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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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ist, noch wo wir sind, wohin wir gehen und wie wir dorthin gelangen sollen. Betrachten wir das Ganze mal Punkt für Punkt. Der richtige Anfang wäre zum Beispiel dieses A-P-Konzept. Ich habe das sonderbare Gefühl, daß seine theoretische Basis aus einer Zweitentwicklung stammt, daß es sich auf einem Messungsfundament aufbaut, wie es aufgrund einer temporalen Neu-Ausrichtung entstanden sein könnte.«
    »Würdest du mir das bitte näher erklären?« sagte sie kühl.
    Ich machte eine Handbewegung. »Eure Zentrale befindet sich nicht innerhalb des Hauptzeitstamms. Dafür ist sie zu kompliziert, zu artifiziell. Sie gleicht einem Stern mit einem großen, superschweren Kern: Sie kann sich nicht aus dem primordialen Staub erheben. Sie muß aus stellarem Abfall einer vorhergehenden Entwicklung gebildet worden sein.«
    »Das ist eine ziemlich weit hergeholte Analogie. Hast du nichts Besseres zu bieten?«
    »Nicht aus dem Stegreif. Oder wäre es dir lieber, wenn ich alles verschweige, was auch nur den geringsten Zweifel daran erlaubt, daß dein A-P-Universum die beste aller denkbaren Welten ist?«
    »Du bist unfair.«
    »Wirklich? Ich habe auch eine Vergangenheit zu verlieren, Miß Gayl. Mir liegt genauso wenig daran, in die Bereiche un-realisierter Möglichkeiten verbannt zu werden, wie anderen.«
    »Ich … So habe ich es nicht gemeint. Wie kommst du darauf … Du hast keinen Grund …«
    »Ich habe das sonderbare Gefühl, daß für mich in deinem Weltbild kein Platz ist, Mellia. Das heißt, in deinem ursprünglichen Weltbild. Ich bin der Kerl, der die schöne Ruhe vom Dinosaurier-Strand gestört hat. Ohne mich hätte unsere alte Station noch tausend Jahre am selben Platz gestanden.«
    Sie wollte einen Einwand machen, aber ich ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Es kam leider anders. Ich habe meinen Auftrag verpfuscht – wie, weiß ich selbst nicht –, und das Ergebnis war, daß unsere Station nach Gott weiß wohin versetzt wurde …«
    »Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Du hast deine Anweisungen befolgt; es war nicht dein Fehler, daß die Folge … als du zurückkamst …«
    »Ja. Daß das, was ich getan habe, eine Kausalkette auslöste, die verhinderte, daß du geboren wurdest. Aber du bist geboren, Mellia. Ich habe dich bei einem Auftrag im Jahre 1936 getroffen. Von diesem Punkt an fuhren wir auf demselben Gleis. Oder …« Ich brach ab, aber sie wußte, was ich sagen wollte.
    »Oder deine ganze Sequenz in Buffalo war ein abgebrochener Versuch. Gehörte nicht zur Hauptlinie. War nicht entwicklungsfähig.« .
    »Sie ist entwicklungsfähig, Baby. Du kannst dich darauf verlassen.« Ich knirschte die Worte heraus wie ein Steinbrecher, der Felsbrocken zu Kies verarbeitet.
    »Natürlich«, flüsterte sie. »Es geht dir um Lisa, nicht wahr? Sie muß einfach real sein. Jede andere Möglichkeit ist ausgeschlossen. Selbst wenn das bedeutet, daß du das Raum-Zeit-Kontinuum umbilden, tausend Jahre der Zeitstammgeschichte auslöschen, das Zeitsäuberungsprogramm und all seine Ziele zunichte machen mußt. Das wäre ja nur ein geringer Preis für die Existenz deiner geliebten Lisa!«
    »Das hast du gesagt – nicht ich.«
    Sie sah mich an wie ein zu allem entschlossener Ingenieur, der eine ebene Straße bauen will und plötzlich vor einem Berg steht.
    »Machen wir uns an die Arbeit«, sagte sie schließlich mit einer Stimme, aus der jeder Rest von Emotion verschwunden war.

 
22.
     
    Den Rest des Tages verbrachten wir mit einer gründlichen Inspektion der gesamten Anlage. Sie war viermal so groß wie die Dinosaurier-Strand-Stationen, die wir in unseren früheren Inkarnationen kennengelernt hatten, und achtzig Prozent der Räumlichkeiten waren mit Instrumenten bestückt, die keiner von uns verstand. Mellia stückelte den Generalplan der Station zusammen, identifizierte die Hauptkomponenten des Systems, entdeckte den Energietransfermechanismus, enträtselte die Bedeutung einiger Hieroglyphen auf den Kontrollkonsolen. Ich folgte ihr stumm und hörte zu.
    »Es ist einfach unlogisch«, erklärte sie. Es dämmerte, und eine große, rote Sonne warf lange Schatten auf den Fußboden. »Die Energieversorgung steht in gar keinem Verhältnis zu jeder Intelligenz-Zuführung oder Interpretativfunktion, die ich mir vorstellen könnte. Und soviel Raum – wozu eigentlich, Ravel? Was ist dies für eine Station?«
    »Grand Central Station«, antwortete ich.
    »Was ist denn das?«
    »Ach, nichts. Nur ein vergessenes Gebäude in einer

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