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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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haltsuchend nach mir griff, ihre Hand aber sofort wieder zurückzog.
    »Du mußt ganz entspannt sitzen«, riet ich ihr. »Laß dich auf deinem Sitz zusammensacken und wehre dich nicht gegen die Bewegungen des Wagens. Tu einfach, als wärst du ein Sack Kartoffeln.«
    Immer weiter folgte der Wagen der scharfen Kurve, fuhr dann unvermittelt geradeaus, tauchte in einen Tunnel, der nach rechts und aufwärts führte. Wir kamen ungefähr eine Viertelmeile oberhalb der Ebene auf einer weiten Terrasse heraus. Der Wagen rollte bis fast ganz an den Rand und hielt. Wir stiegen aus. Ein Geländer gab es nicht. Der Karg führte uns zu einer höchstens fünfzig Zentimeter breiten Brücke, die in totale Dunkelheit hineinschwang. Mellia zögerte.
    »Wirst du es schaffen?« fragte ich sie.
    »Ich glaube nicht. Nein.«
    »Mach die Augen zu und denk an etwas Schönes«, sagte ich. Dann packte ich sie an Schultern und Knien und hob sie auf. Sekundenlang erstarrte ihr Körper; dann entspannte er sich in meinen Armen.
    »So ist es recht«, lobte ich. »Kartoffelsack …«
    Der Karg wartete nicht. Ich folgte ihm, den Blick fest auf seinen Rücken gerichtet, ohne einmal nach unten zu sehen. Es kam mir wie ein sehr langer Marsch vor. Ich gab mir Mühe, nicht an glatte Schuhe, Kondenswasser, Nietenköpfe und die gähnende Leere unten zu denken.
    Aus der Finsternis vor uns tauchte eine erleuchtete Tür auf. Ich machte sie zu meinem Ziel und redete mir ein, daß ich auf einer breiten Straße ging. Das half. Ich erreichte die Tür, war mit drei Schritten innerhalb des Gebäudes, setzte Mellia ab und wartete, bis meine Glieder aufhörten zu zittern.
    Wir befanden uns in einem hübsch eingerichteten Apartment mit einem dicken, tief dunkelbraunen Teppich, einem Feldsteinkamin, viel Glas und matt glänzendem Mahagoni, blitzendem Silber und Messing, einem Duft nach Leder, Brandy und feinem Tabak.
    »Hier werden Sie sich wohl fühlen«, meinte der Karg. »Die Speisekammer ist gefüllt, Bibliothek und Musikunterhaltung reichlich vorhanden. Es gibt ein Bad, eine Sauna, einen kleinen Gymnastikraum, eine gut sortierte Garderobe für jeden von Ihnen und – selbstverständlich – ein breites, wissenschaftlich entwickeltes Bett.«
    »Vergessen Sie nicht diese Stahlaussicht vom Balkon«, sagte ich.
    »Gewiß«, gab der Karg ruhig zurück. »Sie werden sich hier sehr wohl fühlen.« Diesmal klang es eher wie eine Frage.
    Mellia trat an einen Tisch und prüfte das Material einiger künstlicher Blumen in einer Vase, die groß genug war, um in einem Krematorium als Urne zu dienen.
    »Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig«, sagte sie mit bitterem Lachen.
    »Zunächst werden Sie gewiß ein wenig schlafen und sich frisch machen wollen«, fuhr der Karg fort. »Tun Sie das. Anschließend werde ich Sie über Ihre Pflichten informieren.« Damit wandte er sich zum Gehen.
    »Moment!« befahl Mellia scharf. Der Karg blickte sie fragend an.
    »Sie glauben doch wohl nicht, daß Sie jetzt einfach verschwinden und uns hier zurücklassen können – ohne die geringste Erklärung!«
    »Man wird Sie rechtzeitig unterrichten …«
    »Ich wünsche, sofort unterrichtet zu werden.«
    Der Karg sah sie interessiert an.
    »Sie scheinen ängstlich zu sein, Miß Gayl. Doch ich versichere Ihnen, daß dazu nicht die geringste Veranlassung besteht. Ihre Aufgabe hier ist ganz einfach und vollkommen schmerzlos – für Sie … «
    »Sie haben Hunderte von Menschen hier, die für Sie arbeiten. Weshalb mußten Sie ausgerechnet uns entführen?«
    »Nicht Menschen«, korrigierte er geduldig. »Kargs. Und leider kann diese Aufgabe von einem nichtorganischen Wesen nicht übernommen werden.«
    »Weiter.«
    »Das Ziel der Finalen Autorität, Miß Gayl, besteht darin, mitten in dem vom Menschen durch sein Eingreifen in die entropischen Konturen geschaffenen Chaos eine temporal stabile Enklave zu bilden. Um das zu erreichen, dürfen wir lediglich solche temporalen Zweige wählen, die einen hohen Grad von Entwicklungsfähigkeit aufweisen, sonst sind sie für das feste Zeitgewebe der Finalen Autorität nicht zu gebrauchen. Bis jetzt sind noch keine mechanischen Hilfsmittel zur Feststellung derartiger Eigenschaften gefunden worden. Organische Menschenwesen besitzen jedoch, wie es scheint, gewisse, bisher noch nicht enträtselte Fähigkeiten, mit Hilfe derer es möglich ist, die Existenzkraft eines Kontinuums zu spüren. Dieser Test wird am besten von einem Paar ausgebildeter Personen unternommen,

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