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Zeit-Odyssee

Zeit-Odyssee

Titel: Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Gehirn plötzlich mit Belanglosigkeiten. Ich lief, ohne genau zu wissen, wie oder wann ich gestartet war, rannte platschend durch eine Wellenzunge, die meinen Weg kreuzte, und dachte dabei: Aus und vorbei mit der kühlen Luft und der antiseptischen Musik, mit der warmen Mahlzeit, dem Stimulationsbad, dem Nickerchen auf einer richtigen Luftcouch … Aus und vorbei auch mit Lisa, nie wieder Lisa …
    Um meinen Weg abzukürzen, schlug ich die Richtung über die weiche Düne der Landzunge ein, immer wieder zurückrutschend und -gleitend, als ich bergauf stapfte. Oben arbeitete ich mich durch eine Wand von Fächerpalmen und starrte zur Station hinunter.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte; die Detonationen, die ich gehört hatte, glichen nach meinen Erfahrungen dem Knall von Geschossen der Alten Ära. Ich sah zwei unförmige, graubraune, offensichtlich gepanzerte Raupenkettenfahrzeuge von ungefähr fünfzig Tonnen, die wenige hundert Meter von der Station entfernt auf dem Sand Stellung bezogen hatten. Rauchende Kanonenläufe waren nicht zu sehen, aber das Loch, das in der einen Ecke des Gebäudes klaffte, war ausreichend Beweis dafür, daß mit Kanonen geschossen wurde – auch ohne den donnernden Knall und den Feuerstrahl, der aus der konturlosen vorderen Rundung des mir am nächsten stehenden Fahrzeugs kam. Das andere hatte Schwierigkeiten. Eine Raupenkette war zerstört, und aus verschiedenen Löchern seiner Außenfläche drangen Rauchfahnen. Es tat einen kleinen Satz, dann schoß ein beinahe unsichtbares Feuer aus diesen Löchern. Ich warf mich flach hin, und die Druckwelle traf meine Rippen: ein Tritt von einem lebendig begrabenen Giganten.
    Sofort sprang ich wieder auf und rannte blindlings drauflos; ich spuckte Sand und konnte nicht ganz klar denken, wurde aber von dem unumstößlichen Bewußtsein getrieben, daß sich, ganz gleich, was dort unten vor sich ging, in der Station die einzige Transferzelle vor dem Diluvium befand, und daß ich um so glücklicher sterben würde, je näher ich an sie herankam.
    Es gab jedoch niemanden, der mir und meinen Bemühungen Beachtung geschenkt hätte. Der eine noch intakte Kampfwagen – Dritte Ära, sagte mir der Datenverarbeiter zwischen meinen Ohren überflüssigerweise – setzte sich, Feuer speiend, in Marsch. Jard war es offenbar gelungen, wenigstens einen Teil des Schutzschirmes zu errichten; regenbogenfarbenes Licht flackerte bei jedem Schuß wie eine Aureole über der Station. Doch diese Abwehr war nur zur Abschreckung zufällig vorüberkommender Brontosaurier bestimmt, nicht etwa zum Schutz vor taktischen Explosivgeschossen. Nicht lange mehr, und …
    Energisch schob ich den Gedanken beiseite, senkte angriffslustig den Kopf und sprintete los. Feuer schoß über den Boden vor meinen Füßen und erlosch; die Explosion blies mich davon. Mit der unbestimmten Idee, etwaigen Schüssen auszuweichen, die irgend jemand in meine Richtung schickte, rollte ich weiter, bis ich wieder auf die Füße kam – zehn der längsten Meter, die ein Mensch jemals überwunden hat, von dem schutzverheißenden Loch in der Ostwand entfernt, genau dort, wo vorher das Spalier gewesen war. Durch die Öffnung sah ich die Überreste eines Aktenschrankes, das Innenleben eines Ruhestuhls und die verbogenen, verkohlten Fetzen der Metallplatten, die als Wandtäfelung gedient hatten. Und all das schien überhaupt nicht näherzukommen. Ich rannte mit meiner letzten Kraft durch knöcheltiefen, zähen Leim, während rings um mich her die Hölle losbrach.
    Gleich darauf schoß ich in einem langen, graziösen Bogen mit dem Kopf voraus dahin und landete an einem überdimensionalen Amboß, den irgend jemand leichtsinnigerweise dort hatte herumliegen lassen …
    Als ich allmählich aus einem dicken Nebel voller grell leuchtender, kleiner Lichter und brüllender Ungeheuer auftauchte, sah ich in das schweißnasse Gesicht Nel Jards, unseres Stationschefs.
    »Reißen Sie sich zusammen, Mann!« schrie er auf mich ein. Er mußte schreien, weil ich ihn sonst bei dem ständigen Donnern der Kanonade nicht gehört hätte. »Alle anderen sind schon fort. Ich habe auf Sie gewartet; ich wußte, daß Sie wieder im Feld zurück waren. Mußte Ihnen unbedingt sagen …« Was er mir sagen mußte, ging in einem Krachen unter, neben dem alle vorhergehenden Geräusche wie ein Flüstern wirkten. Rings um uns herum prasselten Gegenstände zu Boden. In der Luft hing der beißende Geruch von Ozon, es stank nach Rauch, Blut,

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