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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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sich so sicher fühlen, so überlegen, und ein bisschen lax sind. Sie halten sich für unverwundbar.«
    »Da können sie recht haben«, meinte Wass achselzuckend.
    »Nein, das ist eine Herausforderung«, sagte Lon lächelnd.
    »Bei meinem Erkundungsflug über dem Gebiet fand ich die Mündung des Abwasserkanals, den du entdeckt hast. Sie ist groß und befindet sich direkt in der Klippe, etwa fünfzig Meter unter dem Vorgebirge, auf dem die Burg steht, etwa zweihundert Meter über dem Meer, wo das Wasser hineinfließt. Ich glaube, das ist ein sehr praktisches Portal, um dort einzudringen.«
    Jasmine grinste.
    »Du scheinst hungrig zu sein«, sagte sie.
    »Und wie!« Er blickte auf seine Hände. »Ich magere schon ab …«
    »Aber die Blutgier kommt rasch zurück«, warf Wass ein.
    Lon sah sie streng an.
    »Ich bin hier, um meiner lieben Freundin Dschasmihn zu helfen, die dabei ist, eine Schuld zu begleichen. Ich genieße mein kleines Abenteuer. Und was hält Sie hier, meine Philosophin?«
    Josh ballte die Fäuste vor Ungeduld.
    »Wir sind aus einem einzigen Grund hier: um unsere Leute zu finden. Wenn irgend jemand damit nicht zufrieden ist –«
    »Sag es ihnen nur, Joshua«, krächzte Beauty. Er war immer noch sehr schwach und hatte Husten, weigerte sich aber, kurz vor dem Ende noch zuzuwarten. Es waren für seinen Geschmack noch immer zu viele Jäger in der Gruppe.
    »Bitte, bitte«, sagte Jasmine beschwichtigend, »wir wollen uns jetzt nicht streiten. Wir sind beinahe am Ziel …«
    Wass hob die Hand.
    »Ich bin hier, dass ich hier bin«, sagte sie zu Lon. »Ich wollte nichts Beleidigendes über Ihre offenbare Lust an der Jagd sagen. Ich beneide Sie sogar darum. Jasmine ist auch eine Freundin von mir, und ich empfinde es als Ehre, sie begleiten zu dürfen. Ich bin außerdem neugierig auf dieses neue Tier, von dem die ganze Welt flüstert. Ich glaube, die wahre Natur eines Tiers zeigt sich am besten, wenn es bedroht wird – auch ein Grund, bei diesem Unternehmen mitzuwirken. Schließlich bin ich bereit, diesem Abenteuer bis zu seinem Ende zu folgen, weil das die Richtung zu sein scheint, die mein ganzes Leben genommen hat.« Sie lächelte geheimnisvoll.
    Es blieb kurze Zeit still, dann brachen alle in Gelächter aus.
    »Eine solche Waffenkameradin hatte ich noch nie«, sagte Beauty hustend.
    Lon atmete auf.
    »Um ehrlich zu sein, ich interessiere mich selbst für das neue Tier«, räumte er ein. »Ich mag es nicht.« Er hielt ihnen das Buch hin, das Bal ihm gegeben hatte. »Es ist die Königin dieser Stadt und möchte Herrscherin der ganzen Welt sein. Das ist ihr Manifest.«
    Josh griff nach dem Buch und blickte auf den Umschlag.
    »›Die Neue Welt‹«, las er vor.
    »Und neu wäre sie, wenn sie ihren Willen hätte«, fuhr Lon fort. »Keine Menschen mehr, außer in Harems. Vampire als Hohepriester einer neuen Religion – die unter ihrer Führung steht. Abgesehen davon keinerlei natürliche Tiere. Alle nach ihren Wünschen konstruiert von ihren ENGELN, um die Erde neu zu bevölkern. Ohne Krankheit, ohne Degeneration, ohne –«
    »Die Königin schert mich wenig«, sagte Beauty leise. »Sie interessiert mich nicht. Retten wir unsere Leute und diskutieren wir das Schicksal des Universums später.«
    Es wurde still. Der Mond versteckte sich hinter einer Wolke, die Sterne funkelten. Von der Ansa Bianca wehte heißer Wind herüber. Summina saß schlafend im Gras, Isis kauerte regungslos in Joshuas Schoß und starrte den Flatterling nachdenklich an.
    »Hier sind die Pläne«, sagte Jasmine und entrollte die Blaupausen auf dem Boden. Alle drängten sich heran. Drei große Blätter aneinandergelegt zeigten das verzweigte Tunnelnetz, ein unterirdisches Delta des Sticks, mit dem die Abwässer der Stadt fortgeschafft wurden. Jeder Punkt in der Stadt, wo ein Schacht hinaufführte, war mit einer Nummer bezeichnet – jeder Abfallbehälter von der Burg bis zur Außenmauer.
    Das vierte Blatt enthielt eine Liste dieser Nummern, und neben jeder Nummer stand eine Straßenangabe oder eine Zimmernummer der Festung.
    »Wenn man das mit dem Plan der Festung zusammennimmt«, fuhr Jasmine fort, »kommt man zu bestimmten Schlussfolgerungen. Nummer 212 – hier« – sie malte einen Kreis um die Nummer -»sollte genau der Schacht sein, der zum Entseuchungslabor hinaufführt, was das auch sein mag. Da befindet sich Rose.« Sie sah Beauty an und sprach weiter. »Falls sie überhaupt irgendwo ist.« Sie schwieg kurze Zeit. »Wenn man hier

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