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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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überraschten Blick. Dann fielen ihr die Augen zu, und sie schlief ein. Leise erhob ich mich, nahm meine Kleider und ging hinaus, in die Hitze und den trockenen Wind, der von den Dünen kam. Ungefähr eine Meile entfernt trieben sich zwei kleine Saurier am Strand herum. Ich zog mich an, ging ans Wasser und wanderte an der Flutlinie entlang, beobachtete das Kleingetier, das mit verzweifelter Eilfertigkeit in den seichten Prielen herumschoß.
    Als ich zum Zelt zurückkehrte, stand die Sonne schon tief. Mellia war eifrig damit beschäftigt, ein Essen aus den Feldrationen zusammenzustellen. Sie trug den Morgenmantel, war barfuß und hatte ihr Haar lose herabhängen lassen. Als ich hereinkam, sah sie zu mir auf, halb mißtrauisch, halb spitzbübisch. Sie wirkte so jung, daß es mir weh tat …
    »Ich werde es nie bereuen«, sagte ich. »Auch wenn …« Ich sprach den Satz nicht zu Ende.
    Sie machte ein besorgtes Gesicht. »Audi wenn – was?«
    »Auch wenn wir eindeutig bewiesen haben, daß die Theorie auf einem Irrtum beruht.«
    Verständnislos starrte sie mich an. Dann wurden ihre Augen plötzlich groß.
    »Mein Gott, das hatte ich ganz vergessen!« sagte sie. »Ich habe einfach vergessen, was wir –«
    Ich spürte, wie sich mein Gesicht zu einem dümmlichen Lächeln verzog. »Ich auch – bis vor ein paar Sekunden.«
    Sie schlug die Hand vor ihren Mund und lachte. Ich nahm sie in meine Arme und lachte mit. Dann begann sie zu weinen. Sie schlang beide Arme um meinen Hals, schmiegte sich an mich und schluchzte, während ich ihr über die Haare strich und leise tröstend auf sie einsprach.

 
18.
     
    »Diesmal werde ich bestimmt dran denken«, flüsterte sie mir ins Ohr. Im Dunkeln; in der duftenden Dunkelheit …
    »Verlaß dich aber nicht darauf, daß ich dich erinnere«, warnte ich.
    »Hast du sie … Liebst du sie sehr, deine Lisa?«
    »Ja – sehr.«
    »Wo hast du sie kennengelernt?«
    »In der städtischen Bibliothek. Wir suchten beide nach demselben Buch.«
    »Und fandet euch gegenseitig.«
    »Ich dachte immer, es wäre ein Zufall gewesen.« Oder ein Wunder …
    Ich hatte meinen Auftrag erst wenige Tage zuvor begonnen, war also eben lange genug an Ort und Stelle, um mich in meine Rolle hineinzufinden und mir darüber klarzuwerden, wie einsam das Leben in jener lange zurückliegenden Ära war. Lange zurückliegend, ja – aber für mich doch die Gegenwart, die einzig existierende Realität. Wie allgemein üblich bei einem längeren Auftrag, hatte man mich so konditioniert, daß ich mich vollkommen an meine Umgebung anpaßte: 99 Prozent meines Identitäts-Konzeptes wurden von meiner Identität als Jim Kelly, technischer Zeichner, eingenommen. Das restliche eine Prozent, das das Bewußtsein meiner eigentlichen Funktion als Nexx-Agent repräsentierte, war lahmgelegt und nur noch die Ahnung eines Existenzniveaus außerhalb der unmittelbaren Details des Lebens im alten Buffalo, die Andeutung einer gewissen Beteiligung an bedeutenden Dingen.
    Als ich meine Lisa kennenlernte, umwarb und eroberte, hatte ich also gar nicht gewußt, daß ich nur ein Besucher in ihrer Zeit, auf einer Reise durch jene dunkle, barbarische Ära war. Ich hatte sie mit der aufrichtigen Absicht geheiratet, mein ganzes Leben mit ihr zu verbringen, in guten wie in schlechten Zeiten treu zu ihr zu stehen, bis daß der Tod uns scheiden würde.
    Aber wir waren von etwas weit Endgültigerem, als es der Tod war, auseinandergerissen worden. Als die Krise näherkam, kehrte das Bewußtsein meiner wahren Existenz allmählich zurück. Die Konfrontation mit dem Karg hatte den Vorgang abgeschlossen.
    »Vielleicht war es wirklich Zufall«, sagte Mellia. »Selbst wenn sie … ich war …. könnte es sein, daß sie aus einem anderen Grund dort war, der nichts mit deinem Auftrag zu tun hatte. Sie wußte nicht …«
    »Du brauchst sie nicht zu verteidigen, Mellia. Ich gebe ihr nicht die geringste Schuld.«
    »Ich möchte wissen, was sie tat, als … du nicht wiederkamst.«
    »Wäre ich wiedergekommen, hätte ich sie nicht mehr vorgefunden. Sie wäre fort gewesen, zu ihrer Station zurückgekehrt, Auftrag ausgeführt …«
    »Nein! Die Liebe zu dir gehörte nicht zu ihrem Auftrag. Es kann einfach nicht so gewesen sein …«
    »Sie saß in der Falle, genau wie ich. Alles natürlich für eine gute Sache. Die Riesengehirne in der Zentrale wissen es ja am besten …«
    »Pst!« mahnte sie leise und preßte ihre Lippen auf meinen Mund. Sie schmiegte sich an mich, daß ich

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