Zeit und Welt genug
Wald der Unglücksfälle.«
Josh sah ihn zweifelnd an.
»Das ist mehr Ost als Süd. Warum dahin?«
Ein braunes Kaninchen hoppelte heran, schnupperte an Klee und begann zu knabbern. Beauty reckte der Reihe nach die Hinterbeine.
»Greife laufen ungern, und Vampire hassen jede Anstrengung. Die beiden müssen, seid ihr muskulöser Freund tot ist, einen Wagen voll Menschen schleppen. Sie werden Hilfe brauchen.«
Josh nickte.
»Und ein zweiter Unglücksfall ist das beste für sie.«
Beauty rieb das Hinterteil an einer alten Eiche.
»Ich sehe sie vor mir, wie sie unterwegs streiten. ›Zieh doch, alte Fledermaus.‹ ›Zieh du, blöder Vogel, jetzt bin ich mit dem Fliegen dran.‹«
Josh lachte. »Wir könnten sie überholen und Ihnen anbieten, den Wagen zu ziehen.«
»Jarls Jagdhunde haben wir von ihrer Fährte schon abgebracht.«
»Sag mal, vielleicht fänden sie andere Beschäftigung für uns. Ihr Wasser holen … säen …«
»Ihnen die Hälse durchschneiden«, sagte Beauty.
»Ihnen die Hälse durchschneiden«, wiederholte Josh.
»Klarrrr«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Sie fuhren herum, Beauty bäumte sich auf, Josh duckte sich. Behaglich in einer Sonnenpfütze, die Pfoten unter dem Körper, die Augen halb geschlossen, saß Isis, die schwarze Katze aus dem Bordell.
»Isis«, sagte Josh.
Isis lächelte.
»Wer ist das?« fragte Beauty argwöhnisch.
»Die Katze gestern im Freudenhaus. Erinnerst du dich? Sie warnte uns in der Windmühle vor Jarls Leuten.«
»Und warum ist sie hier?«
Isis machte ihre fremden Augen groß.
»Neiiiin. Wi-iiie?« schnurrte sie.
»Ja, und wie, das möchte ich auch wissen«, sagte der Zentaur.
»Sie muss unsere Witterung aufgenommen haben«, meinte Josh. »Allzu weit sind wir nach dem weiten Bogen vom Bordell gar nicht entfernt.«
»Klarrrr«, sagte Isis. Sie stand auf, tappte auf Josh zu, lehnte sich an sein Bein und schnurrte.
Beauty schüttelte den Kopf.
»Die blöden Tiere scheinen in dich ganz vernarrt zu sein.«
Worauf Isis einen Buckel machte, den Pelz so sträubte, dass sie doppelt groß zu werden schien, und den Zentauren böse anfauchte. Beauty zog die Brauen hoch. Isis beruhigte sich ein wenig, blickte schmollend und knurrte: »Wirrrr sind niiiicht duuummm.«
»Wette, dass sie ein bisschen Menschenblut in sich hat«, sagte Beauty lachend. Ernster fügte er hinzu: »Aber es gefällt mir nicht, wie leicht sie uns gefunden hat. Oder wie lautlos sie war.«
»Warum bist du gekommen?« fragte Josh das kleine Wesen.
Isis blickte zu Boden, dann empor zu Josh.
»Wirrr deiiiin Määächen«, schmollte sie. Sie ließ sich auf den Rücken fallen, spielte ein paar Sekunden wie verrückt mit Joshuas Schnürsenkel, dann rollte sie sich auf die Seite und ließ ihre Pfote auf seiner Schuhspitze liegen.
Die beiden Jäger lachten. Josh bückte sich und kraulte die Katze am Bauch. Sie krümmte sich wohlig um seine Hand, riss die Hinterbeine hoch und hackte wild auf seinen Arm ein, biss ihn hinten ins Handgelenk, sprang weg und blieb ruhig stehen, als sei nichts geschehen, während sie sich putzte.
Beauty scharrte mit den Vorderhufen.
»Dein Gefolge ist treu, Joshua. Aber wir müssen weiter.«
Isis hörte auf, sich zu putzen.
»Neiiiin«, klagte sie.
»Wir müssen, Pelzgesicht«, sagte Josh. »Wir sind hinter dem Vampir her, in dessen Zimmer du gestern Nacht gewesen bist.«
Die Katze nickte kurz. »Weißßßß woooo.«
»Wir nehmen keine Katze auf die Jagd mit«, erklärte Beauty.
»Aber vielleicht weiß sie wirklich etwas«, widersprach Josh. »Sie hat uns schon im Bordell geholfen und hier gefunden. Offensichtlich hat sie eine gute Nase. Außerdem ist sie verschlagen. Ich glaube, das könnte nützlich sein.«
Beauty sah sie skeptisch an.
»Es wird gefährlich, kleine Katze. Bist du darauf vorbereitet?«
»Klarrrr«, sagte sie forsch und stolzierte auf dem Laub zwischen ihnen hin und her.
»Im Bordell wäre es für dich einfacher«, fügte Josh hinzu.
Sie zog die Brauen hoch, drehte den Kopf zur Seite und sagte wie zu dem Stein vor ihr: »Wirrrrr gelanngweiiilt.«
»Und du weißt, welche Richtung der Vampir eingeschlagen hat?« fragte der Zentaur.
Sie bejahte achselzuckend, als verdiene die Aufforderung, sich zu wiederholen, keine Antwort.
»Dann los«, sagte Joshua lächelnd.
Isis grinste und sprang Joshua auf die Brust. Unwillkürlich hob er die Hände und hielt sie fest. Sie blickte auf, fauchte leise und lockend: »Kussss!« und leckte einmal kurz
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