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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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überaus clever manipuliert, Mr. Ravel. Ich habe Sie furchtbar unterschätzt. Ihre Ausgangsposition für einen Handel mit mir ist jetzt natürlich völlig anders. Ich beuge mich den Realitäten und bin bereit, den Realitäten entsprechend zu handeln …«
    »Trottel«, wiederholte ich. »Sie wissen nicht einmal die Hälfte.«
    »Ich lasse Sie sofort frei«, sagte der Karg. Ich biete Ihnen eine nach Ihren Wünschen zugeschnittene Enklave. Außerdem werde ich einen zufriedenstellenden Ersatz für das Mädchen …«
    »Geben Sie sich keine Mühe, Karg. Sie werden überhaupt nichts tun. Sie haben Ihren Laden soeben geschlossen.«
    »Sie sind ein Mensch«, entgegnete der Karg gelassen, »deshalb werden Sie sich von einer entsprechenden Belohnung umstimmen lassen. Sagen Sie mir, was Sie sich wünschen.«
    »Ich habe alles, was ich mir wünsche«, lehnte ich ab. »Sechs Koordinaten, Karg, für einen Punkt in sechs Dimensionen.«
    Schreckliche Dinge gingen hinter den kybernetischen Augen mit der zehntausendfältigen Macht vor.
    »Sie werden doch nicht die Zeitmaschine zerstören wollen!«
    Ich lächelte, aber ich vergeudete nur meine Zeit. Eine Maschine kann man nicht quälen.
    »Seien Sie vernünftig, Mr. Ravel. Bedenken Sie die Konsequenzen. Wenn Sie mit den Energien der Maschine herumspielen, werden Sie eine entropische Explosion auslösen, die die Finale Autorität in ihre einzelnen Quanten zerbläst …«
    »Genau das habe ich ja vor.«
    »… und Sie selbst ebenfalls.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    In diesem Moment schlug er nach mir. Der Versuch war nicht schlecht, jedenfalls nicht in Anbetracht der Umstände. Der Gedankenstoß seines Vielfachgehirns drang durch die äußeren Schichten meines Schutzschildes und hätte beinahe getroffen, bevor ich ihn abfangen und beiseite lenken konnte.
    Dann schlug ich meinerseits wieder zu und kehrte die Leitungen der Zeitmaschine gegen sich selbst.
    Tobende Energie brach hervor, quer über sechs Dimensionen, drei räumliche und drei zeitliche, hinweg. Das Gebäude um mich herum verschwand in einem Tornado temporaler Auflösung. Ich ritt auf dem Gipfel der Explosion wie ein Wellenreiter mit seinem Brett. Energie schlug nach mir, betäubte mich, blendete mich, lähmte mich. Die Zeit rauschte wie ein Wasserfall über mich hinweg. Ich ertrank in Äonen. Und wurde schließlich am Strand der Ewigkeit an Land gespült.

 
34.
     
    Ganz allmählich kehrte mein Bewußtsein zurück. Es gab Licht, aber ein mattes, rauchiges rötliches Licht. Ich dachte an Flammen, an Bomben, an gebrochene Glieder, sinkende Boote und Tod durch Erfrieren, Müdigkeit und Hunger.
    Angenehme Träume hatte ich geträumt!
    Hier aber gab es keine Katastrophe, hier gab es nur eine Sonne, die über dem Wasser unterging. Allerdings war es ein merkwürdiger Sonnenuntergang, anders als alle, die ich jemals gesehen hatte. Ein Bogen orangefarbenen Lichts spannte sich über den blauschwarzen Himmel, silbern am Zenit, karmesinrot dort, wo er den dunklen Horizont berührte.
    Es war der Sonnenuntergang einer Welt.
    Langsam, vor Schmerzen stöhnend, richtete ich mich auf. Ich saß auf einem Strand aus grauem Sand. Es gab weder Bäume noch Gras, keinen Seetang, keine dahinhuschenden Krebse, keine Tierspuren entlang der Wasserlinie. Aber ich erkannte den Ort.
    Es war unser Dinosaurier-Strand, nur die Dinosaurier waren schon lange verschwunden. Ebenso wie die Menschen, die Gardenien, die Eier und die Hühner.
    Die Erde – nach dem Aussterben allen Lebens.
    Es war tatsächlich ein äußerst stabiles Stück Grund und Boden; nur die Landzunge war verschwunden, abgetragen bis auf einen kaum wahrnehmbaren Buckel in den grauen Dünen, die nach Osten zu in der endlosen Feme verliefen. Aus diesem Grund hatte man hier natürlich ehemals die Zeitrelaisstation erbaut. Ozeane hatten ihr Bett verändert, Kontinente waren aufgetaucht und wieder versunken, der Dinosaurier-Strand jedoch war mehr oder weniger derselbe geblieben.
    Ich kontrollierte meine verschiedenen Notruf-Frequenzen, aber der Äther war auf allen Wellenbändern totenstill.
    Ich hatte die teuflische Maschine zerstört, diesen kannibalistischen Apparat, der existierte, indem er sich selbst auffraß; und die Explosion hatte mich quer durch die gesamte registrierte Zeit geschleudert, weit hinaus, wo ich in Ewigkeit gestrandet war. Ich lebte noch, aber das war auch alles.
    Ich hatte meinen Auftrag ausgeführt. Ich hatte jeden Trick angewandt, um jene Macht aufzuspüren, die die

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