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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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wohl zumute, dass es ihn drängte, ein Lied zu singen, was er in Gesellschaft von Fremden selten tat. Er bat die Musiker, ihn zu begleiten, und sang mit wohlklingender, klarer Stimme:
     
    ›Der Jäger, der ging in den Wald,
    doch zog er wieder heimwärts bald.
    Das große Fest, es fängt schon an
    im grünen Laub, juchhe.‹
     
    Darauf fiel Beauty mit seiner rauen Baritonstimme ein:
     
    ›Drum hei hi ho
    und ho hei ho
    und heidideldum di hei
    im grünen Laub, juchhe.‹
     
    Wieder Jubel, wieder Musik. Wieder zu trinken, Gespräche, Spiele. Geschichten, grandios erzählt, von Schlachten, heroisch geschlagen, von Reisen, bedingungslos gemacht, von Todesproben, knapp bestanden.
    Bis einige Zeit später Lon aufstand und sagte, er wolle schlafen gehen. Er führte seine Gäste zu ihren Unterkünften – für jeden ein eigenes, üppig eingerichtetes Zimmer – und erklärte, es wäre ihm eine Ehre, wenn jeder sich einen Favoriten aus dem Harem aussuchen wollte. Josh und Beauty lehnten höflich ab; Lon ließ erkennen, dass er verstehe, obwohl Josh vermutete, dass der Vampir durch die Zurückweisung verletzt, wenn nicht beleidigt war. Jasmine wählte den schönen jungen Diener mit dem vielen Schmuck, hob ihn mühelos hoch und trug ihn in ihr Zimmer.
    Für Isis hatte Lon eine besondere Überraschung bereit: einen herrlichen Perserkater mit langhaarigem, violettem Pelz. Die beiden Katzen beäugten einander und umschlichen sich.
    »Mnnnnn«, sagte Isis, als der Kater sie durch einen dunklen Korridor in einen entlegenen Winkel verfolgte.
    Summina wurde kurz wach und flatterte näher an die Feuerglut heran. Endlich schlief alles.
     
    Bei Sonnenaufgang versammelten sie sich in der Bibliothek; die Wände waren vom Boden bis zur Decke voller Bücher. Josh hatte dergleichen noch nie gesehen. Er blickte staunend auf die vielen alten Bände, Folioausgaben, Goldschnittexemplare.
    »Sie können lesen«, flüsterte er Lon zu, als sei das ein Geheimnis zwischen ihnen. Lon lachte nur.
    Josh überlegte, dann fragte er Lon umständlich, ob es möglich sei, dass er seine Schriften – einschließlich jener, die er in der vergangenen Nacht kurz vor dem Einschlafen verfasst hatte – hier lassen könne, bei Lon, zur Aufbewahrung, in Gesellschaft all der anderen Bücher. »Sie könnten untereinander Gedanken austauschen, wenn keiner sie liest«, fügte Josh hinzu.
    Lon war gerührt. Er nahm Joshuas Schatz feierlich entgegen und erklärte, er empfinde es als Ehre, die Schriften bei seinen hochgeschätzten Bänden aufzubewahren. Er legte Joshuas Aufzeichnungen vorsichtig in ein Regal.
    Als sich alle eingefunden hatten, verabschiedete man sich mit großer Zuneigung und strengen Ermahnungen.
    »Geht zuerst nach Osten«, sagte Lon. »Das ist am sichersten. Biegt erst am Spiegelsee nach Süden ab. Von da ab müsst ihr euch auf eure Jagdinstinkte verlassen.«
    »Wir schaffen es, Lon«, gab Jasmine zurück. »Pass du auch auf dich auf.«
    Der vornehme Vampir nahm einen brünierten Degen mit Messingknauf von der Wand und reichte ihn seiner alten Freundin.
    »Diese Klinge hat das Blut vieler Feinde gespürt. Möge sie in deinen Händen nie darben.«
    Sie zog den Degen aus der Scheide, betrachtete ihn begeistert, schob ihn hinein und befestigte ihn an ihrem Gürtel.
    »Ich werde ihn auf dieser Jagd gut gebrauchen, lieber Freund.«
    Sie umarmten sich lange.
    Den anderen gab er je einen winzigen goldenen Anhänger in Form eines Blutstropfens. Josh brachte seinen am Gürtel an, Beauty knüpfte ihn in seine Mähne, Isis trug den ihren um den Hals.
    »Ihr müsst sie immer bei euch tragen«, sagte Lon ernsthaft. »Wenn ihr jemals meine Hilfe braucht, schickt den Anhänger zurück, und ich komme. Oder zeigt ihn meinen Freunden, wo sie auch sind, und sie werden auch helfen.« Er umarmte sie alle. »Genug«, sagte er. Seine Augen waren feucht.
    Schließlich führte er sie zu einem anderen Geheimausgang, tief im goldenen Morgen des Waldes, wo sie durch eine Rindentür im Stamm eines riesigen Eukalyptusbaumes hinaustraten.
    »Geht in gutem Blut«, sagte er und kehrte in seine Höhle zurück.

 
Kapitel 6
     
    Darin wird die Jagd schwungvoll
     
    S ie gingen stumm dahin, als der Wald lichter und wieder dichter wurde und Morgentauben im Laub von Liebe sangen. Mit jedem Grad, den die Sonne über den Bäumen emporstieg, sengte sie wieder eine Minute, wieder einen Tautropfen fort. Eichhörnchen schnatterten, Frösche rülpsten. Der Wald offenbarte sich.
    Die

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