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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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seine eigenen Katastrophen entwickeln mußte, und genau das war geschehen – in reichlichem Ausmaß. Daher die Kargs.
    Karg: Eine Verballhornung des Wortes ›Cargo‹, die sich auf die juristische Entscheidung über den Status der Maschinenmenschen während der großen Transportmittel-Aufstände Mitte des achtundzwanzigsten Jahrhunderts bezog.
    Kargs: Leblose Maschinen, aus der Dritten Ära in den zweiten großen Zeitsäuberungs-Versuch zurückgeschickt, nicht nur, um das Sammelsurium aufzuräumen, mit dem die Zeit-Experimentatoren der Alten Ära die Jahrhunderte verunreinigt hatten, sondern auch, um die sogar noch katastrophaleren Auswirkungen des Zweiten Programms zu eliminieren.
    Die Dritte Ära hatte eingesehen, daß es unmöglich war, die Auswirkungen menschlichen Eingreifens durch neues Eingreifen von menschlicher Seite zu korrigieren. Einzig Maschinen, die kein Gewicht auf den Waagschalen des Lebens besaßen, konnten erreichen, was Menschen nicht konnten: Nur sie konnten die Dinge manipulieren, ohne die empfindlichen und kaum verstandenen Gleichungen des Lebens-Gleichgewichtes zu stören, um so die Unversehrtheit des Zeitkerns wiederherzustellen.
    So dachte man wenigstens. Nach dem Großen Zusammenbruch und der langen Nacht, die darauf folgte, war die Nexx-Zentrale entstanden, um die Vierte Ära zu beherrschen. Die Zeitlenker des Nexx erkannten eindeutig, daß die Manipulationen frühere Epochen allesamt Teil eines umfassenden Konfusionsschemas waren, dalß jeder Versuch, die Realität zu manipulieren, indem man die Zeit ›in Ordnung brachte‹, nur dazu verurteilt war, das Zeitgewebe noch mehr zu schwächen.
    Flickt man die Zeit, sticht man Löcher hinein. Und durch das Flicken der Flicken entstehen neue Löcher, die wiederum größere Flicken erfordern. Es ist eine geometrische Reihe, die bald außer Kontrolle gerät; jeder einzelne Rettungsversuch sendet Wellen entropischer Dislokationen aus, die sich mit den früheren Wellen vermischen, sie verstärken und komplizieren – die Oberfläche eines aufgewühlten Teiches kann man auch nicht durch heftigstes Paddeln wieder in einen Spiegel verwandeln.
    Die Nexx-Zentrale mußte erkennen, daß die einzige Lösung darin bestand, daß man die ersten Ursachen der ursprünglichen Dislokationen entfernte. Anfangs natürlich waren die von den Zeitreisenden der Alten Ära verursachten Störungen lediglich zufällige Verletzungen des Zeitgewebes gewesen, ebenso achtlos und ungewollt wie Fußspuren im Dschungel. Später, als ihnen zu Bewußtsein kam, daß jede Bewegung eines Sandkorns Folgen hatte, die sich über Äonen fortsetzten, waren sie vorsichtiger geworden. Sie hatten Vorschriften erlassen und sie von Zeit zu Zeit sogar auch eingehalten. Als es jedoch zum ersten absoluten Verbot jeglichen Eingriffs in die Zeit kam, war es bereits viel zu spät. Die folgenden Epochen standen vor der Tatsache, daß ein Picknick im Paläozoikum zwar lustig war, dafür aber einen hohen Zoll in Form von Zeit-Diskontinuitäten, abgebrochenen Entropie-Linien und Wahrscheinlichkeits-Anomalien forderte. Gewiß, der Nexx, der ja aus dieser verfälschten Vergangenheit entstanden war, verdankte ihr seine Existenz; deswegen mußte man äußerst behutsam vorgehen und nur gerade soviel Schaden gutmachen, daß das Leben auf die ihm bestimmten Linien zurückgeführt wurde, ohne den Eliminierer selbst zu eliminieren. Für diese Aufgabe galt es Menschen mit überlegenen Geistesfähigkeiten auszuwählen und zu trainieren.
    So kam ich zu meinem Job als Nexx-Agent: Ich sollte die Bemühungen aller vorherigen Zeiten auslöschen – die guten und die schlechten, die konstruktiven und die destruktiven; die Wunden der Zeit sollten heilen, damit der große Lebensstamm wieder Kraft gewann.
    Es war eine Aufgabe, die sich lohnte, die jeden Preis, den man dafür bezahlen mußte, rechtfertigte. So stand es jedenfalls in der Dienstvorschrift.
    Ich machte mich auf den Weg, am Wasser entlang, hielt mich auf dem feuchten Sand, wo es sich leichter ging, und schlug einen Bogen um kleine Flutsiele und die geschwungenen Konturen des von der zurückweichenden Flut hinterlassenen Meeresschaums.
    Das Wasser in dieser Ära – ungefähr fünfundsechzig Millionen Jahre vor der Zeitrechnung – war südseeblau und dehnte sich endlos und still bis zum Horizont. Es gab weder weiße Segel noch schmutzige Rauchfahnen, und nirgends spülte die Flut leere Bierdosen an den Strand. Aber die langen Wellen, die vom östlichen Ozean

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