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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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wobei die eine Person ihre Position in einer, sagen wir mal, entropischen Standardumgebung bezieht, während die andere in eine Reihe wechselnder Medien gestellt wird. Jeder Verlust persönlicher Ausstrahlung aufgrund abgeschwächter Vitalität wird von dem Kontrollpartner sofort registriert und entsprechend in der Hauptakte aufgezeichnet. Auf diese Weise stellen wir eine präzise Liste zusammen, die uns bei der Wahl der temporalen Linien unterstützt.«
    »Etwa so, wie man einen Kanarienvogel in ein Kohlenbergwerk mitnimmt«, erwiderte ich. »Fällt der Kanarienvogel um, sollte man unverzüglich das Bergwerk verlassen.«
    »Nun, Mr. Ravel, ganz so drastisch ist es nicht. Der Testpartner wird sofort wieder zurückgeholt; ich würde kaum das Risiko eingehen, einen so wertvollen Mitarbeiter zu verlieren, indem ich ihn nachteiligen Situationen aussetze.«
    »Sie sind doch ein echter Menschenfreund, Karg. Wer von uns beiden geht hinaus, und wer bleibt voller Sehnsucht zu Hause?«
    »Sie werden sich abwechseln. Sie, Mr. Ravel, werden wir wohl zuerst in den Einsatz schicken, während Miß Gayl die Kontrolle übernimmt. Später werden Sie dann vielleicht Ihre Rollen tauschen. Ist Ihnen das so angenehm?«
    »Der Ausdruck ist wohl ein bißchen fehl am Platze.«
    »Ein kleiner Scherz. Auf jeden Fall aber nehme ich an, daß Sie nach besten Kräften mit mir zusammenarbeiten werden.«
    »Sie scheinen sich Ihrer Sache sehr sicher zu sein«, warf Mellia ein.
    »Aber gewiß doch, Miß Gayl. Denn falls Sie nicht unseren Wünschen entsprechend arbeiten – und somit beweisen, daß Sie für die Finale Autorität nicht zu gebrauchen sind –, werden Sie beide auf die schmerzhafteste Art und Weise beseitigt werden. Wie ich Mr. Ravel ja bereits erklärt habe.«
    Mellia warf mir einen Blick zu, der teils Vorwurf, teils flehentliches Bitten ausdrückte.
    »Sie haben einen Fehler gemacht«, sagte sie. »Mr. Ravel ist völlig desinteressiert an meinem Schicksal. Interessiert ist er lediglich an …« Sie unterbrach sich, aber der Karg schien es nicht zu bemerken.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Ich bin durchaus vertraut mit Mr. Ravels Liebe zu seiner Lisa.«
    »Aber … ich bin nicht …« Wieder unterbrach sie sich, bevor ich sie unterbrechen konnte.
    »Ach so«, sagte Mellia. »Ich verstehe.«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte der Karg.

 
30.
     
    Unsere Einführung fand am folgenden Morgen statt, wobei die Bezeichnung »Morgen« lediglich aus Bequemlichkeit für jenen Zeitpunkt gebraucht wird, da man aufsteht und sich anzieht. Der Himmel war noch immer tiefschwarz, die Scheinwerfer brannten nach wie vor. Der Karg bequemte sich nicht zu einer Erklärung dafür, also zog ich meine eigenen Schlüsse.
    Der Karg geleitete uns durch einen stillen Gang, der eben hoch und eben weit genug war, um Klaustrophobie auszulösen, ohne jedoch zur Erstarrung zu führen. In winzigen Zellen entlang unseres Weges sah ich drei Kargs, die schweigend und überaus geschickt an etwas arbeiteten, das aussah wie das Kollationieren von Bändern oder das Programmieren von Komputern. Ich fragte nicht, und der Karg gab keine Erläuterungen.
    Der Raum, in den wir schließlich kamen, war klein und wurde von vier Wänden beherrscht, die von oben bis unten mit Instrumenten, Komputer-Anzeigetafeln und Apparaten bedeckt waren. In der Mitte des freien Raumes standen zwei Stühle einander gegenüber. Nirgends beruhigende grüne Farbe, nirgends gepolsterte Flächen. Nichts als glattes, funktionelles Metall.
    »Der ganze Vorgang ist denkbar einfach«, erklärte der Karg. »Sie nehmen Ihre Plätze ein …« Er zeigte uns, welches ihr Platz und welches meiner war. Zwei stumme Karg-Techniker kamen herein und begannen Geräte einzustellen.
    »Sie, Mr. Ravel«, fuhr unser Karg fort, »werden an einen vorherbestimmten Ort transferiert, wo Sie lange genug bleiben werden, um Ihre Umgebung zu überprüfen und eine Reaktion auf Miß Gayl zu übertragen. Dann werden Sie hierher zurückgeholt und unmittelbar darauf wieder hinausgeschickt werden. Auf diese Weise können wir pro Arbeitstag mehrere hundert potentiell energetische Wahrscheinlichkeitsstämme prüfen.«
    »Und was macht Miß Gayl, während ich damit beschäftigt bin?«
    »Auf Miß Gayl wird eine Batterie von Abtaststrahlen gerichtet, die ihre Reaktionen registrieren. Sie selbst bleibt natürlich hier, auf dem Stuhl festgeschnallt. Sie kann daher nicht zu körperlichem Schaden kommen.«
    »Sehr bequem«, sagte ich.

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