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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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»Genau der Job, wie ich ihn mir immer erträumt habe. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, bis es endlich losgeht.«
    »Nur Geduld, Mr. Ravel«, mahnte der Karg. »Zunächst wird Ihre Rolle die aktivere sein. Wir können sofort damit beginnen.«
    »Sie versetzen mich in Erstaunen, Karg«, sagte ich. »Was Sie hier tun, ist wohl die schlimmste Form von Zeitverunreinigung. Ein Tag Ihres Programms wird ein größeres entropisches Chaos auslösen, als die Nexx-Zentrale in einem ganzen Jahr wieder beseitigen könnte.«
    »Es gibt keine Nexx-Zentrale.«
    »Und wird auch nie eine geben, wie? Eines Tages möchte ich gern von Ihnen hören, wie es Ihnen gelungen ist, Ihre grundlegenden Direktiven so restlos außer Kraft zu setzen. Sie wissen doch, daß Sie etwas tun, wofür Sie nicht konstruiert worden sind.«
    »Sie stellen schon wieder Mutmaßungen an, Mr. Ravel. Wir befinden uns hier in der Alten Ära, der Periode, die früher einmal Diluvium hieß. Die menschliche Kultur, die mich, nach Ihren semantischen Implikationen, konstruiert hat oder eines Tages konstruieren wird, existiert gar nicht – wird niemals existieren. Ich habe dafür gesorgt, daß alle Spuren jenes Zeitstamms ausgelöscht wurden. Und da meine vermeintlichen Schöpfer ein Produkt Ihrer Phantasie sind, während ich als bewußte Entität existiere, ja sogar mehrere Jahrtausende vor der Dritten Ära existiere, könnte man einwenden, daß Ihre Vorstellung von meinem Ursprung ein Mythos ist, ein Märchen, das Sie erfunden haben, um sich den Weg zur Macht zu sichern.«
    »Was soll eigentlich der ganze Unsinn, Karg? Der ist doch nicht für mich gedacht; Sie wissen genau, daß ich Ihnen das nicht abkaufe. Ebensowenig wie Agentin Gayl. Wer bleibt also noch – Sie selbst?« Ich grinste ihn mit einer Überlegenheit an, die nur gespielt war. »Sie machen gute Fortschritte, Karg. Sie haben sich eine lebensechte Neurose zugelegt, genau wie ein richtiger Mensch.«
    »Ich habe nicht den Ehrgeiz, ein Mensch zu werden. Ich bin ein Karg – für Sie mag das eine verächtliche Bezeichnung sein, für mich aber ist es das stolze Zeichen angeborener Überlegenheit.«
    »Weshalb ereifern Sie sich so? Machen wir uns an die Arbeit, Karg. Ich soll also das gesamte entropische Kontinuum durcheinanderbringen, vierhundert Linien pro Tag. Nun, fangen wir endlich damit an!
    Bis bald, Kleines«, wandte ich mich an Mellia. »Ich weiß, daß du deine Sache gut machen wirst – in jedem Fall.«
    Der Karg reichte mir das Rückrufziel, einen kleinen Metallwürfel von der Größe eines Kinderbausteins mit einem Knopf an einer Seite.
    »Zunächst kalibrieren wir den Gesamtapparat, der aus Ihren beiden Gehirnen besteht«, sagte er gleichgültig.
    »Die Streß-Stufe für diesen Abschnitt des Programms wird notwendigerweise sehr hoch sein müssen. Bleiben Sie an Ort und Stelle, dann können Ihnen äußere Einflüsse nichts anhaben. Werden die psychischen Drucksituationen jedoch zu stark, können Sie den Abbrech-Rückhol-Knopf drücken.«
    »Und wenn ich das Ding statt dessen wegwerfe, Karg? Wenn es mir dort, wo ich gerade bin, gefällt und ich beschließe, dazubleiben?«
    Er machte sich gar nicht erst die Mühe, meine Frage zu beantworten. Ich verabschiedete mich von ihm, ohne Mellia anzusehen, mit einem ironischen Salut.
    Und ich war anderswo.

 
31.
     
    Aber nicht dort, wo er gedacht hatte. Als sich das Feld rings um mich schloß, fing ich es ein, formte es um und benutzte seine Energie zunächst. um den Zeit-Stoß-Effekt zu neutralisieren und dann, um den Augenblick zur Stasis erstarren zu lassen.
    Ich befand mich im Brennpunkt eines Komplexes von Energie-Strahlen. Ich spürte denjenigen nach, die zur Quelle der Energie zurückführten, und erhielt meinen ersten großen Schock. Der Karg nahm die Energie für sein Projekt aus dem elementaren Schöpfungs-Zerstörungs-Zyklus des Universums. Er hatte den Zeitkern selbst angezapft und versorgte sich so mit der Energie, die notwendig war, um der entropischen Insel, der Aktionsbasis der Finalen Autorität, eine einigermaßen ausreichende Stabilität zu verleihen und die massiven Kräfte der Vergangenheit und der Zukunft in der Waage zu halten.
    Ich tastete die Struktur der Zeitblockade ab. Es war eine unüberwindliche Barriere, zusammengefügt aus rohen Energiekräften, die von der kombinierten Manipulationsmacht eines Gehirns, das gewaltiger war als alles, was ich jemals gesehen hatte, aus ihren natürlichen Kanälen gezwungen und zu künstlichen

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