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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Neue Ära ins Chaos gestürzt hatte. Ich hatte sie gefunden und außer Funktion gesetzt.
    Dennoch hatte ich versagt. Das bewies meine trostlose, öde Umgebung. Zwar hatte ich wertvolle Informationen gesammelt – Informationen, aufgrund derer die Lage doch noch gerettet werden konnte –, aber ich war gestrandet und ohne jeglichen Kontakt. Was ich in Erfahrung gebracht hatte, konnte niemandem mehr helfen. Ich würde ganz allein mit mir selber leben und ganz allein mit mir sterben – an einem grauen Strand am Ende aller Zeiten. Es sei denn, ich konnte etwas dagegen tun.
    »Klar denken, Ravel«, ermahnte ich laut.
    Es war kalt hier am Strand; die Sonne war viel zu groß, aber sie strahlte keine Wärme aus. Ich dachte über sehr vieles nach. Und dann hatte ich plötzlich die Lösung gefunden.
    Der Gedanke an sich war einfach genug. Und wie bei allen guten Ideen lag das Problem in der Ausführung.
    Ich aktivierte bestimmte Sensoren, die in mein Nervensystem eingebaut waren, und schritt den Strand entlang. Die Wellen rollten heran und klatschten mit einem müden Geräusch auf den Sand.
    Die Stelle, die ich suchte, lag eine knappe halbe Meile den Strand hinunter, nicht ganz hundert Meter vom Wasser entfernt.
    Ich fand die Stelle, sondierte und entdeckte die erhofften Spuren in neun Meter Tiefe. Nicht schlecht, wenn man bedachte, wieviel Zeit inzwischen vergangen war. Der Glasbelag hatte sich längst wieder in Sand verwandelt, aber ich fand eine ganz schwache, kaum sichtbare Veränderung, unendlich fein, eigentlich nur zu ahnen, von der die Fläche gekennzeichnet war, wo sie sich früher einmal befunden hatte.
    Neun Meter: zwei davon Sand, sieben Fels.
    Ich brauchte nichts weiter zu tun, als ein Loch hindurchzugraben.
    Ich hatte zwei gesunde Hände, einen kräftigen Rücken und Zeit, soviel ich wollte.

 
35.
     
    Wäre das vor mir liegende Problem komplizierter gewesen, hätte ich es leichter lösen können. Ich war daran gewöhnt, auf multiordinale technische Hindernisse jeder nur möglichen Entwicklungsstufe zu stoßen und sie zu überwinden. Ich hatte Hilfsmittel, mit denen ich mich gegen Supergehirne, sengende Energiewaffen, ja sogar panzergeschützte Fleischfresser zu wehren verstand. Sandschaufeln lag eigentlich etwas außerhalb meines Ressorts.
    Ich begann mit einem Kreis von ungefähr drei Metern Durchmesser direkt über dem Ziel. Zwei Tage zu je vierundzwanzig Arbeitsstunden kostete es mich, diese Fläche von Sand zu räumen, wobei der Durchmesser wegen des Neigungswinkels auf sechs Meter wuchs. Dadurch hatte ich genügend Platz, um nunmehr die eigentliche Arbeit in Angriff zu nehmen.
    Um endlich einen ersten Riß in den Fels zu schlagen, brauchte ich anderthalb Tage. Ich mußte drei Meilen gehen, bis ich eine lose Steinplatte fand, die groß genug war, um den gewünschten Effekt zu bringen, und gleichzeitig so klein, daß ich sie bewegen konnte. Ich transportierte sie, indem ich sie ein ums andere Mal überkippte. Sie war über einen Meter breit, also kann man sich ausrechnen, wie oft ich sie hochheben, ihr einen Stoß versetzen und sie hinfallen lassen mußte, bevor ich sie auf die Düne am Rand meines Loches geschafft hatte. Noch eine halbe Stunde, um den Sand auszuräumen, der in der Zwischenzeit wieder hineingeblasen worden war, dann hob ich meinen fast zweihundert Pfund schweren Nußknacker, trat stolpernd vor und ließ ihn fallen. Er fiel auf den Sand und glitt gemächlich in das Loch.
    Ich machte einen zweiten Versuch.
    Und noch einen.
    Zuletzt stellte ich mich breitbeinig auf den freiliegenden Fels, hob meinen Stein und ließ ihn mit der Schmalseite nach unten fallen. Die Fallhöhe betrug nur einen Meter, aber eine dünne Schicht Sandstein brach los. Ich warf die Splitter hinaus und wiederholte die Prozedur.
    Beim sechsten Schlag zerbrach der Hammer. Zum Glück, wie sich herausstellte, denn nun konnte ich die kleinere Hälfte nehmen und sie von der Spitze des Sandhaufens hinunterwerfen, wobei die Höhe beinahe drei Meter betrug. Damit erzielte ich anspornende Resultate.
    Am Ende des fünften Tages hatte ich eine unregelmäßig kreisförmige Vertiefung von ungefähr dreißig Zentimetern Tiefe in die Mitte des Sandloches gehauen.
    Und nun bekam ich endlich Hunger. Das Meerwasser war milchig grün, eine saturierte Lösung aller dreiundneunzig Grundstoffe. Ich konnte es in kleinen Schlucken trinken, denn als Nexx-Agent hatte ich bestimmte Eingriffe an mir vornehmen lassen müssen, die es mir nun erlaubten,

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