt du nicht mehr, wer ich bin?«
    »Ich habe Sie in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen, Mister.« Sie duckte sich und schob mich durch den Zelteingang in den kühlen, von bernsteinfarbenem Licht erfüllten Innenraum.
    »Ziehen Sie Ihre Sachen aus«, befahl sie mir. Ich wollte meine männliche Selbständigkeit wahren und mich eigenhändig ausziehen, unglücklicherweise war das jedoch ein bißchen zuviel für mich. Ich lehnte mich an sie, glitt an ihr herab und spürte, wie mir die Hose über die Füße gezogen wurde. Sie zog mir die Schuhe aus, dann die Socken. Die nasse Unterhose schaffte ich selbst. Ich zitterte und glaubte gleichzeitig zu verbrennen. Ich war wieder ein kleiner Junge und Mama brachte mich zu Bett. Unter mir spürte ich etwas Kühles, Glattes, dann rollte ich mich auf den Bauch, fort von dem sengenden Feuer auf meinem Rücken, und wartete, bis der Schmerz abklang und ich in eine sanfte, allumfassende Dunkelheit sank.

 
15.
     
    »Tut mir leid, daß ich Sie in der vergangenen Nacht unversorgt habe liegen lassen«, sagte Lisa oder vielmehr Mellia Gayl. »Aber ich konnte natürlich nicht wissen, daß Sie verletzt waren … und …«
    »Und ich war bewußtlos und viel zu schwer zum Tragen, selbst wenn ich besser gerochen hätte«, ergänzte ich. »Lassen Sie nur. Nichts weiter passiert.«
    Es war überaus angenehm gewesen, in einem sauberen Bett, in einem luftgekühlten Zelt aufzuwachen, mit sorgfältig verbundenen Wunden und bis zu den Haarspitzen unter Narkotika, so daß ich keine Schmerzen mehr hatte, sondern nur noch ein allgemeines, warmes Gefühl des Wohlbefindens und eine angenehme Schwere in den Gliedern.
    Doch Lisa behauptete immer noch, mich nicht zu kennen.
    Ich beobachtete sie genau, als sie die Verbände erneuerte, die sie auf meine verschiedenen Schürfwunden gelegt hatte, und während sie mich mit Suppe fütterte. Nein, es bestand nicht der geringste Zweifel. Dies war Lisa.
    Aber irgendwie doch nicht ganz die Lisa, in die ich mich verliebt hatte.
    Diese Lisa – Mellia Gayl – war energisch, tüchtig, kühl, emotionslos. Ihr Gesicht war um ein weniges schmaler, ihre Figur um ein weniges reifer. Es war Lisa, aber eine Lisa, die einige Jahre älter war als meine Ehefrau, die ich erst vor kurzem verlassen hatte. Eine Lisa, die mich nicht kannte. In dieser Tatsache lagen Implikationen, über die ich nicht nachdenken wollte. Noch nicht.
    »Die halten doch immer neue Überraschungen für uns bereit, unsere Jungens in der Zentrale«, sagte ich. »Meine Lisa, meine süße, kleine Frau – ein Zeitsäuberungsagent! Nicht zu fassen! Hat mich ganz schön aufs Kreuz gelegt. Ich dachte, ich hätte sie rein zufällig kennengelernt. Aber es gehörte alles zum Plan. Trotzdem, sie hätten es mir wenigstens sagen können. Irgendeine Schauspielerin …«
    »Sie überanstrengen sich«, warnte Mellia kühl. »Sie sollten nicht soviel reden. Sie haben sehr viel Blut verloren. Sparen Sie Ihre Kräfte .«
    »Sonst sitzt du nämlich mit einem Invaliden oder einer Leiche da, nicht wahr?« ergänzte ich in Gedanken, aber schon steckte wieder der Löffel in meinem Mund und verhinderte, daß ich es aussprach.
    »Ich hörte es klatschen«, sagte sie. »Es klang, als schlage da unten etwas Großes um sich. Zuerst dachte ich, daß irgendein kleineres Reptil hineingefallen wäre. Das Loch da ist eine regelrechte Falle. Die Tiere stürzen hinein und können nicht wieder heraus.«
    »Aber Sie sind trotzdem gekommen und haben nachgeschaut«, sagte ich. »Gehören Sie zum Tierschutzverein?«
    »Ich war so froh, als ich Sie rufen hörte!« stieß sie hervor, als sei das ein beschämendes Geständnis. »Ich dachte nämlich schon … daß …«
    »Aber Sie haben

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