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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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entwickelte sich ein großer Bluterguss. Jasmine wischte das faulige Blut an trockenem Gras von ihrer Klinge und schob den Degen in die Scheide. Isis, zu doppelter Größe aufgebuckelt, ließ langsam ihr gesträubtes Fell herunter, ohne die toten Unglücksfälle aus den Augen zu lassen.
    Beauty schnaubte.
    »Wir müssen rasch fort. Sogar Unglücksfälle haben in diesem Wald Freunde.«
    Josh zog sein Messer aus dem Kopf des augenlosen Wesens und reinigte die Klinge mit Erde und Moos. Er fühlte sich gut. Er war Dicey um einen Unglücksfall näher gekommen.
    Beauty bedauerte, dass er nicht einmal Zeit gefunden hatte, den Bogen zu spannen, und ließ seinen Ärger zum Teil an Jasmine aus.
    »Wenn wir vielleicht weniger Krach machen würden …«, fauchte er.
    Sie verbeugte sich knapp, um seinen Stolz nicht zu verletzen. Er tat sich aber auch auf seine Ehrlichkeit etwas zugute und fügte nur wenig milder hinzu: »Immerhin warst du schnell. Und hast gut gekämpft.« Damit drehte er sich um und trabte rasch davon.
    Die anderen folgten ihm stumm.
     
    Der kleine Raum war dunkel und eng und erfüllt vom schweißigen Geruch der Angst. Der Wagen holperte langsam über Buckel, hinauf, hinunter, seitwärts. Rose konnte durch Fugen in den Holzwänden des Wagens Licht sehen. Die Strahlen glitten über die schattenhaften Umrisse der sechs anderen, die ringsum gefesselt waren: Seelen in der Hölle.
    Draußen konnte sie das spöttelnde Brummen ihrer Bewacher hören, die neben dem Wagen hergingen. Sie hatte sich ihre Stimme eingeprägt, um sie unterscheiden zu können, falls sie je … weiter ging der Gedanke nie.
    Sie schätzte, dass es später Vormittag war, nach der Farbe der Lichtsplitter, die an ihren Augen vorbeizuckten. Später Vormittag und leichter Wind. In der Nähe das Geräusch von -
    Ein Poltern, ein Kippen, ein gewaltiges Krachen, als der ganze Wagen umstürzte und in einem Winkel von fünfundvierzig Grad liegen blieb. Rose saß an die raue Wand gepresst; sie wartete regungslos. Plötzlich wurde die Hintertür aufgerissen. Licht flutete in die kleine Zelle. Eine Gestalt stand vor Verschwommenem.
    »Alle raus!« sagte er. Die sieben gefesselten Geiseln krochen hinaus und blieben mit zusammengekniffenen Augen im Gras stehen.
    Rose, die Hände auf dem Rücken gefesselt, versuchte sich zu orientieren. Der Wagen, mit dem sie befördert worden waren, hatte ein gebrochenes Rad und lag umgekippt im Graben. Nicht mehr zu reparieren.
    Die sieben Gefangenen drängten sich zusammen – Rose, Dicey, Ollie und vier andere, die Rose vor ihrer Gefangennahme noch nie gesehen hatte. Alle hatten die Hände am Rücken gefesselt. Umstellt waren sie von acht Bewachern: drei Vampire, vier Unglücksfälle, ein Greif. Die Wachen besprachen leise ihre Lage. Dicey und Rose rückten näher zusammen und flüsterten miteinander.
    »Was werden sie jetzt tun?« fragte Dicey. Ihre Stimme klang stockend. Ollie schien immer noch in einem Schockzustand zu sein, in sich selbst zurückgezogen, stumm.
    »Weiß ich nicht«, sagte Rose. »Sie werden uns zu Fuß hinbringen müssen.«
    »Jetzt wird Josh uns ganz bestimmt finden«, meinte Dicey. »Wir hinterlassen überall Spuren.«
    Rose nickte.
    »Gras und Geruch«, sagte sie und spuckte auf den grasbewachsenen Erdboden. Dicey lächelte und drehte sich herum. Mit ihren gefesselten Händen riss sie Rose ein langes, schwarzes Haar aus und ließ es fallen.
    Einer der Vampire schaute herüber.
    »Was geht hier vor?« zischte er.
    Rose und Dicey schwiegen. Der Vampir kam mit drei langen Schritten herüber, packte das junge Mädchen an der Schulter und riss sie mit zu seiner Begleitung. Sie schrie auf, als er die Zähne in ihren Hals schlug und ihr Rubinblut saugte.
    Ihr Schrei brach ab. Sie war starr vor Entsetzen, während er seine Lust befriedigte. Rose stand sekundenlang wie gelähmt, dann stürzte sie auf den Schurken zu. Die anderen Gefangenen blickten dumpf. Einer der anderen Vampire schlug Rose mit dem Handrücken ins Gesicht; sie stürzte hin, schon bewusstlos, bevor sie auf den Boden prallte. Die Wesen lachten.
    Der Vampir, der Dicey schändete, löste den Mund von ihrem Hals und leckte sich die Lippen. Aus den Stichwunden rann Blut. Sie wimmerte. Der Vampir reichte sie an seinen Freund weiter und sagte: »Für Euch, Bal-Sire. Geöffnet und probiert.«
    Sie lachten wieder, als der Vampir, der Bal genannt wurde, Dicey heranriß und seinen Mund auf ihren blutenden Hals presste.
    Sie schloss die Augen und

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