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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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überhaupt, Mr. Ravel: die Qual und den Tod des Menschen, den sie am meisten liebt. Ein seltsames Phänomen, Mr. Ravel, eure menschlichen Emotionen. Im ganzen Universum gibt es nicht eine Kraft, die ähnlich stark wäre. Aber darüber können wir uns ein anderes Mal unterhalten. Ich muß schließlich meinen Zeitplan einhalten.«
    Ich fluchte. Er zog die Brauen hoch und …
     
    Warmes Salzwasser in meinem Mund; immer höher stieg es, schlug über mir zusammen. Ich hielt den Atem an. Die starke Strömung preßt mich gegen die scharfen Kanten des zerborstenen Schotts, neben dem ich gefangen lag. Milchig-grünes Wasser, das mich überflutete, langsamer wurde, innehielt, dann wieder zurückwich …
    Meine Nase kam frei und ich keuchte und schnaufte, bekam Wasser in die Lunge, hustete krampfartig.
    Als die Welle ganz zurückgewichen war, reichte der Wasserspiegel schon bis über mein Kinn.
    Das Kajütboot, durch einen kleinen Riß im Tank ohne Benzin, war vor Laguna auf ein Riff gelaufen. Ein verwitterter Felszacken hatte den Bootskörper direkt an der Wasserlinie aufgerissen, eine zersplitterte Planke war quer über meine Brust gefallen und nagelte mich fest an das sich nach außen biegende Schott.
    Verletzungen hatte ich nicht, nur ein paar Schrammen. Nicht einmal eine Rippe war gebrochen. Aber ich lag so festgeklemmt wie zwischen den Backen eines Schraubstockes.
    Die erste Welle, die in die Kabine drang, hatte mich in eine kurze Panik versetzt; ich hatte angefangen zu kämpfen, hatte mich befreien wollen, und dabei hatte ich mir die Haut zerschrammt. Das Wasser war bis in Hüfthöhe gestiegen und dann wieder gesunken.
    Sie war bei mir gewesen, die Angst auf ihrem Gesicht hatte sich in Erleichterung verwandelt, und dann, als sie meine gefährliche Lage sah, wieder in Angst. Wie eine Wilde hatte sie gearbeitet, um mich zu befreien.
    Das war vor einer halben Stunde gewesen. In dieser halben Stunde hatte sich das Boot gesetzt, und die Flut hatte zu steigen begonnen.
    Sie hatte geschuftet, bis ihre Arme vor Erschöpfung zitterten, bis ihre Fingernägel abbrachen und bluteten. Eine Planke hatte sie beiseite gezerrt, doch eine andere hielt mich, ein wenig tiefer unter Wasser, noch immer gefangen.
    Noch eine halbe Stunde, dann hätte sie die ebenfalls von meinem Körper geschafft.
    Aber wir hatten keine halbe Stunde mehr.
    Sobald sie sah, daß ich in der Falle saß, war sie an Deck gelaufen und hatte einer Gruppe Picknick-Ausflüglern mit Zeichensprache die Situation erklärt. Einer von ihnen war losgelaufen. Sie hatte gesehen, daß er in einen kleinen Wagen sprang und rasch davonfuhr, um Hilfe zu holen.
    Die Station der Küstenwache war fünfzehn Meilen von hier entfernt. Vielleicht gab es ein Telefon, das etwas näher lag, aber darauf konnte man sich an einem Sonntagnachmittag nicht verlassen. Der Wagen würde die Station in fünfzehn Minuten erreichen, und dann dauerte es noch mindestens eine halbe Stunde, bis der Kutter hier eintraf. In diesem Augenblick also noch fünfzehn Minuten.
    Doch diese fünfzehn Minuten waren zu lang.
    Sie hatte versucht, mit Hilfe einer Kaffeedose eine Art Atemgerät für mich zu basteln, aber es hatte nicht geklappt.
    Auf dem ganzen Boot gab es keinen Schlauch, den ich als Luftschlauch benutzen konnte.
    Die nächste Welle kam. Diesmal war ich schon über eine Minute lang unter Wasser, und als die Welle zurückwich, mußte ich den Kopf ganz in den Nacken legen, damit ich die Nase zum Luftholen frei bekam.
    Sie sah mir in die Augen, während wir auf die nächste Welle warteten …
    Auf den Tod warteten – an einem sonnigen Nachmittag, dreißig Meter vom sicheren Land, zehn Minuten von der Hilfe entfernt.
    Und dann kam die nächste Welle …
    Ich war wieder in dem hellen Zimmer unter dem gnadenlosen Licht. Und hatte meine sechs Parameter hinter mir.

 
33.
     
    »Interessant«, sagte der Karg. »Höchst interessant, Aber …« Er sah zu Mellia hinüber, die vollkommen regungslos in ihren Gurten hing.
    »Sie ist tot«, fuhr der Karg fort. »Schade.« Er sah mich an und entdeckte etwas in meinen Augen. Er wollte eine Bewegung machen, aber ich sandte einen Gedankenstrahler aus, der ihn lähmte.
    »Trottel!« sagte ich.
    Er schaute mich an und ich beobachtete, wie ihm die Tragweite seines Fehlers klar wurde. Es machte mir Spaß, wenn auch nicht ganz so sehr wie normalerweise, ich genoß den Augenblick meines Sieges.
    »Das hatten Sie von Anfang an geplant«, sagte er. »Ja, eindeutig. Sie haben mich

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