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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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– stellte? Eine Falle, in der Sie, Miß Gayl, der Köder waren.«
    »Was soll das …«
    »Ganz ruhig!» warnte ich sie. »Die alte Dame. Er selbst hatte die Sackgasse gebaut und dich hineingelockt. Ein halbes Jahrhundert lang hattest du dort auf mich gewartet. Als es dann soweit war, holte er zu seinem großen Schlag aus – aber zu spät.«
    Sie sah den Karg an, als wäre er ein Wurm, der eben aus einem Apfel gekrochen war.
    »Und vorher«, sagte ich, »als Sie mich in Ihrer Tierfalle gefangen hatten: Ich fragte mich, weshalb ich mir ausgerechnet jenen Punkt zur Landung ausgesucht hatte, wo mir doch die gesamte Ewigkeit zur Verfügung stand. Der Grund dafür warst du, Liebling; du hast mich angezogen wie ein Magnet. Genauso, wie du mich jetzt hierher gezogen hast, und zwar genau in dem Moment, da du mich brauchtest.«
    »Das ist so ziemlich das Lächerlichste, was ich jemals gehört habe«, protestierte sie, aber ihr Ton war nicht mehr sehr überzeugend. »Du liebst mich doch gar nicht«, fuhr sie fort. »Du liebst doch …«
    »Genug!« Der Karg hob mahnend die Hand. Er hatte jetzt den Befehl übernommen, er beherrschte die Situation. »Das Prinzip, das meinen Aktionen unterliegt, ist nicht weiter wichtig. Viel wichtiger ist die Aufgabe, die Sie für die Finale Autorität erfüllen werden …«
    »Aber nicht ich!« Mellia stand auf. »Ich habe genug von euch beiden. Ich denke nicht daran, Befehle von Ihnen entgegenzunehmen. «
    »Setzen Sie sich, Miß Gayl«, sagte der Karg ungerührt. Als sie sich daraufhin abwenden wollte, packte er ihr Handgelenk und verdrehte es so lange, bis sie wieder auf ihren Stuhl zurücksank.
    Mit großen, angstvollen Augen sah sie mich an.
    »Falls Sie sich darüber wundern sollten, daß Mr. Ravel Ihnen nicht zu Hilfe geeilt ist«, sagte der Karg, »so möchte ich Ihnen erklären, daß sein beträchtliches Arsenal implantierter neuronischer Waffen an diesem Ort leider unwirksam ist. Aus diesem Grund habe ich ihn natürlich ausgewählt.«
    »Wirkungslos …«, begann Mellia.
    »Tut mir leid, Liebling«, schnitt ich ihr das Wort ab. »Er hat es äußerst geschickt angefangen. Die nächste Energiequelle liegt gerade außerhalb meiner Reichweite. Er hat sich den einzigen toten Punkt innerhalb mehrerer tausend Jahrhunderte ausgesucht, um uns in die Falle zu locken.«
    »Wie schade, daß das alles vergeudet wird«, sagte sie mit einer Stimme, die sie mühsam unter Kontrolle hielt.
    »Was das betrifft«, sagte der Karg, »so werden Sie mir – und sich selber – mit Sicherheit schon bald beweisen, daß ich keinen Fehler begangen habe. Und jetzt werden wir uns an einen anderen Ort begeben, an dem Sie Ihren Beitrag zum Werk der Finalen Autorität leisten können.« Er stand auf.
    »Wir haben aber noch nichts gegessen«, wandte ich ein.
    »Mein lieber Mr. Ravel, dies ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt für Ihren Humor.«
    »Außerdem habe ich kalten Hammel noch nie gemocht«, sagte ich und erhob mich ebenfalls. Mellia stand auf, ohne die Augen von mir zu lassen.
    »Du willst dich also einfach in dein Schicksal ergeben – ohne Kampf?«
    Ich zuckte die Schultern und lächelte entschuldigend. Sie wurde blaß, und ihre Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Grinsen.
    »Vorsicht!« warnte ich. »Du störst unsere Affinität!«
    Der Karg hatte einen kleinen Würfel aus der Tasche gezogen, an dem er jetzt herumfingerte. Ganz kurz sah ich noch, daß der gnomenhafte Schankwirt den Kopf durch die Küchentür steckte, dann wurde ich von einem Wirbelwind gepackt, der mindestens ebenso heftig war wie der, der Dorothy in das Land Oz getragen hatte.

 
29.
     
    »Herrlich, finden Sie nicht?« sagte der Karg. Er zeigte auf die ungefähr hundert Quadratmeilen rostfreien Stahls, auf denen wir standen. Eckige, gezackte Stahlgebäude ragten wie ein lückenhaftes Gebiß in einen tiefschwarzen Himmel. Riesige Scheinwerfer gleißten auf den komplizierten Konturen gigantischer Maschinen, die langsam und polternd zwischen den Bauwerken hindurchrollten.
    Ein kleiner, gummibereifter Wagen glitt lautlos heran und hielt direkt neben uns. Wir stiegen ein. Der Wagen rollte wieder an, beschleunigte sehr schnell. Die Luft war kühl, enthielt aber einen abgestandenen Geruch, als wäre sie immer wieder umgewälzt worden. Die hohen Gebäude kamen rasch näher. Mellia saß so steif wie eine Mumie neben mir.
    Wir schossen hinab, unter die Monumentalgebäude. Der Wagen schwenkte so scharf auf eine Rampe ein, daß Mellia

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