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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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ändert die Situation. Verhalten Sie sich still, dann lasse ich Sie los.«
    Er nickte, und ich ließ ihn los. Er keuchte schwer und zerrte an seinem Kragen. Sein rundes Gesicht war zu einer schiefen Grimasse geworden, und die porzellanblauen Augen hatten den Babyblick verloren. Demonstrativ entsicherte ich meine Mauser und wartete.
    Zwei bis drei Minuten vergingen so langsam wie Äonen.
    »Er ist fort«, stellte der Kleine trocken fest. »Man wird den Versuch als mißlungen abschreiben und es bei nächster Gelegenheit wieder probieren. Sie sind dem Anschlag auf Ihr Leben nicht entronnen, Sie haben ihn nur für ein Weilchen aufgeschoben.«
    »Genug für heute«, erwiderte ich. »Schauen wir mal, ob die Luft rein ist. Sie zuerst.« Mit dem Lauf meiner Pistole schob ich ihn vorwärts. Kein Schuß wurde auf ihn abgegeben. Jetzt riskierte ich selbst ein Auge. Nirgendwo ein schwarzer Mantel zu sehen.
    »Wo steht Ihr Wagen?« frage ich ihn. Er nickte zu einem schwarzen Marmon hinüber, der auf der anderen Straßenseite parkte. Ich dirigierte ihn darauf zu und wartete, bis er auf dem Fahrersitz saß. Dann stieg ich selbst hinten ein. Es standen noch eine Menge Autos hier, und außerdem gab es genügend Fenster, aus denen ein Scharfschütze auf mich anlegen konnte, aber es blieb alles still.
    »Haben Sie was zu trinken zu Hause?« fragte ich.
    »Wie? Ja, natürlich!« Er gab sich die größte Mühe, seine Genugtuung zu verbergen.
    Mit knirschendem Getriebe und unter ständiger Mißachtung roter Haltezeichen durchquerten wir die Stadt, bis wir die Straße erreichten, die er erwähnt hatte. Es war eine schlecht beleuchtete, geteerte Sackgasse, die sich steil zu einem Gewirr von Telefonmasten hinaufzog. Das Haus selbst war hoch und schmalbrüstig, die Fenster starrten schwarz und leer. Er bog in eine Einfahrt ein, die aus zwei Streifen rissigen Betons mit Unkraut dazwischen bestand, führte mich an einer Hausseite entlang bis hinter die erwähnte Holztreppe und schloß eine Seitentür auf. Sie klemmte ein bißchen, ließ sich dann aber öffnen und gab einen mit welligem Linoleum belegten Fußboden und einen vom Geruch abgestandener Kohlsuppe erfüllten Innenraum frei. Ich folgte ihm hinein und blieb sofort wieder stehen, um in die stickige Stille hineinzulauschen.
    »Nur keine Sorge«, versuchte mich der Kleine zu beruhigen. »Hier ist kein Mensch.« Er führte mich durch einen Gang, der nur wenig breiter als meine Ellbogen war, an einem blind gewordenen Spiegel, einem Schirmständer voller Schirme und einem Hutständer ohne Hüte vorbei und dann eine steile Treppe hinauf, deren schwarzer Gummiläufer von angelaufenen Messingstangen an seinem Platz gehalten wurde. Auf dem Treppenabsatz knarrten die Fußbodendielen. Die Zeiger einer großen Standuhr waren auf zehn Minuten nach drei stehengeblieben. Wir gelangten in einen niedrigen Korridor mit bräunlicher Blümchentapete und dunkel gestrichenen Türen, auf die das bleiche Mondlicht fiel, das durch ein mit Gardinen verhangenes Fenster am Korridorende hereinströmte.
    Er fand Nummer 9, legte das Ohr an die Tür, öffnete sie und drängte mich hinein.
    Es war ein kleiner Schlafraum mit einem unbequem aussehenden Doppelbett, über das eine Chenilledecke gebreitet war, einer braunen Holzkommode, geziert von einem Häkeldeckchen, einem einfachen Stuhl, dessen Beine mit Draht zusammengebunden waren, einem Schaukelstuhl, der nicht zur Einrichtung paßte, einem ovalen Häkelteppich und einer Hängelampe in der Mitte der Decke, von deren drei kleinen Glühbirnen nur eine brannte.
    »Erstklassig!« sagte ich. »Sie müssen eine Erbschaft gemacht haben.«
    »Nur eine provisorische Unterkunft«, erwiderte er lässig. Er rückte die beiden Stühle zu einem gemütlichen Gegenüber unter die Lampe, bot mir den Schaukelstuhl an und hockte sich auf die Kante des anderen.
    »Also«, begann er, die Fingerspitzen zusammengelegt, »jetzt möchten Sie vermutlich alles über den Mann in Schwarz erfahren, woher ich wußte, daß er auftauchen würde, und so fort.«
    »Nicht unbedingt«, entgegnete ich kühl. »Was mich viel mehr interessiert, wäre, wieso Sie glaubten, Sie könnten mich damit ‘reinlegen.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.« Er legte den Kopf schräg auf die Seite.
    »Das war ein ziemlich sauberer Trick«, fuhr ich fort. »Bis zu einem gewissen Punkt. Wenn ich Ihnen Ihre Story nicht abgekauft hätte, wäre der Schwarze gekommen und hätte auf mich geschossen – mit einem

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