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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Enden bröckelte sie ab. Sie verschaffte einen großartigen Blick auf die Ebenen, die sie hinter sich gelassen hatten, und auf die Täler vor ihnen.
    An einem Ende der großen Felstafel stand eine kleine würfelförmige Hütte aus rostendem Stahl. Die Farbe blätterte ab, überall lagen Glasscherben. Sie gingen hinüber und schauten hinein. Leer. Daneben ein Haufen von der Sonne gebleichter Gebeine. Über der Hüttentür waren auf einer verwitterten grünen Holztafel fremdartige weiße Zeichen zu sehen. Die Wanderer starrten sie an. Beauty drehte sich nach Josh um und sagte: »Schreibkunst.«
    Josh nickte.
    »Was heißt das?« fragte Beauty.
    Josh blickte noch einmal hinauf und antwortete: »Da steht ›Mautstelle‹.«
    Beauty zog die Brauen zusammen und legte den Kopf schief.
    »Aber was heißt das?«
    Joshua schob die Unterlippe vor.
    »Ich glaube, es heißt, dass hier einmal eine Straße war.«
    Beauty schnaubte.
    »Man scheint sich viel Mühe gemacht zu haben für eine kurze Strecke.«
    Josh nickte. Isis sagte plötzlich: »Mehrrrr« und zeigte den Hügel hinunter. Josh und Beauty blickten in die Richtung, in die ihre Pfote wies, und sahen im Tal, drei-, vierhundert Meter entfernt, zwei winzige Gestalten, die einen Karren zogen. Im nächsten Augenblick rannten Beauty und Josh los.
    Als sie noch hundert Meter zurückzulegen hatten, sahen sie die beiden Wesen aufblicken, den Karren im Stich lassen und davonlaufen. Beauty galoppierte hinunter und schnitt ihnen den Weg ab, den Bogen gespannt. Joshua verlegte den Wesen den Rückweg. Alle kamen zum Stillstand.
    Es waren nicht der Vampir und der Greif. Es waren ein Elf und ein Roul. Sie bebten vor Angst. Joshua ging zu ihrem Karren und schaute hinein: Geschirr, Blumen, ein Schaukelstuhl, bunte Stoffe. Er ging zurück und hörte den Elf mit brüchiger Stimme sagen: »Bringt ihr uns um?« Der Roul war hochgewachsen und dünn, mit weichem, bernsteinfarbenen Pelz bedeckt; er wollte die Augen nicht öffnen.
    Beauty senkte den Bogen. Josh atmete auf.
    »Nein, wir tun euch nichts«, sagte er.
    »Wie heißt ihr?« fragte Beauty.
    Der Elf schien ein wenig Hoffnung zu schöpfen. Er war nur sechzig Zentimeter groß und trug Stiefel mit hohen Absätzen, um größer zu wirken.
    »Ich bin Fofkin«, sagte er. »Das ist mein Freund Roul.«
    Roul hielt die Augen geschlossen. Alle Rouls hießen Roul, weil niemand sie auseinander halten konnte – nicht einmal andere Rouls, so hieß es.
    »Ihr habt uns schön erschreckt«, fuhr Fofkin fort. »Unsere Leute sind von Dämonen geholt worden, unser Haus wurde geplündert. Wir laufen den ganzen Tag und trauern die ganze Nacht.«
    »Rouuuuul«, klagte Roul wie eine kranke Taube. Seine Augen blieben geschlossen.
    »Was für Wesen haben euch das angetan?« fragte Josh. »Waren es ein Vampir und ein Greif?«
    Fofkin sprang ein ganzes Stück in die Höhe und saß plötzlich im Gras.
    »Ein Vampir, ja. Er hatte den Befehl. Aber kein Greif. Drei andere. Eine große Echse, eine Sphinx und ein Gesichtsloser.« Er schauderte. »Die Sphinx wohnte gleich da oben, in der kleinen Hütte auf dem Plateau. Fraß alle, die vorbeikamen, aber im Tal hatte sie keinen belästigt. Der Vampir muss sie angestiftet haben. Die arme Mary.«
    Der Roul krümmte sich zu einer großen Pelzkugel zusammen und rollte zu Fofkin hinüber. Der kleine Elf tätschelte ihn.
    »Eure Leute«, sagte Beauty, »sind das auch Elfen und Rouls?«
    Fofkin schüttelte den Kopf.
    »Alles Menschen. Entführt. Alle weggeschleppt und in einen großen geschlossenen Karren gesteckt und fortgeschleppt. Arme Mary.« Eine Träne quoll aus seinem Auge und rann über seine Wange.
    »Roul«, tönte es dumpf aus der Pelzkugel.
    »Wohin waren sie unterwegs?« fragte Josh leise.
    »Nach Süden«, sagte der Elf.
    Isis stolzierte heran, setzte sich und begann ihren Bauch zu lecken. Joshua blickte auf sie hinunter.
    »Weißt du immer noch, wo du uns hinführst?« fragte er scharf.
    »Klarrrr.«
    Über ihnen wurde ein leises Summen hörbar. Josh hob den Kopf und sah den rot-goldenen Flatterling erregt über ihren Köpfen schweben. Isis sprang aus dem Sitzen zwei Meter hoch in die Luft, hieb mit der Pfote zu und erwischte den Flatterling beinahe mit einem einzigen Schlag. Als sie geduckt auf den Pfoten landete, gab Josh ihr mit der flachen Hand hinten eins drauf.
    »Du lässt den Flatterling in Ruhe«, rügte er.
    Isis wirkte unüberzeugt und schien erneut springen zu wollen. Der Flatterling gewann Höhe.
    Beauty

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