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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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mehr um eine kleine zeitliche Konfusion, sondern es steht so ziemlich alles kopf.«
    Daß sie praktisch genau dieselbe Formulierung gebrauchte wie ich, als ich meine eigene Leiche sah, gefiel mir gar nicht.
    »Die klügsten Köpfe von der Nexx-Zentrale bearbeiten den Fall«, beruhigte ich sie. »Sie werden schon eine Lösung finden.« Im Grunde war ich selbst nicht so recht davon überzeugt.
    »An welchem Stationsdatum waren Sie zuletzt hier?« fragte sie mich.
    »Fünfundsechzig«, antwortete ich. »Warum?«
    Sie sah mich mit einem nervösen Lächeln an. »Dann sind wir nicht gerade Zeitgenossen. Ich wurde im Jahre einhunderteinunddreißig Ortszeit nach Dino-Strand abkommandiert.«
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um diesen Schlag zu verarbeiten, fand aber nicht den geringsten Trost darin. Ich knurrte, als hätte mir jemand einen Schwinger in den Magen versetzt.
    »Großartig! Und das bedeutet …« Ich ließ den Satz unbeendet, denn sie wußte ebensogut wie ich, was das bedeutete: daß nämlich der ganze Überfall, den ich gesehen – miterlebt – hatte und dessen Folgen wir hier vor Augen hatten, ein in den Fachkreisen als Rezidivismus bekannter Zwischenfall war, eine fehlgeschlagene Alternativmöglichkeit, die entweder niemals geschehen oder vom Zeitsäuberungsprogramm eliminiert worden war. In Mellias Vergangenheit hatte die Station Dinosaurier-Strand noch mindestens elfhundert Jahre nach dem Datum des von mir miterlebten Überfalls existiert. Sie war von hier aus nach Libyen gesprungen, hatte ihren Auftrag durchgeführt und war wieder zurückgekommen – um eine völlig veränderte Situation vorzufinden.
    Verändert durch irgend etwas, was ich getan hatte.
    Natürlich hatte ich keine Beweise für diese Vermutung, aber ich war ziemlich sicher. Ich hatte meinen Auftrag im Jahre 1936 weisungsgemäß durchgeführt und einen absoluten Sieg über den Karg, meinen Gegenspieler, davongetragen. Dachte ich.
    Doch irgend etwas war danebengegangen. Irgend etwas, was ich getan oder unterlassen hatte, hatte den Plan scheitern lassen. Und das Resultat hatten wir hier.
    »Es ist einfach unlogisch«, wandte ich ein. »Sie sind zu Ihrer Basis-Station zurückgesprungen und mußten feststellen, daß sie verschwunden war – als Folge eines Ereignisses, das es in Ihrer persönlichen Vergangenheit nicht gegeben hat. Okay. Aber wie kommt es, daß ich zur gleichen Zeit hier bin? Die Schaltkreise, die ich für meinen Sprung benutzt habe, waren auf einen Zeitpunkt eingestellt, der mindestens zwölfhundert Jahre früher lag.«
    »Warum haben sie mich nicht geholt?« fragte sie, aber die Frage war nicht an mich gerichtet. Ihre Stimme wurde ein wenig schrill.
    »Nur mit der Ruhe, Mädchen«, tröstete ich und tätschelte ihr dabei die Schulter. Ich wußte genau, daß diese Berührung sie wieder zu Eis erstarren lassen würde. Kein sonderlich angenehmes Bewußtsein, aber nützlich.
    »Lassen Sie Ihre Finger von mir, Ravel!« fuhr sie mich an, urplötzlich wieder nüchtern. »Wenn Sie sich einbilden, hier eine kleine Südseeinselszene spielen zu können, täuschen Sie sich.«
    »An Ihrer Stelle würde ich nicht so voreilig sein«, gab ich zurück. »Den Klaps auf die Finger können Sie mir immer noch geben, wenn ich tatsächlich zudringlich werde. Spielen Sie nicht das Kräutchen Rühr-mich-nicht-an. Für derartigen Unsinn haben wir keine Zeit.«
    Mellia schnappte verblüfft nach Luft und schluckte die Entgegnung, die sie mir geben wollte, rasch herunter. Ein großartiges Mädchen. Ich mußte mich zusammennehmen, damit ich sie nicht in die Arme nahm und ihr beruhigend sagte, daß alles gut werden würde. Es wäre eine saftige Lüge gewesen.
    »Wir können hier sitzenbleiben und noch eine Zeitlang warten«, sagte ich so gelassen wie unter den Umständen möglich, »oder wir können sofort etwas unternehmen. Was meinen Sie?«
    »Was denn unternehmen?« Das klang herausfordernd.
    »Nach meiner Meinung«, antwortete ich, ohne die Herausforderung anzunehmen, »sind unsere Chancen, wenn wir hierbleiben, äußerst gering – statistisch gesehen. Immerhin, es gibt eine Chance.«
    »Ach, wirklich?« Ganz und gar kühl, lediglich ein kaum wahrnehmbares Zittern der fein geschwungenen Oberlippe, die mit winzigen Schweißperlen bedeckt war.
    »Dies ist ein bekannter Landepunkt. Ganz gleich, aus welchen Gründen er verlassen wurde, wäre es nur logisch, wenn man hier sucht.«
    »Ach, Unsinn! Wenn man hier gesucht und uns entdeckt hätte, wäre es das

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