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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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mir immer noch nicht erklärt, wie es kommt, daß Sie mich hier mit Ihrer heißen Suppe und Ihren kalten Blicken willkommen geheißen haben«, sagte ich.
    Sie preßte die Lippen zusammen, aber ihr Mund lud immer noch zum Küssen ein.
    »Ich hatte meinen Auftrag ausgeführt und wollte zurück in die Station«, berichtete sie trocken. »Aber die Station war nicht mehr da. Nur noch ein Loch voller Schlamm und Knochen. Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte. Mein erster Gedanke war, wieder hinauszuspringen, aber ich wußte, daß das nicht richtig war. Weil niemand sagen konnte, wo ich landen würde. Also beschloß ich, hierzubleiben und auf Rettung zu warten. Und so … Na ja, da bin ich.«
    »Seit wann?«
    »Seit ungefähr … drei Wochen.«
    »Ungefähr?«
    »Seit vierundzwanzig Tagen, dreizehn Stunden und zehn Minuten«, fuhr sie mich an und schob mir den Löffel zwischen die Zähne.
    »Was hatten Sie für einen Auftrag?« erkundigte ich mich, nachdem ich geschluckt hatte.
    »Libyen. 1200 vor Christus.«
    »Ich wußte gar nicht, daß die alten Libyer Revolver trugen.«
    »Es war kein Kontakt-Auftrag. Ich war ganz allein in der Wüste, das heißt, zu jener Zeit war es eine Oase. Meine Vorräte reichten für ein paar Wochen. Die Gegend dort war damals wesentlich grüner. Die Erste Ära hatte an einem frühen Präbeduinen-Grab herumgefingert, und das hatte eine komplizierte Kette von Reaktionen nach sich gezogen, die sich sogar auf die Entstehung des Islams in späterer Zeit auswirkten.
    Ich hatte den Auftrag, einige wichtige Gegenstände wieder an Ort und Stelle zu bringen, die aus einem Museum der Zweiten Ära geholt wurden. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten. Dann sprang ich zurück …« Sie brach ab. Ganz kurz, nur sekundenlang, sah ich ein verängstigtes kleines Mädchen vor mir, das sich sehr große Mühe gab, eine harte, furchtlose Agentin zu sein.
    »Sie haben genau richtig gehandelt, Mellia«, beruhigte ich sie. »An Ihrer Stelle wäre ich vermutlich hysterisch geworden und hätte versucht, wieder hinauszuspringen. Und wäre in einer oszillierenden Schlinge gelandet.« Noch während ich sprach, wurde mir klar, daß dies ein Aspekt war, auf dem ich besser nicht länger herumritt.
    »Wie dem auch sei – Sie haben gewartet, und ich bin gekommen. Sie wissen schon, zwei Köpfe denken besser …«
    »Aber was sollen wir tun?« unterbrach sie mich. Sie wirkte jetzt tatsächlich wie ein verängstigtes Kind. Wirklich gekonnt, deine Art zu trösten, Ravel, dachte ich. Sie war ganz in Ordnung – bis du kamst –
    »Wir haben mehrere Möglichkeiten«, fuhr ich so nüchtern fort, wie ich konnte, während mir die Suppe über das Kinn lief. »Lassen Sie mich nur …« Mir ging die Luft aus und ich holte zitternd Atem. »Lassen Sie mich nur noch ein bißchen schlafen, dann …«
    »Oh, entschuldigen Sie!« sagte sie reumütig. »Natürlich brauchen Sie mehr Ruhe. Schlafen Sie nur; reden können wir dann später.«
    Drei Tage lang lag ich herum und wartete darauf, daß sich die Haut auf meinem Rücken regenerierte und meine Schrammen und Schrunden abheilten. Die Medikamente aus Mellias Notapotheke halfen den Prozeß beschleunigen. Zweimal während dieser Zeit hörte ich Schüsse: Mellia verscheuchte die großen Biester, wenn sie zu nahe kamen. Eine Kraterpistole mit breiter Streuung kitzelte sie gerade so stark, daß ihre erbsengroßen Hirne die Lage begriffen.
    Am vierten Tag wagte ich einen noch immer recht wackeligen Spaziergang zu dem Loch, aus dem mich Mellia herausgeholt hatte.
    Es war natürlich das Loch, in dem früher die Station gestanden hatte. Flutwellen, Regen, verwehter Sand und verirrte Tiere hatten es zur Hälfte gefüllt. Der Glasbelag oberhalb der Wasserfläche war stark verwittert. Das hatte Zeit gekostet – eine Menge Zeit.
    »Wie lange?« wollte Mellia wissen.
    »Jahrhunderte. Vielleicht sogar ein- bis zweitausend Jahre.«
    »Das heißt also, daß die Station nicht wieder aufgebaut wurde«, stellte sie fest.
    »Jedenfalls nicht in diesem Zeitsegment. Das wäre auch logisch, denn wenn die Lage bekannt war, bestand kein Grund mehr, sie weiterhin zu benutzen.«
    »Aber es muß noch mehr dahinterstecken. Ich bin jetzt fast einen ganzen Monat hier. Falls sie nach mir suchen, hätten sie mich inzwischen finden müssen.«
    »Nicht unbedingt. Es ist eine ziemlich lange Strecke, bis in diese Zeit zurück.«
    »Sie brauchen mir nichts vorzumachen, Ravel. Wir sitzen in der Tinte. Es handelt sich hier nicht

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